German Council of Shopping Places

Wird sich die Lage im Juni endlich entspannen?

Bild: Ifo

rv DÜSSELDORF:Mit der Änderung des bundesweiten Infektionsschutzgesetzes zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie wollen Bundesregierung und Bundestag die Regelungen nicht nur verschärfen, sondern auch landesweit vereinheitlichen, um so Alleingänge einzelner Bundesländer zu verhindern. Wie zielführend ist das?

Zwar ist das Infektionsgeschehen in Deutschland regional sehr unterschiedlich – sehr hoch sind die Zahlen in Bundesländern mit vielen Einpendlern aus Osteuropa, gering etwa in Schleswig-Holstein – doch pocht Bundeskanzlerin Angela Merkel  auf eine bundeseinheitliche Regelung, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Seit vergangenen Herbst durchläuft Deutschland nach der verpatzten Impfstoffbeschaffung zunächst die zweite Welle und nun offenbar die dritte Welle.

Mit Blick auf die massiven Beschränkungen in einigen Teilen der deutschen Wirtschaft wie dem Nonfood-Handel, der Gastronomie, Kunst, Kultur und Messen hatte der German Council of Shopping Places (GCSP) den Epidemiologen und früheren Leiter des Influenza-Programms der WHO (Welt Gesundheitsorganisation) Prof. Klaus Stöhr, zu einem Webinar eingeladen, um über die geeignete Strategie zur Pandemie-Bekämpfung zu sprechen.

Grundsätzlich gab der Wissenschaftler zu bedenken, dass es bei der Pandemie-Bekämpfung nicht einen „einzigen Katalog“ geben kann, den man einmal erarbeitet und mit dessen Hilfe die Politiker erfolgreich durch alle Jahreszeiten kommen können. Das hätten aber die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten offenbar geglaubt, als sie der Bevölkerung kommunizierten, dass man das Infektionsgeschehen durch einen harten Lockdown für zwei bis drei Wochen eindämmen könne.

Tatsächlich braucht man aus Stöhrs Sicht eine langfristige Strategie, die für die Menschen – und das gilt auch für die Wirtschaft - planbar ist, mit Stufenplänen je nach Infektionsgeschehen. Auf gar keinen Fall sollten nach seiner Einschätzung die Schulen und Kindergärten geschlossen werden. Und auch eine zentrale Herangehensweise – wie jetzt auf Bundesebene - hält er nicht für zielführend. Das gehe an der Realität vorbei. Vielmehr sei es notwendig, sich bei der Pandemie-Bekämpfung an den regionalen Gegebenheiten auszurichten.

Da die gelieferten Impfstoffmengen im Laufe des zweiten Quartals steigen werden, geht Prof. Stöhr davon aus, dass hierzulande bis Ende Juni etwa 45 Mio. Menschen – und damit auch die 50-Jährigren – geimpft sein werden. Zweifellos unterstützt von den sommerlichen Temperaturen würden die Todeszahlen drastisch zurückgehen, ist er überzeugt, so dass die Menschen Ende Juni einen ganz anderen Druck ausüben würden, weil viele geimpft seien. Es gebe dann auch keine rechtlichen Gründe mehr, für diese Menschen die Beschränkungen aufrecht zu erhalten.

Der Wissenschaftler ist überzeugt, dass sich die politische Lage bis Ende Juni dramatisch verändern wird. Und er gibt zu bedenken, dass man den Menschen einfach nicht mehr verkaufen könne, dass nach zwei bis drei Wochen Lockdown alles gut sei. Nach dieser Entspannung kann sich der Epidemiologe nicht mehr vorstellen, dass man den Einzelhandel dann noch einschränken könne. Zumal es aus seiner Sicht ohnehin notwendig wäre, anhand von Studien genau zu untersuchen, wie das Infektionsgeschehen im Einzelhandel überhaupt ist.