Ceconomy AG

Veränderungen bei der Filialgröße

Das Online-Geschäft ist stark gewachsen. Foto: Media Markt

rv DÜSSELDORF. Vor allem die monatelangen Zwangsschließungen im Hauptmarkt Deutschland haben bei der Ceconomy AG Spuren hinterlassen. Während der Umsatz in den ersten neun Monaten – auch dank des Online-Vertriebs – um 5,4% auf 16,2 Mrd. Euro gesteigert werden konnte, ging das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Quartalsvergleich von -45 Mio. Euro auf -93 Mio. Euro zurück. Bei seiner ersten Telefon-Konferenz kündigte Karsten Wildberger, der zum 1. August den Vorstandsvorsitz übernommen hat, auch Veränderungen beim Filialnetz an.

Auf der Grundlage der bisherigen Geschäftsentwicklung und der aktuellen Erkenntnisse sieht sich der neue CEO der Ceconomy AG, Karsten Wildberger, derzeit in der Lage, für das gesamte Geschäftsjahr 2020/21 (30.9.) eine Prognose abzugeben. Dabei setzt er auf die seit der Wiedereröffnung zu beobachtenden Nachholeffekte und rechnet mit einer „moderaten Verbesserung“ des währungs- und portfolio-bereinigten Umsatzes, der im Geschäftsjahr 2019/20 bei 20,8 Mrd. Euro lag, und mit einem Ebit in der Bandbreite von 210 Mio. und 250 Mio. Euro.

Als Hauptgrund für den deutlichen Ergebnisrückgang in den ersten neun Monaten nennt Wildberger bei Vorlage der Quartalszahlen die Normalisierung der Kostenbasis, denn im Jahr zuvor sei das bereinigte Ebit im Rahmen der Pandemiebekämpfung durch staatliche Unterstützungsleistungen wie das Kurzarbeitergeld positiv beeinflusst worden. Beim Verkauf konnte die Ceconomy AG während der  Zwangsschließung dagegen von ihrem ausgedehnten Online-Vertrieb (Foto: Media Markt) profitieren. So erhöhte sich der Online-Umsatz bis Ende Juni – im Neun-Monats-Vergleich – um 75,1% auf 5,9 Mrd. Euro, nach 3,4 Mrd. Euro im Vorjahr.

Allein im dritten Quartal, als die stationären Märkte auch in Deutschland kontinuierlich wieder öffneten, erreichte das Plus im Online-Vertrieb noch 3,3% auf 1,5 Mrd. Euro. „Insgesamt lag der Online-Anteil am Gesamtumsatz bei über einem Drittel“, teilt das Unternehmen mit. Zum Vergleich: Im dritten Quartal des Vor-Corona-Jahres 2018/19 lag der Online-Anteil mit einem Umsatz von 594 Mio. Euro noch bei 13%. Das zeigt, wie sehr die Pandemie das Online-Geschäft befeuert hat. Auch die „Pick-up-Rate“ (online bestellen und im Markt abholen) ist bei Media Markt und Saturn seither von 32% auf nunmehr 43% gestiegen.

Auf dieser Grundlage will das Unternehmen mit den beiden Vertriebsschienen Media Markt und Saturn die Digitalisierung seines Geschäfts weiter vorantreiben – „online wie auch in den stationären Märkten“. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden 150 neue Stellen für Software- und App-Entwickler geschaffen.

Folgen hat diese Entwicklung freilich auch für das Ladennetz der beiden Vertriebslinien, allerdings betont Finanzvorstand Florian Wieser auch, dass ein größeres Restrukturierungsprogramm nicht geplant ist, wie dpa-afx berichtete. Bis Ende des  Geschäftsjahres 2020/21 am 30.9. sollen in Deutschland aber 13 Filialen geschlossen werden. Hierzulande hatte der Shutdown europaweit am längsten gedauert.

Im Ausland sollen zwischen zehn und 15 Filialen zumachen. Per Saldo wird das Ladennetz aber eher mehr als weniger Filialen umfassen, wie es heißt, nur will man mit neuen – möglicherweise kleineren – Formaten besser auf die Kundenbedürfnisse eingehen, die sich durch die Pandemie verändert haben.

Kleinere Märkte von Media Markt und Saturn sieht der Vorstand laut dpa-afx vor allem in den Innenstädten entstehen, „die mit einem ausgewählten Sortiment und digitaler Anbindung weniger Fläche benötigen“. Ein Beispiel dafür ist die Saturn-Filiale im Einkaufszentrum Sevens an der Königsallee in Düsseldorf. Im Zuge der Restrukturierung des Einkaufszentrums mit sieben Etagen im Jahr 2010 hatte Saturn seine Fläche deutlich ausgeweitet und sämtliche Stockwerke ab dem ersten Oberschoss belegt. Diese Fläche wird im Zuge des nächsten Umbaus sehr deutlich reduziert.

Des Weiteren kann sich CEO Wildberger künftig auch Shop-in-Shop-Konzepte mit einem kleinen Elektroniksortiment etwa in SB-Warenhäusern vorstellen. Als weiteres Format am oberen Ende des Filialnetzes nennt er „Lighthouse-Märkte" mit großen Flächen. Dafür dürften Standorte mit einem großen Einzugsgebiet geeignet sein.

Erste Tests gibt es bislang nur im Ausland. Hier sorgte auch die anhaltend hohe Nachfrage in Spanien, Italien und der Türkei – neben dem Online-Geschäft – dafür, dass in den ersten neun Monaten 2020/21 die schwache Entwicklung in Deutschland überkompensiert werden konnte und der Umsatz um 5,4% wuchs. Hierzulande sind die ersten neuen Formate im kommenden Jahr zu erwarten. Dabei dürfte der lange Shutdown die Entwicklung behindert haben.

„Mein erster Eindruck ist: Es gibt noch viel zu tun, aber das Unternehmen ist grundsätzlich auf dem richtigen Weg“, gibt Wildberger seine Einschätzung über die Ceconomy AG wieder. „Wir sind trotz widriger Umstände im Umsatz gewachsen und sind bei der Umsetzung unserer Strategie weiter vorangekommen.“ Auf die Zeit nach Corona habe sich das Unternehmen gut vorbereitet und setze dabei auf die verschiedenen Absatzkanäle. Denn der Markt für Consumer Electronics werde weiter wachsen. Kurzfristig bleibt die Frage, ob es im Absatzgebiet nochmals zu Zwangsschließungen kommen wird.