Erreichbarkeit der Innenstädte

Pkw-Kunden sind besonders attraktiv

Kunden, die mit dem Auto kommen, bleiben länger und kaufen mehr ein. Foto: Vierbuchen

rv DÜSSELDORF: Verkehrsberuhigte Zonen und autofreie Innenstädte werden von der Politik sehr geschätzt – nicht zuletzt wegen der hohen Umweltbelastung durch Feinstaub und CO2. In den Einkaufslagen der Metropolen mit ihrem dichten Einzelhandelsbesatz und der hohen Kundenfrequenz wäre der Autoverkehr auch sehr störend. In kleineren Städten mit weniger gut getaktetem öffentlichen Nahverkehr ist die Erreichbarkeit mit dem Pkw dagegen sehr wichtig. Und Kunden aus dem weiteren Umland sind auf Grund schlechter ÖPNV-Anbindungen aufs Auto angewiesen.

So wird die Diskussion über autofreie Innenstädte einerseits und die wichtige Erreichbarkeit der Cities mit dem Pkw zwischen Stadt und Handel schon immer kontrovers diskutiert. Mit der Frage, welche Bedeutung der Pkw und die Erreichbarkeit der Innenstädte für das Geschäft des Einzelhandels haben, setzte sich der Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) im Rahmen einer Umfrage in zehn deutschen Städten in den ersten beiden März-Wochen auseinander.

Demnach kamen mehr als Hälfte der befragten City-Besucher (54%) mit dem Pkw in die Innenstadt, 31% waren mit dem ÖPNV angereist und 10% zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Dabei spielt der Wohnort der Besucher die entscheidende Rolle. Denn, während auswärtige Gäste in der Mehrzahl mit dem Pkw (68%) und nur zu 25% mit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) anreisen, nutzen nur 40% der Bewohner der Stadt das eigene Auto für die Fahrt in die Einkaufsmeile. Fast genauso viele (37%) kommen mit dem ÖPNV. Die Möglichkeit, mit dem Fahrrad anzureisen nutzen 12% und 9% kommen zu Fuß.

Warum für den innerstädtischen Einzelhandel, der durch die langen Shutdowns zur Pandemiebekämpfung viel Umsatz eingebüßt hat, die gute Erreichbarkeit der Städte mit dem Pkw so wichtig ist, zeigt laut BTE der Blick auf die Kaufquote. Diese lag bei den Auto-Kunden mit 48% auf dem ersten Platz, vor den ÖPNV-Kunden mit 38%, den Fahrrad-Kunden mit 37% und den Fußgängern mit 33%.

Wie die BTE-Umfrage ergab, genießen die Pkw-Kunden ihren Stadtbesuch meist als Gemeinschaftserlebnis, denn mehr als zwei Drittel kommen zu zweit, bei 17% sitzen sogar drei und mehr Personen im Auto. Dagegen dominiert bei 67% der Fahrradfahrer und bei 57% der Fußgänger die Einzelanreise. Bei den Nutzern von Bus und Bahn kommen 48% allein.

Ein maßgeblicher Grund für die hohe Kaufquote der Pkw-Nutzer dürfte auch ihre lange Verweildauer in den Städten sein, so dass auch Muse für Spontan-Käufe bleibt. Etwa ein Viertel der Auto-Kunden bleibt mindestens drei Stunden, knapp ein Drittel kauft dann mindestens vier Teile im Textil- und Schuhhandel ein. ÖPNV-Kunden bleiben dagegen zu 94% maximal zwei Stunden und kaufen dann maximal drei Artikel. Ähnlich unterdurchschnittlich waren die Werte bei den Kunden, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad anreisten.

Versorgungsfunktion auch für das weitere Umland

Daraus zieht der Verband im Interesse des innerstädtischen Einzelhandels den Schluss, dass die Erreichbarkeit der Cities mit dem PKW gewährleistet werden muss, „um die wirtschaftliche Basis des Textil- und Outfithandels und damit auch die Funktion der Innenstädte und ihre Finanzierung als Ort der Begegnung und Kultur zu sichern“. Denn bekanntlich ist der Einzelhandel – bei allen Diskussionen um mehr Nutzungen in den Cities – der Hauptgrund für den Besuch der Innenstädte.

„Ein paralleler Ausbau des ÖPNV ist zwar erforderlich und aus Sicht des BTE auch wünschenswert“, so schreibt der Verband weiter, „er wird aber die Bedürfnisse der Auto-Nutzer schon aus Kapazitätsgründen nicht vollständig ersetzen können.“ Das gilt vor allem für die Kunden aus dem weiteren Umland, die schon auf Grund der meist schlechten Verbindung kaum auf Bus und Bahn ausweichen können. BTE: „Speziell die Politiker in den Großstädten und Oberzentren müssen daran erinnert werden, dass sie nicht nur Verkehrspolitik für ihre eigenen Bürger machen können, sondern ihre Stadt einschließlich des ansässigen Handels qua Gesetz auch eine Versorgungsfunktion für das Umland hat.“