GCSP-Umfrage

Hoffen auf den Aufschwung im nächsten Jahr

Viele Händler sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels. Foto: BTE

rv DÜSSELDORF. Nach dem harten Shutdown im März und April und der nur langsamen Rückkehr zur Normalität haben sich offenbar viele Unternehmen aus dem Einzelhandel, der Handelsimmobilien-Szene sowie dem Bankensektor damit abgefunden, dass die Lage 2020 unübersichtlich und schwierig bleiben wird. Sie haben das Jahr im Grunde gedanklich schon abgeschrieben. Die Mehrheit hofft aber, dass es 2021, wenn die Lage übersichtlicher wird, wieder stark bergauf geht.

Dieses Stimmungsbild hat der German Council of Shopping Places (GCSP) in einer von der Innofact AG im Juni durchgeführten Befragung unter 140 seiner Mitgliedsunternehmen eingefangen. Nur der vom Lockdown besonders hart getroffene Nonfood-Einzelhandel und die Banken blicken auch auf das Jahr 2021 noch mit größerer Zurückhaltung.

Konkret erwartet mit 58% eine deutliche Mehrheit der befragten Center-Manager und Center-Betreiber, Dienstleister, Berater, Investoren und Banken sowie Einzelhändler und Entwickler in diesem Jahr einen „eher negativen“ bis „sehr negativen“ Geschäftsverlauf. „Der Shutdown und die Kontaktbeschränkungen haben nachhaltige Folgen für die gesamte Wirtschaft“, schreibt der Verband in seiner kurzen Studie: „Das damit verbundene Gefühl der Unsicherheit begleitet uns über alle Branchen und Lebensbereiche hinweg, erschwert belastbare Planungen, verlangsamt Entscheidungen und letztendlich Investitionen“, heißt es.

An der Spitze der Pessimisten stehen die Einzelhändler, das gilt vor allem für das Gros der Nonfood-Händler, die vom Shutdown unmittelbar betroffen waren. 90% der Befragten aus dieser Gruppe sieht das laufende Geschäftsjahr eher negativ. Dagegen durfte der Lebensmittelhandel weiter öffnen und konnte so profitieren. Und auch beim Blick auf das Jahr 2021 ist die Mehrheit (58%) der Nonfood-Händler eher negativ gestimmt. Verstärkt wird die Skepsis in der Branche – vor allem im Mode-Handel - unter anderem durch den Strukturwandel, den die Digitalisierung mit sich bringt. Zumal der Online-Handel unmittelbar von der Schließung der stationären Verkaufsstellen profitieren konnte.

Eher negativ für das laufende Jahr sind auch die Erwartungen unter den Dienstleistern des Handelsimmobilienmarkts (63%), den Beratern (55%) und den Center-Managern resp. Center-Betreibern (51%). Unter den bereits oben erwähnten Befragten aus dem Bereich Banken und Investoren blicken 58% mit Skepsis auf das Jahr 2020.

Projektentwickler weiterhin optimistisch

Zu den Branchen, die ihren Optimismus ungeachtet von Shutdown und Kontaktsperre auch für das Jahr 2020 nicht verloren haben, gehören mit 40% als stärkste Gruppe die Projektentwickler. Nur 27% der Befragten aus dieser Branche sind laut Umfrage negativ gestimmt, aber immerhin 33% zeigten sich in ihrer Einschätzung auch unentschieden. Die Experten führen die überwiegend positive Stimmung unter Projektentwicklern nicht zuletzt auch darauf zurück, dass Wirtschaftskrisen die Bauwirtschaft in der Regel erst zeitversetzt erreichen und sich die Folgen der Corona-Krise für den Arbeitsmarkt in der Bauwirtschaft bislang noch kaum ausgewirkt hat. Hier dürfte auch die lange Bau-Boom-Phase noch nachwirken.

Insgesamt sind 25% der von Innofact befragten GCSP-Mietglieder allen Widrigkeiten zum Trotz für 2020 positiv gestimmt. Das gilt auch für 34% der Center-Manager/-Betreiber, für 32% der Investoren und Banken sowie 22% der Dienstleister und 18% der Berater. Nur aus dem Einzelhandel ist niemand (0%) optimistisch, aber 11% sind noch unentschieden.

Bei den Erwartungen für das Jahr 2021 haben sich die Vorzeichen umgekehrt. Hier sind 56% der Befragten „eher positiv“ bis „sehr positiv“ gestimmt und nur 24% „eher pessimistisch“ bis „sehr pessimistisch“. Die Mehrheit hofft offensichtlich, dass sich die Lage an der Covid-19-Front bis dahin entspannt hat und Impfstoffe entwickelt wurden. Aber immerhin 20% haben sich auch noch keine Meinung gebildet.

Besonders stark ausgeprägt ist der Optimismus für das nächste Jahr in der Gruppe der Berater (82%), vor den Projektentwicklern (67%), den Center-Managern-/ und Center-Betreibern (60%) und Dienstleistern (52%). Und selbst im Einzelhandel gibt es eine Gruppe (26%), die für 2021 eine Belebung ihres Geschäfts erwartet, in der Gruppe der Investoren/Banken sind es sogar 42%.

Die Zahl der Beschäftigten dürfte nach Einschätzung der Mehrheit in diesem und im nächsten Jahr per Saldo gleichbleiben, wie der GCSP in seiner Studie mitteilt: „In diesem Kontext kann zur Erklärung sicherlich auch die konjunkturelle Kurzarbeit angeführt werden, die bezogen auf die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland über alle Branchen hinweg im April bei 20% lag und somit um ein Fünffaches höher lag als der damalige Spitzenwert im Zuge der Finanzkrise 2009.“ Das federt zunächst vieles ab.

Auch wenn die Umfrage zunächst nur ein Stimmungsbild unter den 140 Mitgliedsunternehmen des GCSP wieder gibt und weniger auf einer repräsentativen Befragung beruht, so hilft sie nach den Worten von Sebastian Müller, Mitglied des GCSP-Beirats, in Zeiten, in denen auf Sicht geflogen werden muss, doch bei der Standortbestimmung und der Einordnung des Problems. Und auf dieser Basis will auch der Verband seine Arbeit vorantreiben.