Modehandel

Hitzesommer führte bei vielen zum Umdenken

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rv DÜSSELDORF. Als bedeutender Mieter für attraktive Einkaufsstraßen und Shopping-Center kommt dem Bekleidungseinzelhandel in der Handelsimmobilie-Szene eine bedeutsame Rolle zu. Vor allem der mittelständische Fachhandel sorgt für Vielfalt. In den Einkaufslagen. Doch die Krise namhafter Modehandelsketten hinterlässt im Vermietungsmarkt schon deutliche Spuren, nachdem die Handelsketten zuvor vielfach zu stark expandierten. Neben der wachsenden Online-Konkurrenz wird die Branche aber auch von hausgemachten Problemen geplagt. Der Branchenverband BTE registrierte zuletzt aber ein Umdenken unter den Einzelhändlern.

Vor dem Hintergrund eines nicht einfachen Modejahres 2019 konstatiert der Präsident des BTE (Bundesverband des Textileinzelhandels), Steffen Jost, in einem offenen Brief an die Branche „einige hoffnungsvolle Lichtblicke“. Denn rund die Hälfte der Unternehmen habe ihren Umsatz im Vorjahr steigern können - auch wenn er einräumen muss, dass die Vorgaben aus dem Jahr 2018 mit einem Sommer, der nicht enden wollte, relativ niedrig waren. Ob die gesamte Modebranche 2019 gemessen am Vorjahr einen höheren Umsatz erzielen konnte, wird sich zeigen, wenn die endgültigen Zahlen vorliegen.

Das für den Modehandel katastrophale Jahr 2018 hat nach Josts Worten allen „Verantwortlichen erbarmungslos offengelegt, dass der Modehandel endlich umsteuern muss, weg von immer mehr und immer früher reduzierter Ware und hin zu gezieltem, kurzfristigerem und bedarfsgerechterem Einkauf.“ Vor diesem Hintergrund hofft der Präsident, dass 2018 ein heilsamer Schock war für das Modebusiness, die nicht mehr zeitgemäßen Praktiken aufzugeben.

Erste Erfolge des Kurswechsels konnten einige Modehändler offenbar schon 2019 an ihrer Geschäftsentwicklung ablesen. Es gelang ihnen, den Umsatz zu halten oder sogar zu erhöhen, obwohl sie weniger Ware eingesetzt hatten. „Vor allem aber sind die erzielten Spannen höher, weil der Warendruck und damit die Abschriften sinken“, betont Jost. „Das ist auch zwingend notwendig, da die Kosten für gute Mitarbeiter und einen inspirierenden Point of Sale weiter steigen werden.“ Deshalb warnt der Präsident seine Kollegen dringend davor, wieder in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen.

Auch bei einer Reihe von Herstellern, die den Einzelhandel mit ihren zu frühen Lieferungen bisher unter Druck gesetzt haben und ohne deren Mithilfe die Branche schwerlich den Kurwechsel schaffen kann, sieht der Verbandspräsident einen Wandel, den der Handel in der Regel bei seiner Order auch honoriert. Gleichwohl gibt es nach Josts Feststellung noch zu viele Hersteller, die nicht bereit sind, umzudenken und die auf Wachstumsstrategien und Marktanteilsgewinne setzen, was – wie Beispiele zeigten – nicht zwingend zu auskömmlichen Renditen führe.

Dass sich die Bedingungen für den stationären Modehandel trotz dieser Neuausrichtung zuletzt verschlechtert haben, macht Lost an Diskussionen oder Beschlüssen zum Thema Fahrverbote und Plastiktüten sowie an der restriktiven Haltung nicht zuletzt der Gewerkschaften und Kirchen zu Sonntagsöffnungen fest. Dadurch werde vor allem der innerstädtische Handel benachteiligt und seine Position im Wettbewerb mit der Online-Konkurrenz geschwächt. Neben der Unterstützung durch die Lieferanten sieht der  BTE-Präsident deshalb auch die zuständigen Stellen in Politik und Verwaltung in der Pflicht, sich im Interesse der Innenstädte auch für eine faire Gleichbehandlung des örtlichen Einzelhandels im Wettbewerb mit anderen Vertriebskanälen einzusetzen.