Leerstand selten erfasst

Grundlage für vitale Stadtzentren fehlt

Problemfeld Leerstand. Foto: BBE

HIR DÜSSELDORF.Eine Befragung unter deutschen Kommunen im Rahmen des Projekts „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ zeigt laut IFH Köln, dass Leerstand bislang nur selten systematisch erfasst wird. Der Bedarf, dieses Thema planvoll anzugehen, wird bei Städten und Gemeinden inzwischen aber klar erkannt. Als Grundlage dafür kann die digitale Plattform LeAn® dienen, die das Werkzeug für ein digitales Leerstands- und Ansiedlungsmanagement liefert.

Wie wichtig die Lösung des Leerstandsproblems in deutschen Innenstädten, das durch die Zwangsschließungen zur Pandemie-Bekämpfung nochmals verstärkt wurde, ist, zeigt eine aktuelle bundesweite Befragung, die im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekts durchgeführt wurde. Demnach erfasst mehr als ein Drittel (35%) der befragten Kommunen den Leerstand in ihrer Innenstadt derzeit nicht systematisch.

Weitere 30% befassen sich erst seit Kurzem mit der Sammlung von Leerstands-Informationen und haben in den vergangenen vier Jahren Aktivitäten zur systematischen Leerstands-Erfassung angestoßen. Lediglich eine kleine Minderheit gibt an, sich schon seit zehn Jahren oder länger systematisch mit dem Thema Leerstand auseinanderzusetzen, wie das IFH Köln dazu berichtet.

Entscheidend ist jedoch, dass kaum eine Kommune – nicht einmal diejenigen, die aktuell nicht oder nur wenig von leerstehenden Gewerbeimmobilien betroffen sind – das Thema als unwichtig betrachten. Im Gegenteil: Die Befragung zeigt, dass die überwiegende Mehrheit (90%) eine Beschäftigung mit dem Thema als sehr wichtig und sehr dringlich einstuft.

„Die deutschen Kommunen wissen um die Dringlichkeit, das Thema Leerstand gezielt zu managen – jetzt geht es darum, ihnen die richtigen Standards und die dringend benötigten Werkzeuge hierfür an die Hand zu geben“, erklärt Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln: Diese Handlungsfähigkeit flächendeckend zu ermöglichen, habe sich das IFH mit den ‚Stadtlaboren für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung‘ vor diesem Hintergrund auf die Fahnen geschrieben.

In diesem Kontext besteht das übergeordnete Ziel der digitalen Plattform LeAn®, die aktuell im Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ von 14 Modellstädten gemeinsam mit dem IFH KÖLN und über 15 Projektpartnern entwickelt und erprobt wird, darin, Innenstädte im Trialog von Kommune, Immobilienwirtschaft und Anbieterseite dem kommunalen Zielbild entsprechend gestalten zu können. Die wesentlichen Grundlagen sind in diesem Kontext eine systematische Leerstandserfassung und eine Übersicht über die Gewerbeimmobilien.

Dabei heißt systematisch laut IFH bislang nicht digital: „Daten zu Gewerbeimmobilien in der Innenstadt liegen den meisten Kommunen – wenn überhaupt – in Form von Exceltabellen vor. Basis hierfür sind allzu häufig unregelmäßige Erhebungen, die kein vollständiges Bild zeichnen und deren Datenqualität zu wünschen übriglässt.

„Für die Steuerung der Innenstadt ist dies eine herausfordernde Lage“, gibt Eva Stüber, die das Projekt am IFH Köln koordiniert, zu bedenken: „Der Status quo ist unklar, die Zusammenarbeit mit anderen Planungsstellen in der Stadtverwaltung sowie den weiteren Stakeholdern der Innenstadt ist auf Excelbasis nicht möglich.“ Mit der Plattform LeAn® steht nach ihren Worten ab Januar 2023 allen deutschen Kommunen „eine leicht anschlussfähige Lösung zur Verfügung, die eine digitale, standardisierte Leerstandserfassung ermöglicht und damit auch den Grundstein für proaktives Ansiedlungsmanagement legt“.

Der Projektstand: Der Plattform-Release steht in den Startlöchern: Durch die agile Arbeitsweise und die frühe Nutzung eines Prototyps der digitalen Plattform, der in den Modellstädten ausgiebig erprobt wurde, ist das Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ laut IFH trotz der knappen Projektlaufzeit von nur 18 Monaten gut auf Kurs. Aktuell steht der erste große Plattform-Release bevor, das heißt, der Wechsel vom Prototyp auf die digitale Plattform LeAn®. Ein wichtiger Meilenstein, mit dem auch die technische Voraussetzung für Schnittstellen zu den unterschiedlichsten Systemen für die weitere Datenanbindung und ein Multi-User-Management mit Berechtigungslogik geschaffen wurde. Als erstes werden so die Frequenzmesslaser ihre Daten direkt in LeAn® melden.