Einzelhandel

Für Investitionen fehlt oft das Geld

Angst vor Verödung. Foto: Vierbuchen

Einzelhandel

Für Investitionen fehlt oft das Geld

HIR DÜSSELDORF.Nach zwei Jahren Pandemie, hohen Inflationsraten und einem seit Jahren währenden Strukturwandel durch das Internet, hat sich aus Sicht vieler Händler ein erheblicher Investitionsbedarf aufgestaut, um auf die neuen Herausforderungen zu reagieren, wie eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) unter gut 900 Handelsunternehmen ergeben hat. Für diese Zukunftsinvestitionen fehlt in der aktuellen Krise aber oft das Geld. Deshalb fordert der Verband klare und einfache Fördermaßnahmen von der Bundesregierung für Investitionen in Digitalisierung, eine Absenkung der Stromsteuer und weniger Bürokratie.

Wie Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE) rückblickend feststellt, war der private Konsum über viele Jahre hinweg ein stabilisierender Faktor für die gesamte deutsche Volkswirtschaft, doch die Pandemie sei bei vielen Handelsunternehmen an die Substanz gegangen, sodass bei vielen keine finanziellen Reserven mehr übrig seien. Dafür sprechen auch die zahlreichen Insolvenzen namhafter Handelsunternehmen in der jüngeren Vergangenheit. Nun kommt laut von Preen noch die hohe Inflation und in der Folge eine schlechte Verbraucherstimmung hinzu: „Das bringt viele Händlerinnen und Händler in eine extrem schwierige Lage.

Denn die befragten Einzelhändler sehen für sich durchaus die Notwendigkeit auf die Herausforderungen zu reagieren, wie die HDE-Umfrage ergab. So wollen 48% in die Digitalisierung und in Innovationsprojekte investieren, wobei Social-Media-Aktivitäten (42% der Nennungen), digitales Marketing (39% der Nennungen), Maßnahmen auf der Fläche wie Geschäftsausstattung und Ladenbau (39% der Nennungen) sowie Warenwirtschaftssysteme (35% der Nennungen) im Fokus stehen.

Ein weiterer wichtiger Investitionsschwerpunkt ist laut Umfrage der Klimaschutz. Hier sehen die Unternehmen die Notwendigkeit, in energiesparende Beleuchtung (38% der Nennungen), Photovoltaik (22%) sowie Elektromobilität und Ladesäulen (15%) zu investieren. Angesichts eines zunehmenden Arbeits- und Fachkräftemangels baut der Einzelhandel zudem vor allem seine Aktivitäten zur Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeitenden (51%) aus.

Dennoch sieht sich laut HDE-Umfrage knapp ein Drittel der Handelsunternehmen vor allem aus dem Mittelstand in diesem Jahr nicht in der Lage, solche Investitionen zu stemmen. Und 42% der befragten Unternehmen gaben an, dass sie weniger als im Vorkrisenjahr 2019 investieren wollen. „Die Branche weiß um ihren Investitionsbedarf“, erläutert der HDE-Präsident, „angesichts der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation aber sind viele Unternehmen nicht in der Lage, sich für die Zukunft aufzustellen.“

Denn die im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung getroffenen Maßnahmen von Seiten der Politik habe niemand in seinem Business-Plan gehabt und auch die exorbitant gestiegenen Inflationsraten sowie die hohen Strom- und Energiekosten seien nicht absehbar gewesen, so der HDE-Präsident weiter: „Deshalb ist es nun zwingend Aufgabe der Politik, die Unternehmen zu unterstützen. Ansonsten beschleunigt sich die Verödung unserer Innenstädte immer weiter.“

Deshalb fordert von Preen in der aktuellen Debatte um mögliche politische Unterstützung für die Wirtschaft, die Fördersummen zu erhöhen und im Wachstumschancengesetz auch Investitionen in die Digitalisierung, wie sie für den Einzelhandel derzeit elementar sind, als förderfähig aufzuführen. Zudem setzt er sich für eine Absenkung der Stromsteuer ein. „Neben gut ausgestatteten Förderprogrammen brauchen die Handelsunternehmen aber auch Freiräume für unternehmerische, kreative Ideen. Wir brauchen weniger Bürokratie und nicht immer neue, bis ins letzte Detail geregelte gesetzliche Vorgaben.“

Dabei denkt von Preen beispielsweise an rechtssichere und einfachere Regelungen zur Sonntagsöffnung oder weniger Einschränkungen für den Geschäftsbetrieb durch Lärmschutzvorgaben in Innenstädten.