Westfield-Hamburg-Überseequartier

Eine ganze Stadt in der Stadt

Ein Quartier mit 14 Gebäuden, viel Handel und Unterhaltung. Bild: URW

Mit nicht weniger als einem „Grand Opening“ wird am 25. April das Einkaufsviertel Westfield Hamburg-Überseequartier in der Hafen City eröffnet. Im Zentrum wird die Eröffnung des Einzelhandels-, des Gastronomie- und Freizeitbereichs stehen. Für diese Flächen liegt die Vermietungsquote nach Angaben von Andreas Hohlmann, Managing Director Austria & Germany bei Unibail-Rodanmco-Westfield (URW), mittlerweile bei rund 90%  das ist eine gute Quote in einem nicht leichten Umfeld.

Der Projektentwickler und Bestandshalter Unibail-Rodamco-Westfield (URW) hat 1,5 Mrd. Euro in das riesige Ensemble mit Mischnutzung investiert. Mit seinen 200 Läden auf 80 500 qm Fläche, drei von Accor betriebenen Hotels mit insgesamt 830 Zimmern, 579 Wohnungen, Büros für 4 000 Arbeitsplätze und einem Kreuzfahrtterminal lehrt das neue Quartier die „alte“ Hamburger City das Fürchten – auch wenn URW häufig betont, dass inzwischen gutes Einvernehmen zwischen dem örtlichen Einzelhandel und dem Konzern herrscht. Das Unternehmen rechnet mit 16,2 Mio. Besuchern jährlich.

Die Eröffnung kommt nicht gerade zur günstigsten Zeit. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung der Bundesbürger zeigen laut GfK spürbare Einbußen. Das Konsumklima ist nach einem Anstieg im Vormonat zu Jahresbeginn 2024 wieder deutlich zurückgegangen und mit einem Wert von -29,7 Punkten liegt der Konsumklima-Index deutlich im negativen Bereich: Keine günstigen Voraussetzungen für den privaten Konsum.

Per Saldo ist das neue Einkaufszentrum resp. Quartier eine Verbindung aus Freizeit, Shoppen, Wohnen und Arbeiten mit innovativen Services und Angeboten. Geplant sind mehr als 40 Gastronomie-Konzepte, von Sportbars über bekannte Ketten (Espresso House, Starbucks, Goa) bis zum Sterne-Restaurant. Als Highlight wurde mit dem internationalen Flagship-Partner Rhubarb Hospitality Collection (RHC) ein zentraler Ankermieter für das Fine-Dining-Cluster gewonnen. Mit dem südamerikanischen Restaurant Elemente und der Air Bar im 13. Stock soll er südamerikanisches Flair an die Elbe bringen. Hinzu kommen Kulturangebote, ein Kino und regelmäßige Events: Diese Mischung gilt heute als Erfolgsrezept, nicht nur für Einkaufszentren und bietet Authentizität, Aufenthaltsqualität und Erlebnis – also genau das, was der Hamburger City nach Meinung vieler Kritiker fehlt.

Und vor allem ist das citynahe Center gut und bequem erreichbar. Während die Innenstadt große Schritte in Richtung Autofreiheit macht, um die Qualität des öffentlichen Raums zu verbessern, stehen in der Tiefgarage des Überseequartiers 2 500 Parkplätze zur Verfügung, die sich Besucher allerdings mit Bewohnern, Büroangestellten und Hotelgästen teilen müssen. Damit dürfte das Center aber auch viele Besucher aus dem Umland anziehen. Hinzu kommen eine U-Bahn-Station, diverse Mobilitätsservices und 3 500 Fahrradstellplätze.

„Hier entsteht eine Stadt in der Stadt, in der das Einkaufen nicht mehr im Vordergrund steht“, sagte Andreas BartmannPräsident des Handelsverbandes Nord, „sondern Spaß, Kultur, Genuss, öffentliche Wahrnehmung, und dieses in einer einmaligen Lage am Wasser“. Und Citymanagerin Brigitte Engler ist schon lange überzeugt, dass „das neue Einkaufszentrum in der geplanten Größenordnung ein autarkes Center wird, das keine Anbindung an die Kern-City mehr benötigt“.

Viele bekannte neue Marken

In den vergangenen Wochen hat URW weitere 25 Partner an Bord geholt, darunter Karl Lagerfeld, die Kosmetikkette Sephora sowie die Designerin und Influencerin Karo Kauer mit ihrem ersten Laden in Norddeutschland. Insgesamt hat sich ein Mix aus internationalen, nationalen und lokalen Marken eingefunden. Auch die Partner für das Markthallenkonzept „The Kitchen“ stehen fast alle fest. Dort wird unter anderem das Chay mit asiatisch veganen Spezialitäten, das Poori mit indischer Küche sowie das Spießig mit modernen türkischen Gerichten eröffnen. Sushi gibt es beim Partner Zushi Market, edle Keramik und Geschirr aus Portugal bei Motel a Miio.

Zudem wird es einen Beauty-Bereich mit Friseur, Kosmetikstudio und einem Spa geben. Dass die Luxus-Kaufhauskette Breuninger hier ihren ersten Standort in Norddeutschland eröffnet, ist schon länger bekannt. Der Ankermieter wird auf 14 000 qm Fläche vertreten sein. Auch Hugo Boss und Gant, sowie H&M und Zara werden Geschäfte eröffnen. Darüber hinaus kommen auch Lascana sowie Only & Sons. Die Parfümeriekette Douglas ist ebenfalls vertreten und die Buchhandlung Thalia präsentiert ihr Sortiment auf rund 1 700 qm.

Ein weiterer starker Anziehungspunkt wird ein Premium-Multiplex-Kino sein, das der Betreiber Kinopolis auf 10 000 qm eröffnet. Mit zehn Sälen und mehr als 2 300 Sitzplätzen wird es das größte Kino Hamburgs sein. Ein architektonisches Highlight ist das von einer markanten Deckenkonstruktion überspannte 1 000 qm große Foyer, eine ideale Location für Premierenfeiern.

Ein wichtiger Baustein des Freizeitkonzepts im Überseequartier ist auch das Legoland Discovery Center auf 3 400 qm, der dritte deutsche Innen-Spielplatz. Eine Million Legosteine werden in verschiedenen Themengebieten wie Fahrgeschäften oder Modellbauworkshops verbaut sein. Betreiber ist der globale Eventkonzern Merlin Entertainment. Zudem eröffnet auf 3 100 qm der „Port des Lumières“. Der Hafen der Lichter ist eine Art digitales Kunstzentrum, Ableger des Lumières aus Paris.

Rewe und Budnikowski mit neuen Konzepten

Groß und besonders will sich auch der Lebensmitteleinzelhändler Rewe präsentieren, der auf gut 3 000 qm eine sogenannte Flagship-Filiale mit Metzgerei, Fischtheke und Kaffeerösterei eröffnet – ein „Rewe Leuchtturm-Markt der Extraklasse“, der auf die lokale Community ausgerichtet ist und ein sozialer Treffpunkt mit Events, Aktionen und lokalen Kooperationen werden soll. Der Fokus wird auf Frische, Lokalität und Spezialitäten liegen. An einzelnen „Workpoints“ sollen die Zubereitung von Produkten gezeigt und Verkostungen angeboten werden. Besondere Einkaufserlebnisse durch ein neuartiges Verkaufskonzept soll es auch bei der Drogeriemarktkette Budnikowski geben. Die Filiale ist als Aushängeschild des Unternehmens geplant; auf 800 qm wird die gesamte Produktpalette gezeigt und dabei die lokale Tradition des Hamburger Unternehmens hervorgehoben.

„Unsere Mietpartner werden bei uns auf großen Flächen mit übergroßen Schaufenstern außergewöhnliche Konzepte und ihre ganzen Produktwelten präsentieren“, sagt Andreas Hohlmann, Managing Director Austria & Germany bei URW: „Wer hierherkommt, soll nach dem Einkaufsbummel oder dem Legoland-Besuch noch in einer der vielen Gastronomien einkehren und spontan ins Kino gehen können“.

Eigentlich sollte das Mixed-use-Projekt wie bei der Grundsteinlegung bekannt gegeben wurde, bereits Ende 2021 fertig werden. Die Verschiebung wurde hauptsächlich mit der Corona-Pandemie begründet, der Schließung von Grenzen, Hygienemaßnahmen, geschichteten Arbeitszeiten und Homeoffice-Vereinbarungen. Auch die Komplexität des Bauvorhabens wurde als Grund für die Verzögerung genannt. Das Westfield Überseequartier ist mit 14 Gebäuden, übereinander geplanten Nutzungen und 419 000 qm Gesamtfläche hoch komplex. Am 10. Juni 2021 wurde es als erstes Großprojekt mit dem DGNB Vorzertifikat für nachhaltige Baustellen ausgezeichnet. Die drei Hotels werden voraussichtlich Ende April öffnen.