10. Wisag-Nachhaltigkeits-Radar

Die Wertsteigerung bei Immobilien durch Einhaltung von ESG ist kein Selbstläufer

Besonders wichtig ist die Vernetzung der Gebäudetechnik. Foto: Wisag

rv DÜSSELDORF. Die zwangsweise Arbeit im Homeoffice und die gesellschaftlichen Beschränkungen in den Hochzeiten der Pandemie haben vielen Menschen Zeit zum Nachdenken gegeben. Im Ergebnis ist bei vielen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gewachsen. Zudem erhöht der Green Deal der EU auch in der Immobilienbranche den Druck, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu rücken. Vor diesem Hintergrund bestätigt auch der 10. Nachhaltigkeitsradar der Wisag, dass die ökologische Bewirtschaftung von Immobilien sogar an Bedeutung gewinnt. Es gibt aber auch Skepsis.

So gab auch die Mehrheit (54%) der 594 für den 10. Nachhaltigkeitsradar der WISAG Facility Service Holding GmbH befragten Experten aus der Immobilienbranche an, dass sich ihre Haltung zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit nicht verändert hat und gut ein Drittel (34%) gab an, dass ihr Bewusstsein für diese Themen durch die Pandemie sogar noch geschärft wurde. Nur insgesamt 10% der Befragten meinten, dass Nachhaltigkeit durch die Pandemie in den Hintergrund gerückt ist oder sie äußerten zu dem Thema keine Meinung.

Auch die Antwort auf die Frage, ob der Druck in den Unternehmen, das Engagement für Nachhaltigkeit zu stärken, zunehme, fiel mit 75% Zustimmung sehr eindeutig aus. Laut Nachhaltigkeitsradar ist der Einsatz für die Umwelt heute ein „Muss“, zumal gesetzliche Vorgaben den Druck erhöhen. Das treibt 58% der Befragten an. „Vor allem Asset Manager verspüren einen zunehmenden Druck, das Nachhaltigkeitsengagement zu verstärken“, schreibt die Wisag: „In diesem Ergebnis spiegelt sich die steigende Nachfrage von Investoren und Anlegern nach nachhaltigen Kapitalanlagen wider. Schließlich sind es die Asset Manager, die für die Wertentwicklung von Immobilien verantwortlich sind.“

Besonders hoch ist die Zustimmung zu dieser Aussage im Segment Fachmärkte, (siehe Grafik) die sehr viel Energie verbrauchen, mit 82%. Zudem ist hier der Anteil der Bestandsimmobilien, die in sehr einfacher Bauweise sehr schnell hochgezogen wurden, sehr groß. Damit wächst der Druck zur Nachrüstung. Es folgen Hotels mit 74%, der Gesundheitsbereich mit 70%, Shopping-Center mit 68% und Filialisten aus dem Einzelhandel sowie Büros als Anlage-Klasse mit je 61%.

Zu den bevorzugten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele gehören laut Nachhaltigkeitsradar vor allem digitale Technologien wie etwa Sensorik und Videokonferenzen sowie die Umstellung auf alternative Energiequellen und auf einen klimafreundlichen Fuhrpark wie Hybridfahrzeuge, E-Mobilität und vieles mehr. „Und um ihre Immobilien umweltfreundlicher zu bewirtschaften, wählt die Branche insbesondere ein klimafreundliches Beleuchtungskonzept (z. B. mittels LED-Leuchtmitteln), die Optimierung des Energieverbrauchs sowie ein nachhaltiges Entsorgungsmanagement (Abfalltrennung, Recyclingkonzepte etc.)“, wie die Wisag Facility Service Holding schreibt.

Wichtig ist die Performance der Immobilie

Ein anderes Thema ist die CO2-Performance der Immobilien, die ja eine elementare Grundlage für die Verminderung des CO2-Ausstoßes und die damit ein wesentlicher Schritt ist, um die Klimaneutralität erreichen zu können. Hier ergaben die Messungen laut Wisag aber noch großen Handlungsbedarf, beispielsweise mit Blick auf die unzureichende Vernetzung der Gebäudetechnik und die fehlende Dokumentation von Daten etwa in einer Gebäudedatenbank, die eine Verbesserung erst einmal behindern.

Insofern sei diese Erkenntnis alarmierend, heißt es im Nachhaltigkeitsradar dazu. „Hier ist Eile geboten: In engem Austausch zwischen Kunde und Dienstleister müssen mehr innovative, digitale Lösungen entwickelt werden, um die Hürden bei der Messung der CO2-Performance aus dem Weg zu räumen,“ mahnt Holger Kube, der für das WISAG Nachhaltigkeitsradar verantwortlich zeichnet.

Trotz dieser insgesamt positiven Haltung zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Immobilien-Branche gibt es unter den befragten Experten mit Blick auf die ESG-Kriterien und dem damit verbundenen Arbeitsaufwand eine kontroverse Haltung. Wie es im Nachhaltigkeitsradar heißt, ist immerhin fast die Hälfte bereits davon überzeugt, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien zu Wertsteigerungen beim Verkauf einer Immobilie führt.

Der administrative Aufwand ist ganz erheblich

Es gibt aber auch fast genauso viele Befragte, aus deren Sicht der administrative Aufwand für das Erreichen der CO2-Einsparungen zu hoch ist. Und ein Drittel ist überzeugt, dass die Rendite durch den hohen Investitionsbedarf geschmälert wird und Leerstand dadurch nicht unbedingt vermieden werden kann. Beim Thema Mieteinnahmen und Erfüllung von ESG-Kriterien halten sich Befürworter und Gegner in etwa die Waage.

Vor diesem Hintergrund kommt auch das Nachhaltigkeitsradar zu dem Ergebnis, dass die Einhaltung der ESG-Kriterien zwar zur Wertsteigerung von Immobilien beitragen könne, dass dies jedoch kein Selbstläufer ist. „Denn der hohe Investitionsbedarf und der administrative Aufwand müssen ebenfalls einkalkuliert werden“, heißt es.