Handel im Lockdown

Die Unternehmen fordern eine Perspektive

Weniger Frequenz seit Ausbruch der Pandemie. Foto: Comfort

rv DÜSSELDORF. Schon lange vor Ablauf der zweiten Verlängerung des jüngsten Shutdowns bis zum 31. Januar haben Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Bundesländer die nächste Verlängerung der Zwangsschließungen von Handel, Gastronomie, Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen bis zum 14. Februar beschlossen. Derweil scheinen die Infektionszahlen zurückzugehen, Umsatz, Ertrag und Motivation der betroffenen Branchen aber auch.

„Der vom Lockdown betroffene Einzelhandel verliert an jedem geschlossenen Verkaufstag im Januar durchschnittlich 600 Mo. Euro Umsatz“, rechnet der Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth vor: „Nach dem weitgehenden Verlust des Weihnachtsgeschäfts in November und Dezember können viele Handelsunternehmen diese unverschuldeten Verluste wirtschaftlich nicht mehr kompensieren.“ Und auch Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie (BdS), die schon zum 2. November schließen musste, klagt: „Die wirtschaftliche wie persönliche Kraft sowie der Optimismus sind bei vielen Unternehmerinnen und Unternehmern erschöpft.“

Belegante hätte sich von Bundesregierung und Ministerpräsidenten konkrete Beschlüsse gewünscht, die Mut machen, statt die Gründung einer Arbeitsgruppe anzukündigen, die eine Öffnungsstrategie erarbeiten soll und eine Home-Office-Anordnung, die an der betrieblichen Realität vorbeigeht. Mit Blick auf die Perspektivlosigkeit vieler Unternehmer fordert sie, „dass die angekündigte Arbeitsgruppe unverzüglich ihre Arbeit aufnimmt, um zeitnah Perspektiven eröffnen zu können“.

Auch der HDE hofft auf die zügige Erarbeitung eines Konzepts für eine sichere und gerechte Öffnungsstrategie. „Der so extrem von den Schließungen betroffene Nonfood-Einzelhandel braucht bei Einhaltung aller Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eine Zukunftsperspektive“, mahnt Genth. Wichtig ist aus seiner Sicht, dass die Politik transparenter aufzeigt, welche Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen, damit die Nonfood-Händler ihre Läden wieder öffnen dürfen. Immerhin sind laut Genth 50 000 Geschäfte gefährdet. Für die unbestimmte Übergangszeit bis zur Normalität mahnt der Verband bei Bundesfinanz- und Bundeswirtschaftsministerium an, die Verbesserungen bei der staatlichen Überbrückungshilfe für den Einzelhandel schnell umzusetzen.

So setzt sich der HDE schon seit Wochen dafür ein, dass Abschriften auf Saisonware berücksichtigt werden, dass auch Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 500 Mio. Euro Hilfen beantragen können und der monatliche Höchstbetrag von 500 000 Euro Überbrückungshilfe entfällt. Und für die am härtesten vom Shutdown betroffene Modebranche sei die Anrechnung der Teilwertabschriften von Saisonwaren bei der Fixkostenermittlung für die Überbrückungshilfe entscheidend.