Factory Outlet Center Markt Europa

Deutschland und Frankreich stehen bei Markenherstellern hoch im Kurs

FOC in Ochtrup. Foto: McArthurGlen

 HIR DÜSSELDORF. Factory-Outlet-Center (FOC) haben gemäß einer Analyse des Immobilienberaters Savills in den vergangenen Jahren europaweit an Attraktivität gewonnen, da viele Konsumenten ihre Ausgaben für Nicht-Basiskonsumgüter wie Bekleidung oder Luxusgüter wie Uhren und Schmuck einschränken und stattdessen vermehrt auf heruntergesetzte Markenartikel setzen, die vornehmlich in Outlet-Stores erhältlich sind. Diese bieten die begehrte Kombination aus günstigem Preis und hoher Qualität.

Vor diesem Hintergrund wurden in einer Umfrage des Wiesbadener Beratungsunternehmens Ecostra internationale Markenhersteller befragt, welche europäischen Länder für sie das größte Expansionspotenzial bei FOCs bieten. Dabei ist Deutschland mit 46% der Nennungen unter den Branchenvertretern der gefragteste Zielmarkt, in den sie innerhalb der nächsten drei Jahre expandieren wollen. Es folgen Frankreich mit 35%, Spanien mit 29% und Großbritannien sowie Italien mit jeweils 19%.

Die Gründe für Deutschlands Spitzenposition in der Umfrage liegen auf der Hand. Denn Deutschland hat gemessen an den anderen großen europäischen Ländern mit 18 Outlets nur eine geringe Dichte an Factory Outlet Center. Spitzenreiter ist Großbritannien mit 38, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die Insel bei den Markenherstellern nicht so hoch im Kurs steht. Hier dürften sie schon hinreichend präsent sein und ihr Potenzial ausgeschöpft haben. Italien hat laut Ecostra 26 Objekte. In Deutschland liegt die FOC-Fläche vor diesem Hintergrund bei ca. 4 qm pro 1 000 Einwohner gegenüber 11 qm in Großbritannien und 12 qm in Italien. Hinzu kommt die hohe Kaufkraft, die laut GfK hierzulande bei 26 271 Euro pro Kopf und Jahr liegt. Das zeigt, dass die Markenhersteller hierzulande in punkto FOC-Einkauf noch Potenzial für sich sehen.

Nach den Worten von Daniel Kroppmanns, Director und Head of Retail Agency Germany bei Savills, ziehen solche Fabrikverkaufszentren – nicht nur in Deutschland – in der Regel Kundschaft auch aus größerer Entfernung an. Die bewusste Entscheidung, einen längeren Weg auf sich zu nehmen, geht nach seiner Beobachtung meist auch mit dem konkreten Wunsch einher, sich etwas zu gönnen und Geld auszugeben, was im Handel häufig zu einer erhöhten ‚Conversion Rate‘ führt. 

Reduzierte Preise für Markenartikel insbesondere aus dem Luxussegment vermitteln auch das Gefühl, ein besonderes Schnäppchen gemacht zu haben. Mit einem attraktiven Gastronomie- und Freizeitangebot erhöhen die Factory Outlet Center zudem die Aufenthaltsqualität und damit die Verweildauer der Besucher.

Mit 25 Outlet Center in neun Ländern ist McArthurGlen der größte Betreiber von Fabrikverkaufszentren in Europa. In Deutschland sind es drei Standorte, darunter das Designer Outlet (DOC) Neumünster oder das DOC im niederländischen Roermond, in der Nähe zur deutschen Grenze. Der Bau eines vierten deutschen FOC in Remscheid (Visualisierung: McArthurGlen) ist derzeit in Arbeit und soll voraussichtlich 2024/2025 fertig werden.

Der spanische FOC-Spezialist Neinver belegt mit 19 verwalteten Outlet Centern den zweiten Platz. Zum Portfolio gehören etwa das ‚The Style Outlets‘ im französischen Roppenheim (Foto unten: Neinver), das sich in unmittelbarer Nähe zur deutsch-französischen Grenze befindet. Durch diese strategische Lage profitiert das Outlet von einem erweiterten Einzugsgebiet, das Käufer aus beiden Ländern anzieht. Neinver ist laut Savills der einzige Branchenvertreter in Europa, der eine Nachhaltigkeitszertifizierung für alle von ihm betriebenen Outlet-Center erhalten hat.

Angesichts der steigenden Beliebtheit von FOCs sowohl bei Einheimischen als auch bei Reisenden erkennen internationale Einzelhändler das Potenzial dieser Einkaufsdestinationen. Vor diesem Hintergrund beziehen laut Savills immer mehr internationale Einzelhändler Outlet-Center in ihre Expansionsstrategien mit ein, um von diesem wachsenden Marktsegment zu profitieren. Zusätzlich bieten FOCs die Möglichkeit, Warenüberbestände, die in der Pandemiezeit nicht verkauft werden konnten, als Qualitätswaren zu günstigeren Preisen anzubieten. Auf Grund ihrer niedrigeren Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Einkaufszentren sind FOC laut Studie zudem weniger stark von hohen Energiekosten betroffen.

„Die Attraktivität von Outlet-Centern ist zum Teil auf ihre hohe Leistungsfähigkeit in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs zurückzuführen, da sie in der Regel 30 bis 70% Rabatt auf Waren gewähren und einem zunehmend kostenbewussten Verbraucher ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten“, erläutert Georgia FerrisEuropean Research Analyst bei Savills. Hochwertiges Design, ein breites Markensortiment und eine attraktive Mischung aus Einkaufs- und Freizeitangeboten sind aus ihrer Sicht weitere Faktoren, die die Attraktivität von FOCs ausmachen.