Corona Consumer Check

Der regionale Einkauf gewinnt an Bedeutung

Quelle IFH

rv DÜSSELDORF.Die Menschen in Deutschland sind vom andauernden Lockdown zunehmend genervt, bestätigt der neue Corona Consumer Check des IFH in Köln. Und nachdem die Zwangsschließungen inzwischen schon über zwei Monate dauern und ein Ende nicht absehbar ist, verschieben sich die Einkäufe weiter ins Netz. Das eröffnet freilich auch stationären Händlern großes Potenzial bei Cross-Channel-Angeboten. Zumal der Einzelhändler vor Ort in der Gunst weiter steigt.

Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge des zweiten harten Shutdowns schlagen den Bürgern zunehmend auf die Stimmung, wie das IFH Köln herausgefunden hat– zumal die jüngste Ministerpräsidenten-Konferenz im Februar keine Perspektive für Lockerungen eröffnete und die Furcht im Raum steht, dass Lockerungsmaßnahmen bis Ostern verschleppt werden sollen.

Laut IFH-Umfrage gaben Ende Januar (KW 4) denn auch 38% der Befragten an, dass sie von den Zwangsmaßnahmen „genervt“ sind. Das sind doppelt so viele, wie zu Beginn des ersten Shutdowns im März 2020 mit 19%. Und 32% gaben an, dass sie sich „angespannt“ fühlen, 14% fühlten sich „ängstlich“.

Der Blick auf die Befragungsergebnisse seit dem ersten Shutdown im März 2020 zeigt denn auch, dass die Verstimmung der Bundesbürger im vierten Quartal des Vorjahres zugenommen hat. In der zweiten Novemberwoche etwa zeigten sich 31% genervt und 29% angespannt. Entspannt fühlten sich Ende Januar dieses Jahres nur 26% der Befragten. Das ist der niedrigste Wert der gesamten Pandemie-Phase. 

Dass der Online-Handel von diesem Frust profitiert, zeigt die Tatsache, dass 34% der Befragten im Januar Einkäufe, die sie normalerweise im stationären Geschäft erledigen, in den Online-Shop verlagert haben. Das waren acht Prozentpunkte mehr als noch Ende 2020 im Weihnachtsgeschäft. Nur im Mai (KW 19) des Vorjahres war der Wert mit 35% etwas höher.

Derweil versucht der stationäre Handel mittels Cross-Channel-Ansätzen wie „Click & Collect“ seine Kundinnen und Kunden auch bei geschlossenen Läden zu erreichen. Laut IFH sind neue Serviceangebote der stationären Einzelhändler für viele Konsument*innen interessant. Allerdings seien sie erst wenig bekannt und würden somit noch selten genutzt. Am meisten genutzt wurde von 17% der Befragten „Click & Collect“, dicht gefolgt von Lieferservice-Angeboten von Händlern (16%).

Neuere Cross-Channel-Services wie beispielsweise die Beratung über soziale Netzwerke, virtuelle Showrooms oder Virtual Shoppingangebote werden noch kaum genutzt (5%), obwohl diese von den befragten Konsumenten als interessant bewertet werden. Sie sind aber noch kaum bekannt. Aus Sicht des IFH liegt im Ausbau dieser und weiterer Cross-Channel-Angebote, begleitet von der entsprechenden Kommunikation resp. Werbung in dieser Zielgruppe, ein wichtiger Ansatz für den stationären Einzelhandel.

Zumal die Befragungen zum Corona Consumer Check auch ergeben haben, dass regionales und nachhaltiges Einkaufen in der Krise an Relevanz gewinnt. Das kommt den Händlern vor Ort zugute. „In Deutschland wurde in den vergangenen Monaten immer mehr Wert auf den Einkauf bei lokalen Händlern und auf Nachhaltigkeit gelegt, online wie auch offline“, schreibt das IFH: „Denn auch lokale Onlinemarktplätze wurden im Verlauf der Pandemie verstärkt genutzt – Tendenz steigend, vor allem bei der jüngeren Zielgruppe.“

Konkret gab rund die Hälfte (49%) der Befragten an, dass sie in Zukunft häufiger lokal einkaufen und dabei auch auf Nachhaltigkeit achten wollen. Im vergangenen Jahr hatte schon rund ein Drittel (34%) der Befragten bewusst die Händler vor Ort unterstützt und auf nachhaltige Produkte (32%) gesetzt. Auch bei der Nutzung von lokalen Online-Marktplätzen ist es nicht bei reinen Willensbekundungen geblieben. So ist die tatsächliche Nutzung der lokalen Onlinemarktplätze laut IFH-Befragung während der Pandemie um drei Prozentpunkte auf durchschnittlich 15% gestiegen, bei den 18- bis 29-Jährigen stieg der Anteil sogar von 20% auf 31%.

Und wenn die Befragten ihre zuletzt geäußerten Absichten in die Tat umsetzen, dann wird der Anteil der Einkäufe auf lokalen Onlinemarktplätzen in diesem Jahr über alle Altersgruppen hinweg auf durchschnittlich 23% steigen. Der Zuwachs wird vor allem auf die Aktivitäten älterer Menschen zurückgehen, denn die jüngeren Altersgruppen werden ihren Anteil mit 31% in etwa konstant halten.