Gerry Weber Gruppe

Der Modeanbieter lässt die Insolvenz hinter sich

Gerry Weber Zentrale. Foto: Gerry Weber

rv DÜSSELDORF: Der Modehersteller und Einzelhändler Gerry Weber kann mit neuer Kraft ins Jahr 2020 starten. Wie das Unternehmen aus Halle in Westfalen Anfang des Jahres mitteilte, hat das Amtsgericht Bielefeld zum 31. Dezember 2019 das Insolvenzverfahren der Gerry Weber International AG (GWI) in Eigenverwaltung aufgehoben. Der Insolvenzantrag war am 25. Januar 2019 gestellt und das Verfahren am 1. April des Vorjahres eröffnet worden.

Damit beginnt das neue Jahr nach den Worten von Johannes Ehling, Vorstandssprecher der Gerry Weber International AG (GWI), für die Traditionsmarke „wieder als Unternehmen im Normalbetrieb mit einer soliden Kapitalbasis, neuen Eigentümern und mit einem klaren Konzept für die Zukunft“. Der Bekleidungshersteller und Händler habe die Insolvenzphase genutzt, um die schon zuvor eingeleitete Restrukturierung und Neuausrichtung voranzutreiben. Das ist im Rahmen eines Insolvenzverfahrens leichter, weil es z.B. einfacher ist, langfristig laufende Mietverträge kurzfristig zu kündigen. Und auch der Arbeitsplatzabbau wird dadurch erleichtert.

Für den ehemaliger Generalbevollmächtigten der GWI, Christian Gerloff von Gerloff Liebler Rechtsanwälte, ist das Insolvenzverfahren „ein Musterbeispiel für das gelungene Zusammenspiel aller Beteiligten in der Eigenverwaltung“. Aus Sicht des in der Modebranche bewanderten Rechtsanwalts war es nur so möglich, ein so großes und komplexes Verfahren in nicht einmal einem Jahr zu beenden, wobei mit 3 600 auch die überwiegende Zahl der Arbeitsplätze bei Gerry Weber und der früheren Tochtert Hallhuber erhalten werden konnte. „Schnelligkeit und Klarheit über den weiteren Weg sind insbesondere in der schnelllebigen Modebranche sehr wichtige Kriterien“, weiß Gerloff, „um das Vertrauen der Kunden und der Geschäftspartner zu behalten und das operative Geschäft zu sichern“.

Eine der gravierendsten Veränderungen bei der GWI, die zu den größten Mode- und Lifestyleunternehmen Europas gehört, ist der Wechsel bei der Eigentümerstruktur. Im Zuge des Insolvenzverfahrens ist die Familie des Unternehmensgründers Gerhard Weber komplett aus dem Eigentümerkreis ausgeschieden. Um die finanzielle Basis für die Implementierung der neuen Struktur zu sichern, fungierten die Investoren Robus Capital Management,Whitebox Advisors und J.P. Morgan Securities, als Plansponsoren. Sie stellten neue Mittel in Höhe von bis zu 49 Mio. Euro bereit, um die Gläubiger zu befriedigen und die Finanzierung des Geschäfts zu sichern. Im Gegenzug haben sie 100% des Aktienkapitals der Gerry Weber International AG übernommen. Wie das Unternehmen nach Abschluss des Insolvenzverfahrens berichtet, können die Gläubiger, die den Insolvenzplan im September angenommen hatten, mit „weit überdurchschnittlichen“ Befriedigungsquoten auf ihre jeweiligen Forderungen von rund 32 bis zu über 50% rechnen. Zudem hebt Sachwalter Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH hervor, dass ein nennenswerter Teil der Gläubiger dank des kreativen, innovativen und maßgeschneiderten Insolvenzplans in die Unternehmensgruppe reinvestieren und von der erwarteten Wertaufholung nach Abschluss der Restrukturierung partizipieren kann, statt nur eine Barquote zu erhalten.