Galeria Karstadt Kaufhof

Das Warenhaus-Netz wird neu aufgestellt

Die neue Galeria-Filiale in Frankfurt. Foto: Galeria

rv DÜSSELDORF. Nachdem die Warenhaus-Kette Galeria Karstadt Kaufhof, die nun nur noch „Galeria“ heißt, im Zuge des Schutzschirmverfahrens und der anschließenden Insolvenz in Eigenverwaltung im Sommer 2020 bundesweit 47 Filialen geschlossen hat, präsentierte CEO Miguel Müllenbach Ende Oktober die neue Strategie für die 131 verbliebenen Warenhäuser. Im Fokus steht die Einteilung der Filialen in die drei Kategorien „Weltstadt-Filiale“, „regionaler Magnet“ und „lokales Forum“.

Damit knüpft die Führung der aus den Warenhausunternehmen Karstadt und Kaufhof fusionierten Galeria an eine Strategie an, die Karstadt schon zu Beginn der 1990er-Jahre konzipiert hatte. Denn das Problem, das die Warenhäuser seit den 1980er-Jahren – mit der wachsenden Konkurrenz durch Fachmärkte und Shopping-Center – beschäftigt, ist die Heterogenität ihres Filialnetzes mit unterschiedlichen Filialgrößen und Standorten in unterschiedlichen Städten und Stadtteillagen mit unterschiedlicher Kaufkraft und Frequenz.

Am erfolgreichsten waren die großflächigen Flaggschiffe in den Metropolen, die damals bereits in der Kategorie „Weltstadthäuser“ zusammengefasst waren. Mit ihren großen Flächen konnten sie ein umfangreiches Sortiment bieten. Und die hohe Frequenz kaufkräftiger Kunden aus einem großen Einzugsgebiet eröffnet die Chance, hochwertige Marken anzubieten. Daran knüpft offenbar auch die Galeria-Führung mit ihrer Kategorie „Weltstadt-Filiale“ für Häuser ab 30 000 qm an. Pilot-Filiale ist das frühere Kaufhof-Haus an der Hauptwache in Frankfurt am Main, die Ende Oktober von Galeria-CEO Miguel Müllenbach der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

In der Galeria Frankfurt (Foto) wurden Bereiche wie die Sportabteilung, Haushaltswaren und Heimtextilien erweitert und mit Luxusmarken angereichert, wie das EHI in seinen News berichtet. Im Mode-Angebot gibt es Marken wie Boss, Maerz oder Marco Polo – um nur einige zu nennen. In der sechsten Etage wurde auf 1 500 qm eine „Airetage“ für kaufkräftige Ausländer mit einem bunten Sortimentsmix aus Premiumprodukten eingerichtet, die hier steuerfrei gekauft werden können. Zudem gibt es ein Premiumrestaurant mit Rooftop-Bar und Blick auf die Frankfurter Skyline.

Im Untergeschoss gibt es eine 2 300 qm große Markthalle, die sich als Premiumanbieter mit Alleinstellungsmerkmal präsentiert und Besonderheiten wie eine Bedieninsel mit 700 Käsesorten bietet oder ein riesiges Weinsortiment sowie Gin- und Whiskyangebote. Von Vorteil ist die Verbindung zur U-Bahnstation Hauptwache. 25 Mio. Euro wurden in den Umbau investiert. Insgesamt haben etwa 10 bis 14 Filialen das Potenzial zur Weltstadt-Filiale.

Ein größeres Problem sind die kleineren Warenhäuser in Mittel- und Kleinstädten, weil hier genau austariert werden muss, welches Sortiment für den Standort passt. Das erfordert viel Feintuning. Das berücksichtigt Galeria mit den beiden Formaten „lokales Magnet“ – das 16 000 qm große Pilothaus wurde am 28. Oktober in Kassel eröffnet – und „lokales Forum“ für Häuser mit 6 000 bis 10 000 qm. Die Pilot-Filiale eröffnete zeitgleich in Kleve am Rhein.

Bei den lokalen Magneten wird das Warensortiment mit externen Dienstleistungen wie Sneaker-Reinigung, Fotoshop oder dem Service-Bereich für Bürgerdienste der Stadt Kassel gekoppelt, um das Warenhaus als „das vernetzte Herz der Innenstadt“ zu etablieren, wie Müllenbach sagt. Etwa 50 Warenhäuser fallen in diese Kategorie.  Etwa 50 bis 60 Warenhäuser sollen in den nächsten sechs Jahre komplett umgebaut werden. Dafür sollen nach Unternehmensangaben 600 Mio. Euro bereitstehen.