5. Logix Publikation Klimabilanzierung

Auf dem Weg zur CO2-Neutralität

Erstes CO2-neutrales Logistikzentrum in Muggensturm. Foto: Prologis

HIR DÜSSELDORF. Der Klimaschutz gewinnt an Dringlichkeit. Dies gilt auch für die Logistikbranche und für die Immobilienwirtschaft. Deshalb widmet sich die neue Publikation der Initiative Logistikimmobilien (Logix) dem Thema Klimabilanzierung von Logistikimmobilien. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der klimaneutrale Bau von Logistikimmobilien bereits heute sowohl aus technologischer und bautechnischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht möglich ist. Entscheidend für den Erfolg der Klimaschutzmaßnahmen bei der Errichtung von Logistikimmobilien ist vor allem die Zusammenarbeit aller Interessenvertreter eines Ansiedlungsvorhabens.

Im Rahmen der Corona-Pandemie ist die Logistik verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Viele Menschen entwickelten durch die Erfahrungen mit Lieferengpässen im Lockdown ein Bewusstsein für die systemrelevante Versorgungsfunktion der Branche. Dabei rückte auch die Logistikimmobilie als wesentlicher Teil der Supply Chain in den Fokus der Diskussionen.

Zur Sicherung der nationalen Versorgung wurden Forderungen nach dem Ausbau regionaler Lager- und Logistikkapazitäten laut, in denen Waren gelagert, umgeschlagen, kommissioniert und verarbeitet werden können, sodass der Bedarf an neuen Objekten, der durch den boomenden Online-Handel ohnehin stark gestiegen ist, noch weiterwächst.

Parallel zu dem seit Jahren wachsenden Markt für Logistikimmobilien – im ersten Halbjahr 2020 wurde laut JLL ein Transaktionsvolumen von 3,83 Mrd. Euro erzielt – steigen auch die Anforderungen an die Branche. Durch die Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz steht der Sektor unter Handlungsdruck. Denn obwohl Logistikimmobilien im Wirtschaftsbereich „Logistik“ einen relativ geringen Anteil an den Treibhausgasemissionen ausmachen, können sie bei der Umsetzung einer Klimaschutzstrategie einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Klimas leisten.

Wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Klimaschutzstrategie bei Immobilienvorhaben ist eine Klima-Bilanzierung, also die systematische Erfassung der Treibhausgasemissionen wie CO2 bei der Erstellung, Nutzung und dem Rückbau von Immobilien. Diese steht im Zentrum der neuen Publikation Klimabilanz – Impulse für die Logistikimmobilien-Wirtschaft der Logix Initiative, die damiteinen wichtigen und notwendigen Impuls für die Logistikimmobilienbranche setzt.

Denn auch bei der Bereitschaft vieler Unternehmen und ihrer Partner, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, gibt es nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten. So fehlt ein klares und allgemeingültiges Verständnis für die wichtigsten Schlüsselbegriffe wie „umweltfreundlich“, „klimaneutral“ oder „CO2-Reduzierung“ und ein stichhaltiges Wissen über die konkreten Maßnahmen, um Klimaschutz tatsächlich umzusetzen.

Neben einem systematischen Überblick über die bestehenden, gesetzlichen Rahmenbedingungen und die existierenden Nachhaltigkeitsstandards lautet eine wichtige Erkenntnis der Publikation, dass Logistikimmobilien mit Blick auf den Klimaschutz aus ganzheitlicher Sicht betrachtet werden müssen. Denn für die AutorInnen greift die Fokussierung allein auf den Energieverbrauch während der Nutzung der Immobilie zu kurz. Vielmehr sollten Emissionen auch bei der Errichtung der Gebäude und beim späteren Rückbau – also der gesamte Zyklus des Gebäudes als Lebens-Prozess – betrachtet werden.

 Klimaneutrale Logistikneubauten sind unkompliziert

Trotz der vielfältigen Herausforderung bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen lautet das Fazit: Angesichts der Dringlichkeit der bereits spür- und messbaren Klimaveränderungen seien klimaneutrale Logistikneubauten nicht nur geboten, sondern auch unkompliziert möglich. Dies gilt nicht nur aus der baulichen oder technologischen, sondern auch aus der wirtschaftlichen Perspektive. Ein weiterer Fokus der AutorInnen liegt auf der Analyse der verschiedenen Stakeholder, ihrer Perspektiven und ihrer Enflussmöglichkeiten bei der Realisierung einer klimaneutralen Immobilie. Im Mittelpunkt scheint dabei der Projektentwickler zu stehen mit seiner Schnittstellenfunktion zwischen den Nutzern, den Investoren und den Kommunen, die ihre unterschiedlichen Anforderungen und Vorstellungen an ihn herantragen.

Entscheidend ist dabei das Verhältnis zu den Kommunen, da sie die maßgebliche Instanz bei Ansiedlungsvorhaben sind und damit auch bei der Umsetzung nachhaltiger Projekte. Denn sie vertreten die Anliegen der Bevölkerung, die in den vergangenen Jahren einen wachsenden Einfluss auf die Realisierung von Projekten hat.

Dem Projektentwickler bleibt damit die schwierige Aufgabe, die komplexen und meist divergierenden Interessen der Stakeholder zusammenzuführen. Idealerweise gelingt es ihnen frühzeitig, alle Interessenvertreter im Planungsprozess auf gemeinsame Ziele und Methoden einzustimmen und durch die ganzheitliche Vorgehensweise eine bestmögliche Lösung zu finden.

„Während die Aspekte Klimaschutz und CO2-Neutralität in der Logistik bislang primär im Bereich Transport und Verkehr berücksichtigt werden, fehlen vergleichbare, umfassende Untersuchungen für die Logistikimmobilienbranche. Deshalb wollten die AutorInnen ein informatives Übersichtswerk vorlegen, das für Projektentwickler, Kommunen, Nutzer und Investoren eine Grundlage für die Bearbeitung dieses komplexen Themas biete, wie Malte-Maria Münchow, Sprecher der Logix Initiative, sagt: „Mit der Publikation schließt Logix an die Aktivitäten des vergangenen Jahres an.“ So habe die Jury bei der Vergabe des Logix Award 2019 die erste in Deutschland errichtete CO2-neutrale Logistikimmobilie ausgezeichnet.

Laut Münchow trägt die verstärkte Berücksichtigung dieses Themas auch dazu bei, „neue Standards bei der Projektentwicklung von Logistikimmobilien zu schaffen“. Und damit soll vor allem das Ansehen von Ansiedlungsvorhaben bei der Bevölkerung und den Kommunen positiv beeinflusst werden. Die Logix-Publikationen stehen zum kostenlosen Download unter https://www.logix-award.de/forschung zur Verfügung.