Einkaufsstadt Düsseldorf

Weitere Belastungen für die Schadowstraße

Schadowstraße, seit Jahren eine Baustelle. Foto: Handelsimmobilien Report

Die Entscheidung der Stadt Düsseldorf, unter der Einkaufsmeile Schadowstraße eine U-Bahn-Linie und im Stadtzentrum zwei Großimmobilien mit Einzelhandel und Büros zu bauen, hat die Innenstadt für mehr als ein Jahrzehnt in eine Großbaustelle verwandelt. Die Großprojekte sind weitgehend fertig, mit der Neugestaltung wird jetzt begonnen. Nun sollen zwei Warenhäuser geschlossen werden.

Die Düsseldorfer Einkaufsmeile Schadowstraße, benannt nach dem Maler Wilhelm von Schadow, soll nach Abschluss des U-Bahn-Baus im Jahr 2016 und der Fertigstellung des innerstädtischen Shopping-Centers Kö-Bogen II „wieder zu einer höchstwertigen Einkaufslage und einem attraktiven öffentlichen Raum“ werden, gibt  die Beigeordnete Cornelia Zuschke das Ziel vor. Seit 2008 ist die Shopping-Meile eine Dauerbaustelle, die den Passanten und den Einzelhändlern sehr viel zumutet. Wichtige Straßenfeste, die Frequenz bringen, konnten nicht ausgerichtet werden und auch der Weihnachtsmarkt war alles andere als weihnachtlich.

Nachdem auch die wesentlichen Bauarbeiten am Mischobjekt Kö-Bogen II abgeschlossen sind und mit der Off-Price-Marke TK Maxx hier im August der erste Mieter eröffnet hat, soll die inzwischen verkehrsberuhigte Straße nach den Plänen von Bruun & Möllers Landschaften zwischen dem Kö-Bogen-Areal resp. der Bleichstraße im westlichen Teil und dem Karstadt am östlichen Ende neu gestaltet werden. In einem Jahr will die Stadt damit fertig sein.

„Die Schadowstraße braucht eine eigene Identität“, betont die Beigeordnete Zuschke, wobei besondere Möbelstücke wie die geplanten gelben Lounge-Sessel mit dem bezeichnenden Namen „Schadow“ und besondere Orte, „wie etwa ein Wasserspiel vor Karstadt“ diese neue Identität schaffen sollen. Doch mit dem Bild vom anheimelnden Wasserspiel vor der denkmalgeschützten Fassade der 33 000 qm großen Karstadt-Filiale aus dem Jahr 1954 bekommt die schöne Vision von der neuen Identität einen Riss. Denn in den Schaufenstern prangen große Plakate mit Rabattaktionen und der Ankündigung, dass die Filiale zum 31. Oktober schließt.

Genauso wie in den Fenstern der Kaufhof-Filiale, die nur durch die Tonhallenstraße getrennt gleich nebenan steht. Hier heißt die Straße allerdings schon „Am Werhahn“. Der Standort befindet sich nicht direkt an der Einkaufsmeile. Beide Häuser stehen auf der Liste der rund 50 Karstadt- und Kaufhof-Filialen, die im Zuge des aktuellen Insolvenzverfahrens geschlossen werden sollen.

Für die Stadt Düsseldorf und ihre Einkaufsmeile, die ohnehin nicht übermäßig lang ist, sind die Schließungen ein Jahr vor Abschluss der Neugestaltung ein herber Schlag, denn insbesondere das Karstadt-Haus bildet am östlichen Ende den Abschluss der Straße – oder aus der Gegenrichtung betrachtet: den Eingang zur Innenstadt. Leerstand gerade an dieser Stelle wäre das schlechteste, meint auch Sven Schulte von der IHK Düsseldorf.

Leerstehende Gebäude dieser Größenordnung stehen zweifellos nicht für den Aufbruch, den die Rheinmetropole derzeit vermitteln will. Entsprechend äußerte Oberbürgermeister Thomas Geisel in einem Brief an den Eigentümer von Galeria Karstadt-Kaufhof, René Benko, seine große Betroffenheit über die Entscheidung, wie Antenne Düsseldorf berichtete.

Eine Schließung beider Warenhäuser würde aus Sicht des Oberbürgermeisters eine große Lücke reißen. Mit Blick auf die bedeutsame Lage direkt am Ende der Schadowstraße möchte Geisel zumindest die Schließung von Karstadt verhindern und den wichtigen Standort erhalten, wie die Stadt auf Anfrage bestätigt: „Zurzeit laufen Gespräche mit allen Beteiligten“, heißt es. Über den aktuellen Stand wollte sich die Stadt „aus Gründen der Vertraulichkeit“ derzeit nicht näher äußern.

Die Stadt möchte Schließung von Karstadt verhindern

Auch bei Karstadt in Düsseldorf geht es - wie bei den anderen Warenhäusern auf der Schließungsliste – um die Höhe der Miete. Und hier hakt es offenbar. Der Vermieter, die Ärztekammer Berlin, ist bislang offenbar nicht zu Zugeständnissen bereit. In großen Aktionen sammeln die Karstadt-Mitarbeiter bei den Kunden deshalb schon seit Wochen Unterschriften für den Erhalt der Filiale. Sollte sich die Schließung nicht abwenden lassen, dann sollten die Verantwortlichen aus Sicht von Sven Schulte „schnell und mutig handeln“ und neben Einzelhandelsflächen im Parterre – das Souterrain ist nach dem Umbau vor zwei Jahren an Rewe, Aldi und einen Asia Markt vermietet – andere Nutzungen in Erwägung ziehen.

Ob sich eine Neupositionierung der denkmalgeschützten Großimmobilien angesichts der ungewissen wirtschaftlichen Lage, die der Shutdown im Frühjahr und die Corona-bedingten Beschränkungen für die deutsche Wirtschaft mit sich bringen, schnell realisieren lässt und ob sich attraktive Mieter aus dem Einzelhandel finden lassen, ist schwer zu sagen. Das Vermietungsgeschäft läuft eher schleppend. Belastet wurde das Geschäft von Karstadt und Kaufhof zweifellos durch die jahrelangen Beeinträchtigungen, die die Baustellen mit sich gebracht haben. Hinzu kommt, dass die Straßenbahnhaltestellen vor den Eingängen beider Häuser durch die U-Bahn weggefallen sind. Mit der Neugestaltung der Schadowstraße und der Normalisierung der Frequenz würde sich die Geschäftslage aber zweifellos wieder beleben.

Die Lage der Kaufhof-Filiale am Werhahn ist aber ohnehin eine andere als die von Karstadt. Die Immobilie gehört Karstadt-Kaufhof-Eigentümer Benko und seiner Signa Gruppe, die auf dem Grundstück ein „Hochhaus“ plant, wie in Düsseldorf zu hören ist. Über die geplante Nutzung ist noch nichts bekannt. Auf Anfrage teilte die Stadt dazu mit, dass die österreichische Signa Gruppe „Pläne für die Entwicklung des Standorts Wehrhahn der Verwaltung vorgestellt“ hat. „Diese Pläne werden natürlich geprüft.“ Nähere Details wurden auch hier nicht genannt.

Klar aber dürfte sein, dass ein Hochhaus an diesem Standort mit Blick auf die Bebauung im Umfeld unter architektonischen und städtebaulichen Gesichtspunkten ziemlich aus dem Rahmen fallen dürfte - und für die Stadt womöglich nicht leicht zu schlucken ist. Andererseits entwertet die Signa Gruppe den Standort dieses Projekts und beeinträchtigt den Zugang zur Schadowstraße, wenn die benachbarte Karstadt-Filiale für längere Zeit leer steht.

Viel Gesprächsbedarf zwischen der Stadt Düsseldorf und der Signa-Gruppe gibt es auch noch bei dem zweiten Projekt des Immobilienunternehmens in der Rheinmetropole, bei der Umwandlung des Carsch Hauses mit seiner riesigen Fläche im Souterrain in ein „KaDeWe“ nach Berliner Vorbild.

Für sein Prestige-Warenhaus möchte der österreichische Investor vom Heinrich-Heine-Platz aus einen attraktiven Zugang ins Basement schaffen. Dafür müsste der Vorplatz des Carsch Hauses mit seinem charakteristischen Pavillion und viel Raum für den beliebten Weihnachtsmarkt im Winter völlig umgestaltet werden. Mit diesem promienten Zugang würde aber eine optische Verbindung zur Körnerstraße und damit zur nahen Königsallee geschaffen. Auch hier dürfte es für die Verantwortlichen nicht leicht sein, diesen charakteristischen Platz in der Altstadt herzugeben.

Vor diesem Hintergrund stellt sich dem Betrachter die Frage, ob die prominente Karstadt-Filiale nicht als Faustpfand dient, um sich für ein Entgegenkommen bei den wichtigen Bauprojekten die Streichung von der Schließungsliste „abhandeln“ zu lassen. Zuvor wurden schon in Berlin nach zähen Verhandlungen zwischen Stadt und Signa vier Warenhäuser von der Streichungsliste genommen. Denn der Berliner Senat zieht die Karstadt-Neubauplanungen für den Hermannplatz an sich, da der Bezirk Kreuzberg den Abriss und Neubau des Hauses am Herrmannplatz blockiert, wie die Berliner Zeitung in diesem Zusammenhang berichtete. Dabei versicherte der Regierende Bürgermeister Michale Müller aber, dass die Bezirke mit ihren Interessen berücksichtigt würden.