rv DÜSSELDORF: Nachdem die globale Bautätigkeit Anfang 2024 erste Anzeichen einer Belebung gezeigt hat, was am Anstieg des Construction Activity Index (CAI) von +10 auf +15 abzulesen war, hat sich der positive Trend gemäß RICS Global Construction Monitor (GCM) im zweiten Quartal verfestigt. In diesem Kontext erhöht sich in Europa der CAI von +6 im ersten auf +12 im zweiten Quartal, den höchsten Wert seit Anfang 2022. Dazu trug – neben den Niederlanden mit +6 auf +31 – auch Deutschland durch einen Anstieg des Bautätigkeitsindexes von +12 auf +20 bei.
Zu dieser positiven Entwicklung in Europa hat vor allem beigetragen, dass der private Wohnungsbau anders als in den Vorquartalen positiver eingeschätzt wird als der Infrastruktursektor, der auf globaler Ebene als Haupttreiber der Bautätigkeit gesehen wird. In Europa stieg der Index der Bautätigkeit im privaten Wohnungssektor von +25 auf +27. In Deutschland erhöhten sich die Erwartungen der Bautätigkeit für die nächsten zwölf Monat laut RICS Global Construction Monitor (GCM) im privaten Wohnungssektor sogar deutlich von +22% auf +42%. Das lässt für den gebeutelten Wohnungssektor hoffen.
Dagegen liegen die Erwartungen für den Gewerbesektor laut RICS GCM in den meisten Ländern unter denen der anderen Marktsegmente. Das ist nicht verwunderlich, da beispielsweise der Bürosektor seit der Zinswende und dem verstärkten Trend zum Homeoffice in einem Strukturwandel steckt. Und auch die Bautätigkeit im Bereich Handelsimmobilien wird seit Jahren etwa durch den Strukturwandel geprägt, der vom Online-Handel angestoßen wurde. Dagegen ergaben die Befragungen der RICS unter mehr als 3 000 Immobilienexperten weltweit, dass sich der Ausblick für die Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien in Deutschland vom negativen in den positiven Bereich dreht und im zweiten Quartal von -8% auf +31% gestiegen ist.
Zu den Hemmnissen, die die Bautätigkeit in Europa behindern, gehören laut RICS seit der Zinswende 2022 die finanziellen Beeinträchtigungen, wie 61% anmerken, aber auch von den Planungs- und Regulierungsvorschriften, die es in Europa gibt, fühlen sich 59% eingeschränkt. Ein weiteres Thema, das die Marktaktivitäten beeinträchtigt, ist für gut 50% der Befragten der Mangel an Fach- und Arbeitskräften. In Deutschland fühlen sich mehr als zwei Drittel (69%) der Befragten gleichermaßen von den finanziellen Beeinträchtigungen, den Planungs- und Regulierungsvorschriften und dem Arbeitskräftemangel behindert.
In ihrem Fazit kommt Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB), zu dem Ergebnis, dass sich die europäische Baubranche erholt und Deutschland maßgeblich dazu beiträgt, dass der Construction Activity Index zum dritten Mal in Folge gestiegenen ist. Dabei bleibt zwar der Bereich Infrastruktur der Treiber, doch wird in Europa auch die Entwicklung des privaten Wohnungsbaus – mehr als im Rest der Welt – positiv eingeschätzt. „Die positiven Aussichten für die nächsten zwölf Monate sind weitere Anzeichen einer Erholung, insbesondere im privaten Wohnungssektor“, so Eickermann-Riepe.