Netzwerk Retail PIN

Wandel als Chance, aber ohne Blaupause

Retail PIN-Forum beim Handelsimmobilien-Kongress. Foto: MEC/Matthias Felten

HIR BERLIN:Beim Handelsimmobilien Kongress (HIK) in Berlin trat das Netzwerk Retail PIN erstmals geschlossen als Kompetenzteam auf – und setzte damit ein markantes Zeichen für die strategische Neuausrichtung der Handelsimmobilienbranche. Mit gebündelter Expertise aus Projektentwicklung, Beratung, Asset Management, Recht und Immobilienmanagement analysierten MEC, Dr. Lademann & Partner, Savills, Nuveen Real Estate, GSK Stockmann und Wisag die wesentlichen Gamechanger einer Branche im Umbruch.

Im Mittelpunkt des Retail PIN-Forums beim Handelsimmobilien-Kongress in Berlin stand die zentrale Frage: Wie lassen sich Handelsimmobilien unter disruptiven Bedingungen zukunftsfähig entwickeln? Die Antwort: Nur durch konsequente Transformation, lokale Passgenauigkeit und interdisziplinäre Strategien.

Ein zentrales Fazit des Kompetenzteams lautete: Standardisierte Antworten greifen nicht mehr. Erfolgreiche Standortentwicklung erfordert heute eine präzise Analyse individueller Einflussfaktoren – von der Sozialstruktur über die Mobilität bis hin zur Wettbewerbssituation im Einzugsgebiet. Nur so lassen sich tragfähige Zielbilder entwickeln, die auch unter volatilen Rahmenbedingungen resilient bleiben. Veränderung wird damit zur aktiven Chance: Handelsimmobilien können durch gezielte Verdichtung und neue Nutzungsmischungen nicht nur ihre Frequenz steigern, sondern auch ihre Rolle in der Stadtstruktur neu definieren – als urbane Quartiere mit Aufenthaltsqualität und ökonomischer Substanz.

Die neuen Rahmenbedingungen erfordern auch ein radikales Umdenken im Asset Management. Der klassische 10-Jahres-Mietvertrag gehört der Vergangenheit an – flexible Laufzeiten von drei bis fünf Jahren werden zur Norm. Investoren, Betreiber und Eigentümer von Handelsimmobilien müssen sich auf kürzere Veränderungszyklen, operative Eingriffe und eine höhere Managementintensität einstellen. Mietermärkte verschieben die Machtverhältnisse zugunsten starker Marken, während schwächere Konzepte ausgelesen werden. Der Retail PIN spricht hier von einem fortlaufenden Konsolidierungsprozess, der den Druck auf Vermieter und Bestandshalter erhöht – aber zugleich auch Freiräume für neue Konzepte schafft.

Gleichzeitig zeigt sich: Die Wertschöpfungspotenziale sind längst nicht ausgeschöpft. Vor allem digitale Technologien – von Verbrauchsdatenerfassung über Robotik bis zu KI-gestützter Steuerung – helfen, die Betriebskosten von Handelsimmobilien zu optimieren und den gestiegenen Anforderungen institutioneller Anleger an Effizienz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Der Retail PIN betont: In einer Zeit anhaltender Kostensensitivität gewinnen solche Lösungen an strategischer Bedeutung.

Gleiches gilt für neue Erlösmodelle. Attraktive Neben- und Zusatznutzungen – von Co-Working über medizinische Versorgung bis zu Bildungseinrichtungen – eröffnen zusätzliche Cash-flows und transformieren Einzelhandelslagen zu funktional aufgeladenen Orten mit Mehrwert für Nutzer wie Investoren.

Ein besonderer Fokus des Forums lag auf Mixed-Use-Konzepten. Sie gelten nicht nur als strategischer Hebel für nachhaltige Quartiersentwicklungen, sondern auch als Voraussetzung für viele Investitionen – insbesondere dann, wenn sie durch Fördermittel flankiert werden. Entscheidend bleibt jedoch die Machbarkeit: Zeit, Planungsrecht und spezialisierte Expertise sind die entscheidenden Faktoren, um gemischt genutzte Konzepte erfolgreich in den Markt zu bringen. Dass dabei gerade angelsächsische Investoren den neuen Transaktionszyklus bereits aktiv gestalten, unterstreicht das Momentum für mutige, integrierte Konzepte – auch und gerade in Deutschland.

Mit seinem Auftritt auf dem Handelsimmobilien Kongress in Berlin hat sich der Retail PIN als schlagkräftige Denkfabrik positioniert, die nicht nur analysiert, sondern Orientierung bietet. In einer Branche, die sich neu erfinden muss, liefert das Kompetenzteam keine Patentrezepte – aber fundierte, umsetzbare Strategien für die nächste Entwicklungsphase von Handelsimmobilien.