Metro AG

Vorstandschef Koch geht zum Jahresende

Foto: Metro

rv DÜSSELDORF. Nachdem mit dem Verkauf des SB-Warenhaus-Betreibers Real an die SCP Group die letzte Sparte aus dem Einzelhandels-Portfolio der Metro verkauft wurde, will auch Vorstandschef Olaf Koch das Unternehmen vorzeitig verlassen. Obwohl sein Vertrag noch bis zum 1. März 2022 läuft, will er schon Ende dieses Jahres gehen. Der Aufsichtsrat stimmte mit Bedauern zu und sucht nun im Rahmen eines geordneten Verfahrens einen Nachfolger.

Eines seiner wesentlichen Ziele in den elf Jahren Unternehmenszugehörigkeit, davon neun als Vorstandvorsitzender, umschreibt Olaf Koch schlicht so: die Metro AG von einem Konglomerat zu einem spezialisierten und innovativen Food „Wholesaler“ (Großhändler) umzubauen. Damit folgte er zweifellos auch den Vorgaben des früheren Metro-Großaktionärs Haniel aus Duisburg, der diese Rückbesinnung des Cash & Carry-Großhändlers auf sein Kerngeschäft vor etwa zehn Jahren, als er der größte Anteilseigner war und den Aufsichtsratsvorsitzenden stellte, massiv angestoßen hatte.

Den Ausflug in das Einzelhandelsgeschäft startete der in den 1960er-Jahren gegründete Cash & Carry-Händler Metro, als die SB-Warenhaus-Betreiber mit ihren aggressiven Preisen die Großmärkte des Großhändlers in den 1980er-Jahren massiv unter Druck setzten. Hinzu kamen gerichtliche Auseinandersetzungen mit dem Handelsverband Deutschland, der dem SB-Großhändler vorwarf, in seinen Großmärkten in einem unzulässigen Umfang Handel mit den Endkunden zu betreiben.

Durch die Übernahme der Kaufhof AG mit ihren Töchtern Media Markt und Saturn, zahllosen SB-Warenhaus-Unternehmen einschließlich der Asko AG, Supermärkten und Discountern sowie zahlreichen Baumärkten, die unter Praktiker firmierten, verfolgten die Metro-Lenker Otto Beisheim und Erwin Conradi – gemäß dem Zeitgeist – das Ziel, eines der größten Handelsunternehmen Europas zu schaffen.

Getragen wurde die Metro-Strategie in den 1990er-Jahren von der Überzeugung, dass das Discount-Prinzip das Konzept der Zukunft sein werde. Durch die Bündelung von Einkaufsmengen und Nachfragemacht gegenüber den Lieferanten wurden niedrige Einkaufspreise garantiert. Tragfähige Konzepte für die Verkaufsflächen etwa von Real oder von Praktiker spielten keine Rolle.

Dass der aus weit über zehn verschiedenen Unternehmen zusammengesetzte SB-Warenhaus-Betreiber Real mit vielen etablierten Standorten nie sonderlich ertragreich war und vom erfolgreicheren Wettbewerber Kaufland schließlich überholt wurde, lag zweifellos auch daran, dass die filigrane Arbeit an guten Konzepten für den Point of Sale eher weniger zur Strategie der Metro gehörte - auch wenn der Vorstand mit dem Markthallen-Konzept zuletzt gezeigt hat, dass er dazu in der Lage ist, so kam es offenbar zu spät.

Zumal der Abschied aus dem Einzelhandel beschlossene Sache war, wie ja auch die Abspaltung von Media Markt und Saturn in Form der börsennotierten Ceconomy AG zeigt. Die Sinnhaftigkeit der Aktion spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Insofern hat Koch seine Mission inzwischen erfüllt: „Für die Metro beginnt jetzt eine neue Zeitrechnung, für die es erneut ein langfristiges Commitment braucht“, so Koch. Dass es bei der Metro, die als Lieferant der angeschlagenen Gastronomie auch unter den Folgen des Shutdowns zu leiden hat, noch viel zu tun gibt, um durch die Krise zu kommen, sieht Koch nun offenbar nicht mehr als seine Aufgabe an.