Peek & Cloppenburg Düsseldorf

Unterm Schutzschirm aus der Krise

Foto: R. Vierbuchen

rv DÜSSELDORF. Die Zwangsschließungen und die Folgen des Ukraine-Krieges haben den deutschen Bekleidungshändlern schwer zugesetzt, wie die Handelsverbände immer wieder berichten. Nun hat auch Deutschlands führende Mode-Kette Peek & Cloppenburg (P&C) Düsseldorf nach Verlusten beim Amtsgericht Düsseldorf einen Antrag auf die Einleitung eines Schutzschirmverfahrens gestellt.

Wie die FAZ unter Berufung auf die Veröffentlichung des Konzernabschlusses im Bundesanzeiger berichtet, hat die Peek & Cloppenburg KG mit Sitz in Düsseldorf im Corona-Jahr 2020 einen operativen Verlust von 49,5 Mio. Euro hinnehmen müssen und 2021 noch einmal von 7,5 Mio. Euro. Nach Abflauen der Pandemie und Aufhebung der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung im Laufe des Jahres 2022 belasteten aber offenbar die Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation als Folge des Ukraine-Kriegs das Geschäft mit Bekleidung spürbar. Nach den Worten von Geschäftsführer Steffen Schüller haben die Auswirkungen von Corona und Ukraine-Krieg bei dem Modehändler insgesamt einen dreistelligen Millionen-Verlust verursacht.

Wie es in der Pressemitteilung des Unternehmens weiter heißt, hat die Covid-19-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 zu einem massiven Umsatzeinbruch bei  Peek & Cloppenburg geführt, wodurch die Liquidität des Unternehmens sehr belastet wurde: „Lieferengpässe, erhöhte Energie-, Lohn- und Sourcing-Kosten, steigende Zinsen und die leichte Rezession haben die wirtschaftliche Situation der Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, zum Ende des vergangenen Jahres hin weiter eingetrübt“, heißt es. Hinzu kam, dass der Winter nach einem kalten Start insgesamt zu mild ausfiel, so dass die Kaufanreize für Winterware gering waren.

Auch die unter den Bedingungen der Zwangsschließungen forcierte Online-Strategie seit 2021 führte nach Unternehmensangaben nicht zu den erhofften Ergebnissen, da die Ausweitung der Online-Aktivitäten mit erheblichen Investitionen in Personal-, Sachmittel und Marketing in dreistelliger Millionen-Höhe verbunden war. Mit der steigenden Inflation und dem Kaufkraftverlust verzeichnete 2022 aber auch der Online-Handel – nach dem Corona-bedingen Boom – einen Umsatzrückgang, dem sich auch Peek & Cloppenburg Düsseldorf in dem Bereich nicht entziehen konnte. Deshalb soll die Online-Strategie des Unternehmens überdacht und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden.

Der Fokus wird sich nach den Worten von Thomas Freude, der seit Anfang dieses Jahres der P&C-Geschäftsführung angehört, wieder vermehrt auf das Kerngeschäft im stationären Einzelhandel mit den 67 Mode-Kaufhäusern in Deutschland richten, während das Unternehmen beim Online-Handel zurückhaltender agieren will. Grundsätzlich soll aber an der „Multibrand-Omnichannel-Strategie“ festgehalten werden und der Online-Vertrieb wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells bleiben.

Das nun eingeleitete Schutzschirmverfahren, bei dem die Geschäftsführung von Peek & Cloppenburg Düsseldorf im Amt bleibt, erleichtert einem Unternehmen die Sanierung und Restrukturierung, weil nun Sonderbedingungen wie kürzere Kündigungsfristen bei Mietverträgen und Arbeitsverträgen gelten. Unterstützt wird die Geschäftsführung bei diesem rechtlich sehr komplexen Prozess von dem Rechtsanwalt und SanierungsexpertenDirk Andres (Foto) von der Kanzlei Andres Partner, der als Restrukturierungsgeschäftsführer fungieren wird. Wie P & C mitteilt, hat Andres mit seinem erfahrenen Team in den vergangenen Jahren viele Unternehmen bei ihren Restrukturierungsprozessen begleitet.

Personalabbau in der Zentrale

Laut Andres werden in den nächsten Wochen mit allen wesentlichen Beteiligten Gespräche aufgenommen, um auf dieser Grundlage die Pläne zur Neuaufstellung der Mode-Kette voranzutreiben: „Bereits jetzt ist allerdings klar, dass ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen notwendig sein wird“, stellt er fest: „Die weiteren Einzelheiten werden in den kommenden Wochen erarbeitet und mit den Beteiligten besprochen.“ 800 Mitarbeiter sind in der Zentrale beschäftigt. Betriebsbedingte Kündigungen in den 67 P&C-Filialen, wo 6 000 Mitarbeiter beschäftigt sind, schließt er nach heutigem Stand allerdings aus. Der Verkauf in den Filialen und im Online-Shop (www.peek-cloppenburg.de) wird in gewohntem Maße weiter gehen.

Zwar ist nach den aktuellen Plänen eine Schließung von Häusern nicht geplant, wie es heißt, doch werden Maßnahmen zur notwendigen Anpassung der Profitabilität und Rahmenbedingungen einzelner Standorte geprüft. Die etwa 6 800 Beschäftigten der Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, erhalten im Rahmen des Schutzschirmverfahrens ihre Löhne und Gehälter in den nächsten drei Monaten (März bis einschließlich Mai) von der Agentur für Arbeit. Zum vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Düsseldorf den erfahrenen Insolvenzverwalter Horst Piepenburg (Foto) bestellt, der zusammen mit seinem Team die Restrukturierung begleitet, das Verfahren überwacht und die Interessen der Gläubiger wahren wird.

Während für die Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG gleichfalls ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt wurde, sind die Schwestergesellschaft Peek & Cloppenburg in Österreich und die Herren-Mode-Kette Anson’s Modehäuser in Deutschland nicht betroffen. Die Peek & Cloppenburg (Düsseldorf) Gruppe mit Hauptsitzen in Düsseldorf und Wien betreibt in Europa 160 Verkaufshäuser und sechs Online-Shops.

Die namensgleiche Peek & Cloppenburg-Kette mit Sitz in Hamburg ist nicht von dem Schutzschirmverfahren betroffen. Beide Unternehmen operieren zwar unter gleichem Namen, sind aber rechtlich voneinander unabhängig.