Möbelhandel in Deutschland

Umsatzrekord im Krisenjahr 2020

Gute Geschäfte mit Möbeln im Corona-Jahr 2020. Foto: Roller

HIR DÜSSELDORF. Die Verbraucherstimmung in Deutschland verbessert sich zunehmend, nachdem mit den sinkenden Inzidenzwerten die Restriktionen für den Nonfood-Einzelhandel in den Sommermonaten aufgehoben wurden und die Impfquote steigt. Vor diesem Hintergrund blickt der Möbelhandel mit Hoffen, aber auch mit Bangen auf die nächsten Monate.

Mit „Bangen“ deshalb, weil mit der Verbreitung der ansteckenderen Virusvarianten für die Bundesbürger auch die Unwägbarkeiten wieder steigen. Das zeigt auch der Trend beim HDE-Konsumbarometer, das sich im August – nach fünf Monaten Anstieg in Folge – erstmals wieder leicht eingetrübt hat. In dieser Abschwächung spiegelt sich wider, dass die Impfquote in den Sommermonaten langsamer gestiegen ist und die Infektionszahlen mit der Rückkehr vieler Bürger aus dem Urlaub wieder zulegen. Von der weiteren Entwicklung im Jahresverlauf wird es abhängen, wie sich die Verbraucherstimmung in den nächsten Monaten und damit die Nachfrage in der Möbelbranche entwickelt.

Nach den Worten von Sebastian Deppe (Foto), Mitglied der Geschäftsführung bei der BBE Handelsberatung, ist der Möbelhandel mit vollen Auftragsbüchern ins Jahr 2021 gestartet. Für viele Betriebe sei das vergangene Jahr ein Umsatzrekordjahr gewesen. Denn nach dem ersten Lockdown hatte ein enormer Nachholeffekt in Verbindung mit einer Kaufkraftverschiebung dem Einrichtungshandel massive Zuwächse beschert.

Hinzu kam die Fokussierung der Bundesbürger auf die eigenen vier Wände, nachdem der Urlaub für viele im Sommer 2020 ausfiel. Des Weiteren hatte die Senkung der Mehrwertsteuersätze von 19 auf 16% und von 7 auf 5%, die nicht zwingend an die Verbraucher weitergegeben werden musste, eine Verbesserung bei der Marge gebracht. Ein Großteil der Möbelhändler hat den Differenzbetrag einbehalten.

Von dieser positiven Entwicklung konnten im zweiten Lockdown, der am 16. Dezember 2020 begann, laut Deppe viele Möbelhändler zunächst einmal zehren: „Mit Beginn des zweiten Quartals waren diese Aufträge aber nahezu ausschließlich ausgeliefert.“ Möbelhändler, die von den Zwangsschließungen ihrer Flächen betroffen waren und die dadurch bedingten Umsatzeinbußen nicht kompensieren konnten – beispielsweise durch einen verstärkten Online-Verkauf – verzeichneten nach den Worten des Experten deutliche Rückgänge im ausgelieferten Umsatz.

Neben den Online-Vertriebswegen fanden insbesondere die kleineren Betriebe laut Deppe „kreative Lösungen“, um das Geschäft am Laufen zu halten. So ist es für Inhabergeführte Einzelhändler oft leichter, den Kontakt mit ihren Stammkunden – beispielsweise auch über das Telefon – zu halten und jenseits des Internets eine Form des „Call & Collect“ zu nutzen. Insgesamt seien die kleinen Betriebe oftmals mutiger gewesen und hätten so von den temporären Wettbewerbsveränderungen stärker profitieren können.

Derzeit sorgen laut BBE Handelsberatung die Lockerungen der Corona-Maßnahmen und das Ende der Zwangsschließungen in der Branche für gute Umsätze, wobei aber die Umsatzsprünge des Vorjahres erwartungsgemäß nicht zu erreichen seien. „Derzeit ist die Nachfrage ungefähr auf dem Niveau von vor Corona“, berichtet Deppe, „teilweise etwas darunter“. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen führt die wiedergewonnene Reisefreiheit dazu, dass mehr Geld für Urlaub ausgegeben wird, zum andern wirken sich nun die Effekte der vorgezogenen Möbelkäufe im vergangenen Jahr aus.

Nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat der Einzelhandel mitEinrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten, Baubedarf allein im Juni nominal 3,5% und real 2,3% mehr umgesetzt als im Vorjahresmonat. Im gesamten ersten Halbjahr verzeichneten die Branchen jedoch einen Umsatzrückgang von nominal -10,8% und real -11,9%.

Wie die BBE Handelsberatung weiter berichtet, weist der aktuelle BBE-Möbel-Index zwar immer noch ein Minus aus, doch sei die Entwicklung im Möbelhandel positiv zu bewerten, insbesondere mit Blick auf die bereits recht guten Vorgaben aus dem Vorjahr. Das Umsatzminus aus dem 1. Quartal 2021 konnte demnach bereits deutlich reduziert werden.

Die Daten des BBE-Möbel-Index beruhen im Wesentlichen auf den Zahlen aus dem „Chefplan Online“ (CPO). Allein hier greift die BBE Handelsberatung München auf über 100 Teilnehmer aus dem Möbelhandel zurück. Diese werden z.T. aus Einzelberatungen bzw. sonstigen Eigenerhebungen wie Erfa angereichert. Der BBE-Möbel-Index wird jeden Monat gemeinsam und exklusiv von der BBE Handelsberatung München und der „möbel kultur“ veröffentlicht.