Comfort-Gruppe

Übernehmen Hamburg und Berlin künftig die Führung im Verbund?

Der Kö Bogen II gehört zu den Vermietungsobjekten von Comfort. Foto: Vierbuchen

Das Vermietungsgeschäft im innerstädtischen Einzelhandel läuft schon seit Jahren eher schleppend und die Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg belasten den Markt zusätzlich. In diesem Umfeld hat die Comfort-Gruppe für die Comfort Holding, Comfort Düsseldorf und Comfort München sowie die Comfort Research & Consulting GmbH Insolvenz angemeldet. Comfort Hamburg und Comfort Berlin sollen im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung saniert werden.

In einer schwierigen Phase, Mitten in der Corona-Pandemie im Februar 2021, hatte sich der damalige Geschäftsführer von Comfort München, Thorsten Sondermann, entschieden, den Immobilien-Berater Comfort-Gruppe vollständig zu übernehmen und den GesellschafternMatthias E. Bechtle sowie Uwe Reppegather, Geschäftsführer des Entwicklers Centrum, ihre Anteile abzukaufen.

Die nach außen hin sichtbarste Veränderung nach dem Eigentümerwechsel war der Ausbau des Researchs, angesiedelt in der Comfort Research & Consulting GmbH in Hamburg, die den Markt regelmäßig mit ausführlichen Städte-Reports versorgt, sowie eine gewisse organisatorische Straffung der aus mehreren rechtlich selbstständigen Niederlassungen in der Rechtsform der „GmbH“ bestehenden Gruppe.

Eineinhalb Jahre nach der Übernahme musste Thorsten Sondermann, der als Geschäftsführer der Comfort Holding und der Comfort Research & Consulting fungiert, beim Amtsgericht Düsseldorf am 9. September Insolvenz für die Holding, für die Niederlassung Comfort Düsseldorf GmbH und für die Research & Consulting GmbH anmelden. Des Weiteren wurde laut „Insolvenz Portal“ ein vorläufiges Insolvenzverfahren für Comfort München beantragt. Comfort Austria ist nicht betroffen, da nach Unternehmensangaben hier bereits vor Jahren ein Management-Buy-out erfolgte.

Vor dem Hintergrund der Zwangsschließungen im innerstädtischen Einzelhandel in den Corona-Jahren 2020 und 2021 hat vor allem der innerstädtische Nonfood-Handel seine Expansion zurückgefahren, auch wenn seit 2021 einige Unternehmen die nachgebenden Mieten ausnutzen, um sich gute Standorte zu sichern. Verschärft wird die Lage des Einzelhandels durch die explodierenden Preise bei Energie und Lebensmitteln, die die Kaufkraft der Bundesbürger allmählich aufzehren. Für die Comfort-Niederlassung in Düsseldorf war der Rückgang des Vermietungssgeschäfts offenbar zu stark.

Ob im Laufe des Verfahrens unter Führung des vorläufigen Insolvenzverwalters Uwe Paul aus Düsseldorf doch noch die Chance gesehen wird, das Unternehmen fortzuführen, muss sich zeigen. Paul fungiert auch als vorläufiger Insolvenzverwalter der Comfort Research & Consulting GmbH. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die Comfort Holding wurde der Düsseldorfer Rechtsanwalt Wolf-R von der Fecht ernannt.

Die Organisation der regionalen Niederlassungen als rechtlich selbstständige GmbHs dürfte im Falle von Comfort Hamburg und Comfort Berlin, die nach Unternehmensangaben offenbar operativ erfolgreicher waren, die Abspaltung der beiden Insolvenzverfahren ermöglicht haben. Da bei beiden Niederlassungen offenbar von vorneherein gute Chancen gesehen werden, hat das Amtsgericht Düsseldorf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung erlaubt.

Das ermöglicht es den beiden Unternehmen unter der Führung der Hamburger Geschäftsführerin Sinje-Swala Buschmann und der Berliner GeschäftsführerRonald Steinhagen und Björn Gottschling unter den Sonderbedingungen des Insolvenzrechts leichter Ballast abzuwerfen und nach Abschluss des Verfahrens wieder durchzustarten. Der Geschäftsbetrieb mit allen Mitarbeitern der beiden Gesellschaften werde auf diesem Weg uneingeschränkt erhalten bleiben, wie das Unternehmen mitteilt.

Sofern die Insolvenz von Comfort Düsseldorf und der Comfort Holding in der Liquidation der Gesellschaften enden sollte, könnte die Gruppe ihr Geschäft künftig in den Niederlassungen in Berlin und Hamburg bündeln, die dann bundesweit arbeiten. Es ist davon auszugehen, dass über eine solche Lösung bereits nachgedacht wird. Die Auflösung der vier übrigen Niederlassungen in der Rechtsform einer GmbH dürfte andererseits die Verwaltungskosten deutlich senken.

Im Rahmen der Insolvenzverfahren kann sich die Comfort-Gruppe damit nun neu ausrichten und sich besser an die aktuell geschrumpften Perspektiven auf dem innerstädtischen Handelsimmobilienmarkt anpassen. Denn der Innenstadthandel hat unter den Bedingungen der hohen Inflationsraten, die die Kaufkraft zweifellos mindern werden, und den erwarteten Engpässen bei Energie, im kommenden Winter keine leichte Zeit vor sich und dürfte kaum an Expansion denken.