Galeria bittet um staatliche Unterstützung

Sind hohe Energiekosten das Problem?

rv DÜSSELDORF. Nachdem Galeria Karstadt Kaufhof im Herbst 2020 sein Insolvenzverfahren nach dem massiven Forderungsverzicht der Gläubiger abschließen konnte und Anfang 2021 sowie Anfang 2022 aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zur Abfederung der Verwerfungen durch die Pandemie 460 Mio. Euro und dann nochmals 220 Mio. Euro erhalten hatte, hat das Unternehmen mit Blick auf die aktuelle Krise erneut staatliche Unterstützung beantragt, wie berichtet wird.

Um welche Summe es diesmal geht, ist nicht bekannt und Galeria Karstadt Kaufhof macht bekanntlich eine sehr restriktive Öffentlichkeitsarbeit, was für ein Handelsunternehmen, das von den täglichen Kontakten zu seinen Kunden und vom guten Ansehen in der Öffentlichkeit lebt, keine kluge Strategie ist. Zumindest ist aber ein Brief von Galeria-Chef Miguel Müllenbach, den er am 7. Oktober an die Mitarbeiter geschickt hatte, an die Öffentlichkeit gelangt. Hier teilte er mit, dass es um ein Thema von „existenzieller Bedeutung“ geht, wie die Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet.

„Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen“, schreibt Müllenbach hier. Mit Blick auf die explodierenden Energiepreise, die auch die Inflation weiter antreiben und die Kaufkraft der Bundesbürger schmälern, hatte der Galeria-CEO-berichtet, dass sich die Energiekosten in den nächsten beiden Jahren auf 150 Mio. Euro summieren würden.

Das ist eine beträchtliche Summe für das Unternehmen, das nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof – zwei Warenhaus-Ketten, die in der Vergangenheit in harter Konkurrenz zueinanderstanden – in einem tiefgreifenden Umstrukturierungsprozess steckt, geringe Reserven hat und deshalb von der Häufung tiefgreifender Krisen wie Corona und dem Ukraine-Krieg besonders hart getroffen wird.

Wie sehr die hohen Energiepreise aber auch weite Teile des deutschen Einzelhandels belasten, zeigte eine Umfrage unter 900 Unternehmen, die der Handelsverband Deutschland (HDE) Mitte September vorgestellt hatte. Nach Angaben des Verbands sind die Energiekosten im Einzelhandel seit Jahresbeginn im Schnitt um knapp 150% gestiegen. Mit Blick auf diese Zuspitzung sehen sich mehr als die Hälfte der befragten Handelsunternehmen aller Standorte, Branchen und Größenklassen in Deutschland in der wirtschaftlichen Existenz bedroht.

Vor diesem Hintergrund hatte der Handelsverband „eine schnelle Ausweitung der angekündigten Wirtschaftshilfen des Staates auf Handelsunternehmen, die die enormen Energiepreissteigerungen nicht mehr stemmen können“ gefordert. Viele Händler (86%) können die steigenden Energiekosten auf Grund des harten Wettbewerbs nicht oder nicht vollständig auf die Kunden überwälzen. 90% rechnen mit dauerhaft höheren Energiekosten, und 22% sehen sich bereits kurzfristig – in den nächsten 12 Monaten – in Existenzgefahr. So könnten bald weitere Unternehmen dem Galeria-Beispiel folgen. Denn nach den Worten von Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, ist der Einzelhandel mit 35 Terawattstunden pro Jahr einer der größten Energienutzer in Deutschland, wird aber nicht als energieintensiv eingestuft.