Übernahme von Selfridges

Signa und Central erweitern Luxussegment

Filiale in der Oxford Street in London. Foto: Selfridges

rv DÜSSELDORF. Während die traditionelle Warenhaus-Kette Karstadt Kaufhof, die nunmehr unter dem Namen Galeria firmiert, mit den Widrigkeiten der Pandemie-Bekämpfung ringt, baut der österreichische Eigentümer René Benko um sein Berliner KaDeWe die Luxus-Kaufhaus-Linie weiter aus. Zusammen mit seinem thailändischen Partner Central Group übernimmt er von der kanadischen Unternehmerfamilie Weston die britische Kaufhaus-Kette Selfridges.

Das KaDeWe, das Münchener Oberpollinger und das ehemals zur Hertie-Gruppe gehörende Alsterhaus in Hamburg bildeten seinerzeit als KaDeWe Group den Grundstock der Luxuswarenhaus-Gruppe, der inzwischen auch die italienische La Rinascente, die dänische Illum sowie die Schweizer Globus angehören und die Benkos Signa Group zusammen mit der thailändischen Central Group betreibt.

Mit den 18 Selfridges-Häusern – darunter die Luxusobjekte in London, Manchester und Birmingham, den sieben de Bijenkorf-Kaufhäusern in den Niederlanden und dem Kaufhaus Brown Thomas Arnotts in Irland – erfährt das Luxus-Segment bei Central/Signa eine deutliche Vergrößerung. Zudem integrieren die Partner alle eCommerce-Plattformen von Selfridges mit dem Ziel, die Luxus-Warenhaus-Gruppe – im Sinne des Zeitgeists – zu einer international führenden Digital- und Omnichannel-Plattform weiterzuentwickeln. Und auch die Immobilien der Selfridges Group wie das Flaggschiff-Kaufhaus an der Londoner Oxford Street, das Gebäude in Manchester und fünf weitere Standorte in Irland gehören zum Übernahmen-Paket. Geführt werden die Selfridges Group und ihre Tochtergesellschaften, wie die Signa Gruppe dazu kurz vor Weihnachten mitteilte, von ihrem aktuellen Führungsteam. Die im Jahr 1908 von Harry Gordon Selfridge gegründete Warenhaus-Kette war 2003 vom inzwischen verstorbenen kanadischen Unternehmer W. Galen Weston übernommen worden. 2010 gründete er die Selfridges Group und schloss seine vier traditionsreichen Kaufhausmarken unter diesem Dach zusammen.

Wie die Central Group und Signa betonen, hat Weston kontinuierlich in sein Unternehmen investiert. Dazu gehörte der Ausbau der Department Stores zu Erlebniskaufhäusern sowie der Anschluss des stationären Geschäfts an die Digitalisierung durch den Auf- und Ausbau der eCommerce- und Omnichannel-Plattformen. Zusammen mit Tochter Alannah Weston, Chefin der Selfridges Group, und dem Führungsteam habe er seine Vision von einer Luxus-Warenhausgruppe von Weltrang umgesetzt.

An die Übernahme ihres Unternehmens durch die Central Group und Signa knüpft Alannah Weston die Hoffnung, dass die Partner die Vision ihres Vaters für „die prestigeträchtige Gruppe wunderschöner, wirklich erlebnisorientierter Kaufhäuser erfolgreich umzusetzen“. Immerhin stehe kreatives Denken seit fast zwanzig Jahren im Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Arbeit mit dem Vater und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit sei tief in der Weston Group verankert. Dass es sich bei den Käufern um familiengeführte Unternehmen mit langfristiger Perspektive handelt, gibt ihr die Zuversicht, dass sie die Vision von Weston weiter führen werden.

Jedenfalls erkennen Central und Signa an, dass die Familie Weston und das Managementteam mit ihrer Kreativität und Offenheit für Innovationen „international anerkannte Pioniere bei der Neuerfindung des modernen Luxuswarenhauses“ waren. Wie sich die neuen Eigentümer die weitere Zukunft vorstellen, erläuterte Dieter Berninghaus, Chairman des Executive Boards von Signa, wenn er sagt, dass die herausragenden Warenhäuser an allen Standorten gemeinsam mit weltweit führenden Designern und Architekten weiterentwickelt werden sollen, indem modernste, nachhaltige Omnichannel-Erlebniswelten für die Kunden geschaffen werden.

„Wir werden die Vision des verstorbenen Galen Weston weiterführen, seinen Masterplan einer weltweit führenden Luxuswarenhausgruppe verwirklichen und auch den legendären Standort an der Oxford Street (Foto: Selfridges) inklusive Hotelentwicklung in die nächste Generation führen“, verspricht Berninghaus. Und Tos Chirathivat, Executive Chairman und CEO der Central Group, will allen Warenhäusern der Selfridges Group „eine glänzende Zukunft für die nächsten 100 Jahre“ sichern.

Organisatorisch wird die Selfridges Group Teil des Verbundes der Luxuswarenhäuser von Central und Signa aus KaDeWe Group, La Rinascente, Illum und Globus. Der Umsatz des neuen Warenhausportfolios betrug 2019 nach Unternehmensangaben 5 Mrd. Euro und soll bis 2024 auf über 7 Mrd. Euro steigen.

Central und Signa werden mit jeweils 50% an der Selfridges Group beteiligt sein. Der Kaufpreis wird zwar nicht genannt, doch berichtet die Frankfurter Allgemeines Zeitung unter Berufung auf britische Medien, dass der Preis bei 4 Mrd. Pfund resp. 4,8 Mrd. Euro liegen soll.