Attraktive Innenstädte

Shopping-Center gewinnen breite Akzeptanz

Shopping-Center haben deutlich an Akzeptanz gewonnen. Foto: HBB

rv DÜSSELDORF. Die Probleme vieler Klein- und Mittelstädte in punkto Einzelhandelsangebot sind bedingt durch den Schrumpfungsprozess im mittelständischen Facheinzelhandel inzwischen unübersehbar. Von den Filialisten, die manche Lücke schließen könnten, gehen viele nicht in Städte mit weniger als 100 000 Einwohner. Doch wie wichtig der Einzelhandel für attraktive Städte ist, zeigt die jüngste Studie der Cima Beratung + Management GmbH.

Demnach zeichnen für die Mehrheit der Befragten (62,6%) heute vor allem die Einkaufsmöglichkeiten eine attraktive Innenstadt aus. Der Blick zurück auf die vergangenen zwölf Jahre zeigt aber auch gewisse Schwankungen. 2007 lag der Wert bei 60%, stieg ausgerechnet im Krisenjahr 2009 auf 65,8% und 2015 sogar auf 76,3%, um in diesem Jahr wieder etwas nachzugeben. Die Entwicklung zeigt aber, wie wichtig ein guter innerstädtischer Einzelhandel für die Besucher trotz wachsendem Online-Handel, immer noch ist.

Denn ungeachtet der leichten Schwankungen bleibt der Einzelhandel vor anderen Angeboten der wichtigste Magnet. Die Gastronomie folgt mit einem Wert von 21,2% auf dem zweiten Platz. Interessant ist, dass die Bedeutung der Gastronomie 2007 und 2009 für die Attraktivität der Innenstädte mit 26% bzw. 25,8% noch höher war heute, während die Branche gegenwärtig in den Innenstädten vielfach als Ersatz für den schwächelnden Modehandel einspringt. Das könnte darauf hindeuten, dass die Gastronomie ein gutes Einzelhandelsangebot nicht kompensieren kann.

Das Schlusslicht bilden in der Übersicht der Cima Beratung + Management GmbH aus dem Jahr 2019 das Thema Altstadt und Stadtbild mit 7,8%. 2009 wurde diesem Thema mit 19,1% noch eine größere Bedeutung beigemessen. Nach der Gastronomie werden auch Kultur- und Freizeitangebote (18,7%) als wichtiger Bestandteil einer attraktiven Innenstadt angesehen, genauso wie das Öffentliche Grün (16,3%). Das Thema Sauberkeit hat mit 15,5% deutlich an Gewicht gewonnen nach 7,6% (2015).

Trotz der großen Bedeutung des stationären Einzelhandels ist sich Martin Kremming, Büroleiter Cima Hannover, sicher, dass die Innenstadt als Gesamtdestination überzeugen müsse: „Nicht einzelne Faktoren ziehen Besucher in die Innenstadt, sondern die Kombination aus mehreren, auch städtebauliche Individualitäten oder Magnete.“

Wer in diesem Kontext hierzulande die attraktivste Innenstadt bietet, hat die Cima gleichfalls ermittelt. An der Spitze steht die Hansestadt Hamburg (Cima-Grafik Seite 21). Der niedrige Wert von nur 15,3% ist laut Roland Wölfel,Geschäftsführer, Partner und Projektleiter der Cima, ein gutes Zeichen, denn er zeugt davon, „dass es keinen eindeutigen Sieger gibt und der Abstand im Ranking der attraktivsten deutschen Innenstädte gering ist. Das bedeutet, viele Innenstädte sind gut aufgestellt und attraktiv!“ Auf dem zweiten Platz folgt München (13,5%) vor Berlin mit 10,3%.

Die Städte Dresden mit 6,1% auf dem vierten Platz und Düsseldorf auf Platz 10 mit 2% bewegen sich demnach in einem engen Korridor. Dazwischen finden sich auf den Plätzen fünf bis neun noch Leipzig, Köln, Frankfurt, Erfurt und Bremen.

Eines der überraschenden Ergebnisse der Cima-Studie ist, dass Shopping-Center als Bestandteil der Innenstädte in der Bevölkerung an Zustimmung gewonnen haben. „63% finden ein Shopping-Center für die Attraktivität einer Innenstadt ,sehr wichtig' bzw. ,wichtig'. Das gilt für alle Altersgruppen. Als Begründung gilt vor allem der Aspekt, dass „alles an einem Ort, unter einem Dach, konzentriert“ ist, wie es in der Studie heißt. Und auch Benjamin Kemper, Senior Berater bei der Cima, ist überzeugt, „dass Shopping-Center heute zum anerkannten Angebot der Innenstädte gehören“. Freilich geht es dabei weniger um Neueröffnungen als vielmehr um die Steigerung der Attraktivität - sprich: um Revitalisierungen, denn in der Branche hat sich in punkto Angebot und Aufenthaltsqualität viel getan, so dass viele Objekte nachrüsten müssen.

Besonders zugelegt haben Einkaufszentren in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen. In dieser Altersklasse sind Center heute für 75% der Menschen „wichtig“ oder „sehr wichtig“, nach nur 45% im Jahr 2015. Auch bei den Über-Dreißigjährigen stieg der Wert von 40% auf nunmehr knapp zwei Drittel der Befragten. Insgesamt habe die Beliebtheit von Shopping-Centern seit 2015 bei den Bewohnern aller Stadtgrößen stark zugenommen, heißt es weiter. Der Zuwachs lag bei 24 Prozentpunkten. Nur 16% der Befragten sind der Meinung, dass Einkaufszentren unwichtig sind. In den Mittelstädten mit50 000 bis 200 000 Einwohner liegt die Zustimmung bei 72%, in Großstädten mit mehr 200 000 Einwohnern und in Kleinstädten mit weniger als 50 000 Einwohnern sind es jeweils 81%.