Digitalisierung beim Verkauf

Schub bei Click&Collect und Online-Marktplätzen

Click & Collect half vielen durch den Shutdown. Foto: R. Vierbuchen

HIR DÜSSELDORF:Unter den Bedingungen der Zwangsschließungen hat sich vieles verschoben. So hat nach den Daten des „HDE-Online-Monitors 2021“ der Kauf via „Click & Collect“ stark an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig sind die Erlöse gestiegen, die der stationäre Handel aus dem Verkauf über Online-Marktplätze erzielt hat. Dadurch ist der Online-Umsatz stark gewachsen.

Das zeigt der Blick auf die Zahlen nachdrücklich. Denn im vergangenen Jahr ist der Online-Umsatz laut Online-Monitor hierzulande um 13,6 Mrd. Euro oder 23% auf 73 Mrd. Euro gestiegen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Zuwachsrate bei 11% auf 59,2 Mrd. Euro. Und für 2021 wird ein erneuter Anstieg um 17% oder 12,2 Mrd. Euro auf 85 Mrd. Euro erwartet.

„Die wiederholten Ladenschließungen und die massiven Corona-Einschränkungen beim Einkauf zwangen Kunden und Händler, andere, neue Wege zu suchen“, berichtet der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Dabei zeigte sich, dass die Verbraucher die Möglichkeit, online oder per Telefon zu bestellen und dann die Ware im Laden abzuholen – kurz Click & Collect genannt – gut angenommen haben (Foto: Vierbuchen). Dadurch sei es den Einzelhändlern gelungen, die gravierenden Folgen der Lockdowns zumindest ein wenig abzufedern. Laut HDE Online-Monitor 2021, der in Zusammenarbeit mit dem IFH Köln entstanden ist, kennen mittlerweile drei Viertel der Internetnutzer diesen Service.

So konnten die stationären Einzelhändler in Deutschland im vergangenen Jahr über Click & Collect immerhin einen Umsatz von 4,6 Mrd. Euro erzielen. Das entspricht einem Anteil von mehr als 6% am gesamten Online-Umsatz 2020. Laut Online-Monitor gaben 44% der Internetnutzer an, diesen Service mindestens einmal genutzt zu haben. Die meisten Einkäufe entfielen dabei auf Händler aus den Bereichen Consumer Electronic/Elektro, die 3,5 Mrd. Euro zusätzlich erzielten und einen Anteil von 27% am Online-Umsatz erreichten, gefolgt vom Bereich Mode und Accessoires mit 21% sowie Freizeit und Hobby mit 15%.

Diese Verlagerung hat aber auch dazu geführt, dass der Online-Anteil in den beiden Branchen Mode/Accessoires sowie Consumer Electronic/Elektro nun knapp unter 40% liegt. Bei Fashion ist die Entwicklung laut Monitor auch auf den schwachen Gesamtmarkt zurückzuführen, der im Vorjahr geschrumpft ist. Dadurch hat sich der Online-Anteil relativ erhöht. Denn durch den Wegfall der Feiertage, von Messen und Kongressen ist der Bedarf an neuer Bekleidung im Vorjahr geschrumpft.

„Click & Collect kann auch nach Corona weiterhin eine gute Rolle spielen“, ist Tromp überzeugt. Denn Daten aus dem Monitor zeigen, dass knapp 60% der Kunden, die den Service schon einmal genutzt haben, auch in normalen Zeiten ohne Lockdown via Online-Bestellung und Abholen im stationären Geschäft einkaufen wollen.

Einen großen Umsatzschub von über 40% oder 9,5 Mrd. Euro gab es im vergangenen Jahr auch beim Verkauf über Online-Plattformen. Dadurch erreichte der US-Branchen-Primus Amazon mit seinem Marktplatz und seinem Eigenhandel einen Anteil von 53% am gesamten deutschen Onlinehandelsumsatz. Aber auch die Aktivitäten der stationären Einzelhändler im Online-Handel haben laut Monitor 2020 weiter zugenommen, so dass nun 45% auch im Internet vertreten sind. Gleichzeitig geht  die Zahl der Händler mit einem eigenem Online-Shop zurück. Viele Einzelhändler nutzen laut Tromp die Chance, mehr über Online-Marktplätze zu verkaufen, ohne einen eigenen Online-Shop aufbauen und betreiben zu müssen.

Der Blick auf die Verteilung der Online-Umsätze auf die verschiedenen Vertriebstypen zeigt seit 2012 eine deutliche Verschiebung. Entfielen damals 25,3% der Online-Umsätze auf Händler mit klassischer Versender DNA, ist deren Anteil bis 2020 auf 18,5% gesunken. Auch bei den Anbietern mit Hersteller DNA ist der Online-Anteil gesunken: von 10,5% auf 9,3%. Anders die Richtung bei den „Pure Playern“, den Anbietern mit Online DNA, die ihren Anteil von 34,1% auf 38,7% steigern konnten. Die Anbieter mit stationärer DNA erhöhten ihren Anteil von 30,1% auf 33,5%.

Dies zeigt, dass mehr stationäre Händler, darunter auch der Fachhandel, die Digitalisierung vorangetrieben haben. Allerdings ist die Verteilung über die Branchen nicht gleichmäßig. So hat der Facheinzelhandel seinen Online-Anteil bei Fashion & Accessoires von 7,5% im Jahr 2019 auf 11,7% im Jahr 2020 erhöht. Auch im Bereich Consumer Electronic (CE)/Elektro konnte er von 7,8% auf 9,9% zulegen und im Bereich Freizeit & Hobby von 13,2% auf 16,6%.

Es gibt aber auch Branchen, in denen generell noch wenig online verkauft wird. Dazu gehört der Bereich Heimwerken/Garten. Hier erhöhte der stationäre Fachhandel seinen Online-Anteil von 2,1% auf 2,8%, aber auch der Online-Anteil liegt nur bei 7,1%. Hier hat der stationäre Handel zweifellos Vorteile.