Kaufkraft Deutschland

Positive Prognose für das laufende Jahr

Quelle: GfK

HIR DÜSSELDORF. Die GfK schätzt in ihrer Studie Kaufkraft 2022 die Kaufkraftentwicklung der Bundesbürger 2022 sehr positiv ein. So werde die Pro-Kopf-Kaufkraft um 4,3% auf 24 807 Euro pro Jahr steigen. Das seien im Schnitt 1 013 Euro mehr für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder Sparen als 2021.

Wie viel davon an realer Kaufkraft übrig bleibt, hängt aber davon ab, wo sich 2022 die Inflation einpendeln wird. Experten wie der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, gehen davon aus, dass die Teuerungsrate auf deutlich über 2% hochdriften werde. Das Ifo-Institut erwartet 2022 eine Inflationsrate von 3,3%.

Insgesamt prognostiziert die GfK in ihrer Studie Kaufkraft Deutschland 2022 – basierend auf der revidierten Vorjahresprognose – eine Kaufkraftsumme von 2 062,8 Mrd. Euro für Gesamtdeutschland. Dabei umfasst der Begriff Kaufkraft das nominal verfügbare Nettoeinkommen inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld bezogen auf den Wohnort.

Laut Filip Vojtech, GfK-Experte im Bereich Geomarketing, wird die Kaufkraft in diesem Jahr erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie   wieder deutlich zulegen. Dieses Wachstum stütze sich einerseits auf steigende Löhne in vielen Branchen und andererseits auch auf die Erhöhung der Renten, nachdem es 2020 keinen oder nur einen minimalen Anstieg gab. Zudem erwartet er in diesem Jahr Nachholeffekte in der Produktion, in der Wirtschaft und das Zurückgehen der pandemiebedingten Logistikprobleme, wodurch die Kaufkraft wiederum steige.

Ein Blick auf die regionale Verteilung der Kaufkraft in Deutschland eröffnet laut GfK spannende Einblicke über die Regionen, in denen die Menschen mit besonders hohem Ausgabepotenzial leben. Unangefochtener Spitzenreiter unter den Bundesländern ist nach wie vor Bayern: Im Freistaat stehen den Einwohnern im Schnitt 26 936 Euro pro Kopf für Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung, womit ihre  Kaufkraft laut GfK um knapp 9% über dem Landesdurchschnitt liegt.

Daneben weisen auch Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf. Alle anderen Bundesländer schneiden laut GfK im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich ab, obwohl die neuen Bundesländer die größten Kaufkraftzuwächse verzeichnen. Schlusslicht ist wie im Vorjahr Mecklenburg-Vorpommern, wo den Menschen im Schnitt 21 707 Euro zur Verfügung stehen, was weniger als 88% ist. Allerdings registrierten die Forscher in der Rangliste der deutschen Bundesländer für 2022 eine Platzverschiebung: So schiebt sich Brandenburg mit einer Kaufkraft von 23 313 Euro mit minimalem Vorsprung am Saarland vorbei auf Platz neun.

Kaufkraft in den Stadt- und Landkreisen

Wie in den Vorjahren liegt auch 2022 der bayerische Landkreis Starnberg auf dem ersten Platz des Rankings. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 34 758 Euro stehen den Starnbergern 40% mehr zur Verfügung als dem Bundesdurchschnitt. Den zweiten Platz belegt der Landkreis München, gefolgt vom Stadtkreis München, der sich mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 32 364 Euro am Landkreis Hochtaunuskreis vorbeischiebt. Des Weiteren tauschen der Landkreis Ebersberg mit 32 031 Euro und der Main-Taunus-Kreis mit 31 886 Euro die Ränge fünf und sechs.

Neu im Ranking ist der Landkreis Miesbach, der den Landkreis Böblingen vom zehnten Platz verdrängt. Schlusslicht des Kaufkraftvergleichs ist auch in diesem Jahr wieder der Stadtkreis Gelsenkirchen: Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 19 778 Euro liegen die Gelsenkirchener mehr als 20% unter dem Bundesdurchschnitt.

Dabei vereinen die 25 einwohnerstärksten Stadtkreise mehr als 21% der gesamten Kaufkraft Deutschlands auf sich, woraus laut GfK nicht geschlossen werden kann, dass jede deutsche Großstadt auch ein überdurchschnittliches Kaufkraftniveau aufweist. Das gilt vor allem für Berlin, das durch die Teilung und die DDR-Vergangenheit Ostberlins in der Entwicklung stark beeinträchtigt war.

Kaufkraftdichte: Hohes Potenzial auf kleinem Raum

Berlin ist zwar die mit Abstand einwohnerstärkste Stadt Deutschlands und steht damit in punkto absolute Kaufkraftsumme auf dem ersten Platz des Rankings. Bei der Pro-Kopf-Kaufkraft liegt Berlin aber um knapp 7% unter dem deutschen Durchschnitt, ähnlich wie auch Dresden. Noch weiter darunter liegen Bremen und Dortmund mit je -9% und Leipzig mit -11%. Dagegen liegt München um knapp 31% und Düsseldorf um 16% über dem Bundesdurchschnitt.

Dass die einwohnerstarken Städte und insbesondere die großen Metropolregionen für Einzelhändler und Dienstleister aber unverzichtbare Zielmärkte darstellen, zeigt ein Blick auf die Kaufkraftsummen. Die Kaufkraftdichte, also die verfügbare Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer, ist in Metropolen wie Berlin, Hamburg und München, aber auch in Nürnberg, im Ruhrgebiet, dem Großraum Stuttgart und Frankfurt/Main sehr hoch. Sie ist somit für Unternehmen ein wichtiger Indikator dafür, in welchen Gebieten sie mit einer gezielten Kundenansprache auf kleinstem Raum viel Kaufkraftpotenzial mobilisieren können.