Investitionsklima

Optimistische Franzosen, vorsichtige Deutsche

Optimismus in Frankreich. Bild: Fotolia

rv DÜSSELDORF. Nachdem die Immobilienkonjunktur in Deutschland und weiten Teilen Europas nun schon seit einigen Jahren läuft, rücken bei den europäischen Immobilieninvestoren auch B-Städte in den Fokus. Das gilt besonders stark für das dezentral organisierte Deutschland. Dagegen halten sich die Anleger aus den drei europäischen Kernmärkten Deutschland, Großbritannien und Frankreich bei der Investition in osteuropäischen B-Städten stark zurück. Und selbst bei der Investition in osteuropäischen Metropolen ist die Vorsicht spürbar.

Aus Sicht von Olaf Janßen (Foto), Leiter Immobilienresearch bei Union Investment, kann es sich für Investoren, die den Mut aufbringen, gegen den Mainstream zu handeln und in diesen Ländern im östlichen Europa zu investieren, auszahlen. Doch nach den Boom-Jahren 2006/07 in den Märkten von Mittel- und Osteuropa einschließlich des russischen Marktes, die von einer regelrechten Goldgräberstimmung begleitet wurde, ist die Bereitschaft, hier wieder zu investieren, offenbar immer noch eher von Vorsicht geprägt.

Die Ausnahme bilden laut Studie die beiden Hauptstädte Warschau und Budapest, die nach der aktuellen Umfrage von Union Investment unter 150 institutionellen Immobilien-Anlegern in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, als etabliert gelten. Dabei bekunden etwa 23% der befragten Franzosen, 21% der Briten aber nur 7% der Deutschen Interesse am Büromarkt in Budapest. Vereinzelte Interessenten wurden auch für die Hauptstadt von Lettland, Riga, und die Hauptstadt der Slowakei, Bratislava, registriert.

Mit großer Zurückhaltung betrachten die Anleger dagegen die Hauptstädte im südöstlichen Europa wie Bukarest (Rumänien), Sofia (Bulgarien), Ljubljana (Slowenien) und Belgrad (Serbien). Andererseits sind große Entwickler und Bestandshalter in diesen Metropolen mit namhaften Shopping-Centern vertreten. Und Rumänien gehört – nicht zuletzt auf Grund des großen Nachholbedarfs - zu den wachstumsstarken Ländern Europas. Dabei sind, wie die Übersicht von Union Investment zeigt, vor allem die Deutschen sehr zurückhaltend, während die Briten und Franzosen noch eine etwas größere Investitionsbereitschaft in Osteuropa zeigen.

Diese Vorsicht der deutschen Investoren zeigt sich auch bei ihrer Anlagestrategie in Westeuropa. Zwar haben 80% auch Immobilien in deutschen B-Städten auf ihrem Ankaufsradar, während das bei den Franzosen für 56% und bei den Briten für 52% gilt, doch halten sich die Deutschen bei Investments in den B-Städten anderer westeuropäischer Länder wie den Niederlanden, Belgien, Schweden, Spanien und Polen eher zurück. Diese finden dagegen bei französischen und britischen Anlegern Zustimmungswerte in der Bandbreite von 20 bis 40%.

Dieses Sicherheitsdenken zeigt auch der direkte Vergleich der drei europäischen Kernmärkte. Während vor allem die Briten (76%) die Rendite der Investments in den Vordergrund rücken und nur 17% auf das Thema Sicherheit setzen, sind die Relationen bei deutschen Investoren deutlich anders: Die größte Gruppe der Deutschen (47%) setzt bei ihren Anlagen vor allem auf Sicherheit, die Gruppe, die vor allem auf Rendite setzt, umfasst hier 32% der Befragten. Die französischen Investoren bewegen sich zwischen diesen Positionen. Mit 46% der Befragten, die vor allem die Rendite in den Vordergrund stellen, ist diese Gruppe etwas größer als die 44%, die auf Sicherheit setzen.

Große Skepsis unter den Briten

Daraus ergibt sich per Saldo aber, dass die Rendite-orientierten Investoren in den drei Kernländern mit 49% die größte Gruppe stellen und die Sicherheitsorientierten mit 37% auf Platz zwei stehen. Während die Briten bei ihren Investments vor allem auf die Bonität der Mieter abstellen, schauen die Franzosen vor auf die Standortauflagen und die Deutschen am ehesten auf die bauliche Qualität der Immobilie.

Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage sind die Franzosen optimistischer als ihre europäischen Nachbarn. Immerhin 10% vergeben die Note „eins“ und 42% bezeichnen die Lage als „gut“, während 46% sie mit „befriedigend“ benoten. In Deutschland vergeben noch 3% die Note „eins“, 48% die Note „gut“ und 37% bezeichnen die wirtschaftliche Lage als „befriedigend“. Von den Briten vergibt niemand die Note „eins“, nur 21% geben die Note „gut“ und die überwältigende Mehrheit (71%) die Note „befriedigend“.

Deutlich skeptischer als die Nachbarn in Frankreich und Deutschland beurteilen die Briten auch die gesamtwirtschaftliche Lage in den nächsten zwölf Monaten. Die größte Gruppe der Befragten (52%) vergibt nur die Note „vier“, 14% die Note „drei“ und 17% die Note „zwei“. Reserviert schauen auch die deutschen Anleger auf die nächsten zwölf Monate. Auch hier ist die Gruppe der Befragten, die die Note „vier“ vergibt mit 48% die größte, gefolgt von der Gruppe, die eine „befriedigende“ gesamtwirtschaftliche Entwicklung erwartet mit 38%. Die Note „gut“ vergeben nur 5%.

In Frankreich geben zwar auch nur 15% die Note „zwei“, doch ist die Gruppe, die eine „befriedigende“ Lage erwartet, mit 67% die größte. Die Note „vier“ vergeben nur 15%. Damit ist der Blick auf das kommende Jahr im Schnitt der drei Kernländer nicht von Euphorie geprägt. Am stärksten ist mit 41% die Gruppe, die von einer „befriedigenden“ Entwicklung ausgeht.