Click & Collect

Ohne gutes Ladennetz wird es schwierig

Bei Media Markt gehört Click & Collect zum Alltag. Foto: Media Markt

rv DÜSSELDORF. Der Trend, “online” und “offline” beim Verkauf miteinander zu verquicken, zeichnete sich in den USA schon vor Jahren ab. Nun gewinnt der Einkauf via “Click & Collect” auch in Deutschland an Bedeutung. An den stationären Handel und die Immobilien stellt das auch in punkto Logistik ganz neue Anforderungen.

Bereits vor Jahren wiesen Experten aus den USA beim Kongress des International Council of Shopping Centers (ICSC) Europe darauf hin, dass „Click & Collect“, also im Internet bestellen und in der Filiale vor Ort abholen, den Einkauf der Zukunft ganz maßgeblich prägen werde. Und dabei habe der stationäre Handel mit einem dichten Filialnetz gegenüber den „Pure Playern“ einen großen Vorteil. Im vergangenen Frühjahr unterstrich eine Studie des ICSC Europe auf Grundlage von Kundenbefragungen in den USA, wie wichtig die nahtlose Verbindung von Online-Shop und stationärem Geschäft aus Sicht der Kunden für den zeitsparenden Einkauf ist.

Auch in Deutschland wird der Einkauf via „Click & Collect“ immer bekannter, wie der Immobiliendienstleister JLL unter Berufung auf den Handelsverband Deutschland (HDE) berichtet. Vor zwei Jahren sei diese Form des Einkaufs erst einem Drittel von etwa 1 600 Befragten bekannt gewesen, heute könnten bereits 55% der Befragten damit etwas anfangen. In seiner Studie „Redefining Retail Logistics“ kommt JLL zu dem Ergebnis, dass die Kunden diese nahtlose Verknüpfung von Online- und Offline-Handel in den nächsten zehn Jahren maßgeblich voran treiben werden. Darauf müssen sich die Einzelhändler einstellen.

Gemäß Handelsverband hat die Informationssuche im Internet zur Vorbereitung des Einkaufs im realen Geschäft bereits stark an Bedeutung gewonnen: So ist der bundesweite Umsatz im stationären Handel nach vorheriger Informationssuche im Internet in den vergangenen beiden Jahren von 135 Mrd. auf 180 Mrd. Euro gestiegen. Das unterstreicht nicht nur die Bedeutung der Online-Präsenz für den stationären Einzelhandel, sondern laut JLL auch, dass stationäre Geschäfte in attraktiven Einkaufslagen „der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung von Omni-Channel-Anforderungen“ sind.

Über die Frage, wie weit sich stationär und online heute vermischen müssen, damit Verkaufen noch gut funktioniert, will Jon Sleeman, Head of Industrial & Logistics Research JLL EMEA und Mitautor des Berichts, einen Schritt hinaus gehen, wenn er darauf hinweist, dass die reibungslose Lieferkette hinter dem Verkaufsprozess genauso wichtig ist, wie der Verkauf des Produktes selbst. „Wir befinden uns an einem entscheidenden Wendepunkt, an dem klar wird, dass profitabler Einzelhandel nur noch durch ein effizientes Lieferketten- und Logistikmanagement möglich ist“, lautet sein Credo. Stationäre Einzelhändler mit Online-Shop kennen diese Problematik der Zweigleisigkeit zur Genüge.

So konstatiert Sleeman: „Omni-Channel erweitert die Einzelhandelslogistik um neue Komplexitätsebenen, und Einzelhändler müssen ihre Strategien zur Optimierung ihres Immobilienportfolios und zur Kundenbindung über digitale und physische Kanäle hinweg überdenken.“ Entscheidend ist im Internet und im Geschäft: Die schnelle und unkomplizierte Verfügbarkeit der gewünschten Waren. In diesem Kontext verschafft ein durchgängiges Supply-Chain-System aus seiner Sicht dem Händler die „nötige Reaktionsfähigkeit und Flexibilität, um Einkäufe im Geschäft und Internet möglichst effizient und rentabel abzuwickeln“.

Ganz neue Anforderungen an die Handelsimmobilien

Ganz neue Anforderungen stellt das auch an die Eigentümer und ihre Immobilien, wie Mike Bellhouse, Head of Retail Capital Markets  JLL EMEA, anmerkt. Die Investoren können das Potenzial ihrer Objekte nur mit Hilfe des entsprechenden Immobilienmanagements nutzen, indem sie die Gebäude strategisch weiter entwickeln. Genauso wie online und offline zusammen gehen müssen, sieht er die Notwendigkeit, zwischen Einzelhandel und Logistik eine Symbiose zu bilden: „In einer Omni-Channel-Welt sind die erfolgreichsten Einzelhändler diejenigen, die sowohl ihre Filial- als auch Vertriebsnetzwerke optimieren können.“

Und genauso ,wie der Einzelhandel darüber nachdenkt, wie er neben dem reinen Verkauf auch einen Mehrwert in Form von „Erlebnis“ bieten kann, um die Kundenbindung zu verstärken, sollten die Investoren laut Bellhouse den Wert einer Einzelhandelsimmobilie nicht nur nach dem erzielten Handelsumsatz bemessen, „sondern auch am Kundenerlebnis und an den positiven Effekten auf die Marke, die das Objekt mittel- und langfristig bieten kann“. Weitere Themen für die Branche werden mit Blick auf die weltweit wachsende Zahl von Klima-Aktivisten die zu erwartenden Regulierungen mit Blick auf Umwelt- und Klimaschutz sein.

Deshalb empfiehlt Bellhouse den Investoren ein pro-aktives Management: „Agile Investoren, die die längerfristigen Trends und Immobilienanforderungen der Zukunft kennen und kurzfristig reagieren, werden in einer stärkeren Position sein, um Chancen zu nutzen und höhere Renditen zu erzielen“, glaubt er.