Konsumverhalten nach Corona

Mehr online, mehr lokal und mehr nachhaltig

Bestellung per Voice Assistant immer beliebter. Bild: Fotolia

HIR DÜSSELDORF.Ein Jahr Corona-Pandemie, davon etwa 180 Tage im Lockdown, hat das Konsumverhalten der Deutschen verändert. So kommt eine PwC-Verbraucherbefragung zu dem Ergebnis, dass die Menschen unter diesen Bedingungen über alle Produktkategorien und Generationen hinweg immer mehr im Internet bestellen. Aber auch der Laden um die Ecke erlebt dank Homeoffice eine Renaissance. Zudem wächst das Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil.

Für seinen Global Consumer Insights Pulse Survey hat das Netzwerk des Beratungsunternehmens PwC mehr als 8 700 Konsumenten in 22 Ländern befragt, darunter auch 511 Personen in Deutschland. Zu den Ergebnissen der Studie gehört nach den Worten von Christian Wulff,Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland, dass die Stadtteile abseits der Zentren und ein gesunder, nachhaltiger Lebensstil an Bedeutung gewonnen haben und dass diese Trends auch nach der Pandemie bestehen bleiben werden. Sie könnten durch die Tendenz zu mehr Homeoffice verstärkt werden.

Des Weiteren ergab die Befragung, dass die Deutschen in sechs von sieben Kategorien „mehr oder sogar exklusiv online einkaufen“. An der Spitze dieser neuen Präferenz steht der Bereich Mode. Hier kauft fast jeder Zweite (46%) bevorzugt im Netz ein. Bei Elektronik liegt der Anteil der Online-Käufer bei 38%, die ausschließlich online oder zumindest mehr online als stationär einkaufen. Bei Haushaltsgeräten sind es immerhin noch 27%. „Nur bei Lebensmitteln bevorzugen 40% der Befragten nach wie vor den stationären Handel“, heißt es in der Studie.

Noch stärker ausgeprägt ist die Online-Affinität unter den Millennials, der Generation, die zwischen 1981 und 1996 geboren wurde. Hier kaufen 60% der 25- bis 39-Jährigen Bekleidung, Schuhe und Accessoires vorzugsweise im Netz, wobei das Smartphone immer wichtiger wird. Denn während generell knapp jeder vierte Deutsche (22%) mindestens einmal wöchentlich das Smartphone zum Shoppen nutzt, ist es bei dieser Generation jeder Dritte.

Diese Veränderungen im Konsumverhalten haben weitreichende Auswirkungen auf Einzelhandel und Hersteller, wie Wulff erklärt: „Um in diesen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben, muss der Handel seinen Kunden ein exzellentes, kanalübergreifendes Einkaufserlebnis bieten.“ Dabei könnten sich Händler vom Wettbewerb abheben, indem sie auf Basis von Automatisierung und Digitalisierung eine schnelle Lieferung gewährleisten.

Ganz wesentlich hat nach Erkenntnis der Forscher auch die „Flexibilisierung und Digitalisierung der Arbeitsmodelle“ im Zuge der Pandemie-Bekämpfung das Konsumverhalten verändert: „Im Homeoffice kaufen die Menschen gerne im Laden um die Ecke ein, bestellen aber auch häufiger online und per Voice Assistant – und zwar nicht nur Mode und Elektronik, sondern auch Lebensmittel“, heißt es in der Studie.

Konkret arbeiten derzeit 28% der Deutschen überwiegend von zu Hause aus. Aus dieser Gruppe gibt fast jeder Zweite an, weniger im stationären Handel einzukaufen. Gleichzeitig kaufen 46% mehr in lokalen Geschäften ein. In der Gruppe der Befragten, die nicht überwiegend im Homeoffice arbeiten, gilt das nur für 35%. Fast jeder vierte Homeoffice-Arbeiter shoppt mindestens einmal pro Woche über Smart Voice Assistants, 22% kaufen täglich online ein.

Interessant ist, dass laut Umfrage, lokale Läden in der Pandemie nicht nur stationär an Relevanz gewonnen haben, sondern auch im Bereich des Online-Shoppings. So werden Konzepte wie Click & Collect oder eine direkte Lieferung vom lokalen Laden aus bei den Bundesbürgern immer beliebter. „Auch das Corona-bedingte Click & Meet, also Shoppen mit Termin, wird angenommen“, ergänzt Wulff.

Verändert hat die Pandemie offenbar auch die Einstellung vieler Bundesbürger zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit. So geben 56% an, dass sie beim Konsum auf Produkte mit umweltfreundlicher oder reduzierter Verpackung achten. 47% entscheiden sich bewusst für Unternehmen, die sich für den Umweltschutz einsetzen und 44% achten beim Einkauf darauf, dass die Produkte umweltfreundlich sind.

Nachhaltigkeit darf aus Sicht der Verbraucher auch etwas kosten: Jeder Vierte (26%) ist bereit, für ethische Praktiken und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln, Mode und Konsumgütern einen höheren Preis zu zahlen. Gesündere und lokale Lebensmittel dürfen sogar für 43 bzw. 42% der Befragten etwas teurer sein. Immerhin 39% wären bereit, für umweltfreundliche Verpackungen von Lebensmitteln tiefer in die Tasche zu greifen.

„Nachhaltigkeit ist weit mehr als ein Modewort“, sagt Christian Wulff vor diesem Hintergrund. „Konsumenten, Investoren und Regulatoren erwarten eine strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen und darüber hinaus in der Lieferkette – und zwar unabhängig von geplanten gesetzlichen Vorgaben wie dem Lieferkettengesetz. Diesem Anspruch müssen Handel und Hersteller bereits heute gerecht werden“, so das Fazit des PwC-Experten.