HIR DÜSSELDORF. Die schwächelnde Konjunktur in Deutschland und das Erreichen von Höchstmieten hat im vergangenen Jahr auch den Neubau von Logistikflächen ausgebremst. So ist das Neubauvolumen gegenüber 2022 um 1,4 Mio. qm oder 27% auf 3,8 Mio. qm gesunken. Im Kontrast dazu hat die Neubauentwicklung in deutschen See- und Binnenhäfen 2023 leicht zugenommen.
Nach der aktuellen Untersuchung des Logistikimmobilienberaters Logivest zur Lage auf dem Logistikmarkt für Hafenflächen entfielen von den 3,8 Mio. qm Neubauflächen 2023 etwa 5,8% auf Hafenflächen. Gemessen daran erreichte der Anteil am Neubauvolumen 2022 nur 3,3% des damals aber noch höheren Neubauvolumens von 5,2 Mio. qm. „Die See- und Binnenhäfen sind für Deutschland als Exportnation ein ausschlaggebender Wirtschaftsfaktor, und die Trimodalität, also die Verzahnung von Straße, Schiene und Wasser, ein zentraler Baustein für eine nachhaltige und zukunftsfähige Logistik“, erläutert Kuno Neumeier, CEO der Logivest-Gruppe.
Vor diesem Hintergrund hatte der Immobilienberater bereits 2022 im Rahmen seiner umfassenden Untersuchung der Neubauaktivitäten in deutschen Häfen massive Defizite festgestellt. Nur 1,2 Mio. qm und damit nur 4,6% der zwischen 2017 und 2021 in Deutschland entwickelten Logistikflächen befanden sich demnach innerhalb der deutschen See- und Binnenhäfen. Deshalb kann der zuletzt verzeichnete leichte Anstieg bei den Neubauprojekten im vergangenen Jahr laut Neumeier den massiven Flächenmangel in den Häfen auch nicht beheben: „Analog zur nationalen Hafenstrategie sollte deshalb der gezielte Ausbau der hafenbezogenen Infrastruktur weiter vorangetrieben werden und der Fokus potenzieller Grundstücksflächen in Hafennähe weiterhin auf der logistischen Nutzung liegen“, fordert der CEO.
Gleichwohl sieht Neumeier den jüngsten leichten Anstieg als Schritt in die richtige Richtung, zumal die Großprojekte des Vorjahres von Neuausweisungen profitieren konnten. So entsteht die mit rund 70 000 qm größte Projektentwicklung von DLH (Deutsche Logistik Holding) für A.P. Moeller Maersk im Rahmen eines Erbpachtvertrags auf einem Greenfield in Bremerhaven. Und der knapp 30 000 qm große erste Hallenabschnitt von P3 Logistics – insgesamt sollen knapp 109 000 qm entstehen – wird auf der neu entstandenen Fläche des Jade-Weser-Ports realisiert.
„Natürlich gewinnen Brownfield-Revitalisierungen an Relevanz, das zeigen auch die Entwicklungen der vergangenen beiden Jahre“, so Neumeier weiter, „aber gerade in Hafengebieten benötigen wir neue Flächen, um dem Bedarf gerecht zu werden und unsere Häfen wettbewerbsfähig zu gestalten“. Nach seinen Worten spiegelt sich die wachsende Nachfrage nach Hafenflächen auch im Vorgehen der Projektentwickler und der Investoren wider. Denn während der deutsche Logistikimmobilienmarkt insgesamt im Jahr 2023 zurückhaltend agierte, finden sich in den Hafengebieten größere spekulative Entwicklungen.
Entsprechend den heutigen Anforderungen an den Klima- und Umweltschutz und den Ansprüchen der Mieter spielen gerade bei den größeren Neubauprojekten in Hafengebieten auch die neuesten Nachhaltigkeitsstandards und ESG-Richtlinien eine Rolle. Sie werden laut Logivest teils vollflächig mit Dach-Photovoltaikanlagen ausgestattet. Der Branchenfokus bei hafennahen Flächen lag 2022 und 2023 auch auf Grund der angebotenen Infrastruktur vorrangig auf den Logistikdienstleistern, die sich wiederum vor allem auf die etablierten Seehäfen wir Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Duisburg oder Wilhelmshafen konzentrierten.