Einkaufen nach Corona

Kunden hängen an stationären Destinationen

Lebendige Treffpunkte bleiben attraktiv. Foto: URW

rv DÜSSELDORF: Nachdem die Zwangsmaßnahmen im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung den Online-Handel beflügelt haben, stellt sich für den Nonfood-Handel, die Shopping-Center und Fachmarktzentren sowie die Innenstädte die Frage, ob sich diese Kunden damit dauerhaft umorientiert haben und welche Bedeutung die stationären Einkaufslagen für das Gros der Bundesbürger künftig hat? Mit seiner repräsentativen Studie „Perspektiven für Shopping-Center und Fachmarktzentren” will der German Council of Shopping Places e.V. (GCSP) darauf Antworten geben.

Befragt wurden 1 023 Menschen zwischen 18 und 70 Jahren nach ihren Einkaufsgewohnheiten „vor, während und nach der Corona-Krise im März 2021“. Dabei zeigte sich laut German Council of Shopping Places (GCSP), dass für viele Deutsche eine lebendige Innenstadt und ihre angestammten Einkaufsdestinationen nach wie vor eine hohe Bedeutung haben.

So gaben auf die Frage, welche Bedeutung sie Shopping-Centern und Fachmarktzentren in Zukunft für ihren Einkauf beimessen, 18% der Befragten an, dass diese Einkaufsdestinationen für sie „sehr wichtig sind“, für 52% der Befragten spielen sie eine „wichtige Rolle“. Eine „weniger wichtige Rolle“ spielen sie für gut ein Viertel (26%) und für 3% spielen sie „gar keine Rolle“. Etwa 1% äußerte sich nicht dazu.

Die monatelangen Lockdowns für den Nonfood-Einzelhandel haben laut Studie zwar den Online-Boom – 48% kaufen öfter online als vor Corona – angetrieben, doch wolle der Großteil der Konsumenten nach der uneingeschränkten Öffnung des stationären Einzelhandels wieder durch die Innenstädte und die Shopping-Center bummeln. Hatten vor Ausbruch der Pandemie 78% der Befragten regemäßig – also alle 14 Tage oder mindestens einmal im Monat - ein Shopping-Center besucht, so sind für 70% Shopping-Center und Fachmarkt-Zentren immer noch wichtig.

Sehr interessant ist die Frage, was die Kunden heute von Einkaufszentren und Fachmarktzentren erwarten. Dabei zeigte sich, dass sie für das Gros (40% der Nennungen) Orte zum Einkaufen sind. Auf dem zweiten Platz folgte mit 23% der Nennungen die Aussage von Besuchern, dass es sich für sie um Orte der Entspannung, des Wohlfühlens und des Abschaltens handelt. Es folgt mit 18% der Nennungen die Aussage, dass es sich hier um Orte des Bummelns und des Zeitvertreibens handelt.

Einkaufszentren bieten Vielfalt unter einem Dach

Genauso viele Nennungen entfielen aber auch auf die Aussage, dass Einkaufszentren und Fachmarktzentren aufgesucht werden, weil es hier ein vielfältiges Angebot unter einem Dach gibt. Auch als Treffpunkt mit Bekannten, Verwandten und Freunden werden sie von einigen Befragten (15% der Nennungen) geschätzt. Auf die Bedeutung als Ort, um Essen und Trinken zu gehen, entfielen 10% der Nennungen.

Auf andere Vorlieben wie Stöbern und Entdecken gehen, um Anregungen und Inspiration zu sammeln, oder um Spaß, Vergnügen und Einkaufserlebnis zu haben oder für die Unterhaltung entfielen Nennungen in der Bandbreite von 6 bis 9%.

Im Umkehrschluss ist die Studie der Frage nachgegangen, warum die Kunden in Zeiten von Corona ihre Einkäufe vermehrt ins Internet verlagert haben. Dabei spielte die „Angst vor Corona“ kaum eine Rolle. Denn auf die Sorge, sich im Fachmarktzentrum oder im Einkaufszentrum anzustecken, entfielen nur 18% der Nennungen. Vor allem drei Gründe springen als Motiv für den Online-Kauf ins Auge: An erster Stelle der günstige Preis (57%), vor der „Lieferung nach Hause“ (56%) und der größeren Auswahl und Vielfalt im Online-Shop gegenüber dem Laden vor Ort.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der aus Sicht der Befragten für die Bestellung im Internet spricht, ist die Zeit resp. die Zeitersparnis. So ist für viele die Suche und der Vergleich des Angebots online einfacher (52% der Nennungen), es gibt keine Begrenzung der Öffnungszeiten (50%) und andere gaben an, dass der Online-Kauf für sie eine Zeitersparnis bringt. Bei einem kleineren Teil (26% der Nennungen) spielt die Tatsache eine Rolle, dass sie keine Geschäfte vor Ort haben.

Auffällig ist laut GCSP-Studie, dass vor allem ältere Kunden vermehrt im Internet einkaufen, wie der Blick auf das „Beispiel Schuhkauf“ zeigt. Laut Studie gaben 50% der Befragten zwischen 50 und 59 Jahren und 43% in der Altersgruppe ab 60 Jahren an, dass sie ihre Schuhe online kaufen. Zum Vergleich: Bei den 18- bis 19-Jährigen lag der Anteil nur bei 26% und bei den 20- bis 29-Jährigen bei 36%.

Viele Kunden setzen mehr auf Regionalität

Entscheidend für den stationären Handel ist jedoch die Frage, wie das Gros der Kunden in dieser schwierigen Zeit zum stationären Einkauf steht. Wie schon die Umfragen des IFH Köln im Verlauf des vergangenen Jahres gezeigt haben, hat ein Teil der Bundesbürger im Zuge des Lockdowns im Nonfood-Handel Einkäufe ins Internet verlagert. Konkret gaben 48% der Befragten an, dass sie öfter online einkaufen.

Gleichzeitig gaben 42% an, dass sich ihr Einkaufsverhalten durch die Restriktionen nicht verändert hat. Und bei 5% hat diese Benachteiligung des Nonfood-Handels sogar dazu geführt, dass sie bewusst öfter bei lokalen Händlern einkaufen, um sie zu unterstützen. Zudem wollen laut Studie 19% der Befragten häufiger im Einzelhandel vor Ort einkaufen, 25% sind sich über ihr künftiges Einkaufsverhalten noch nicht schlüssig. Allerdings hat auch über die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie auch nach Abklingen der Pandemie häufig online einkaufen werden.

Bleibt noch die Frage, wo sich die Bundesbürger vor einem geplanten Einkauf über Produkte und Preise informieren. Dabei ist der Online-Handel warenübergreifend die wichtigste Plattform, während Social-Media-Kanäle kaum eine Rolle spielen. Dazu ein Beispiel: Während sich 33% der Befragten beim Kauf von Damenbekleidung im Online-Handel informieren, 18% in Zeitungen und Anzeigenblättern, wählen nur 9% die Infos aus sozialen Medien als Informationsgrundlage. Bei allen anderen Warengruppen liegen die Werte mit 4 bis 7% sogar noch niedriger.

Aus Sicht der Studie ist diese Erkenntnis mit Blick auf die Tatsache bemerkenswert, dass dem sogenannten „Influencern“ eine wachsende Bedeutung beigemessen wird. Die Tätigkeit gilt inzwischen schon als anerkannter Beruf. Die als Auslaufmodelle der analogen Welt geltenden Prospekte und Zeitungen seien dagegen offenbar relevanter als gedacht. In anderen Warengruppen wie Lebensmitteln ist die Bedeutung der Printwerbung mit 36% sogar noch viel höher – sogar höher als der Online-Shop mit 28%. Auch bei Kosmetik- und Parfümerie-Produkten (23%), Haushaltsgeräten (17%) und Heimwerkerbedarf (16%) spielen Anzeigenblätter, Zeitungen und Prospekte bei der Vorbereitung des Einkaufs eine wichtige Rolle.