ESG-Kriterien bei Handelsimmobilien

Klimaschutz ist wichtig und elementar, aber auch vielschichtig

Modernisierung im Bethanien Center. Foto: MEC

Viele sprechen derzeit von ESG und denken dabei an Photovoltaik und Energieeffizienz, fokussieren also stark auf das „E“. Durchaus richtige Ansätze für eines der zentralen Themen unserer Zeit, die Klimaneutralität von Gebäuden. Aber um diese klimaschützenden Projekte auch nachhaltig umzusetzen, benötigen die meisten Handelsimmobilien eine Frischzellenkur, die deutlich über ESG hinaus geht.

Das kann ein Refurbishment sein, vielfach wird aber auch eine große Veränderung, ein Redevelopment, nötig. Nur so lässt sich eine Immobilie an den sich veränderten Anforderungen eines Standorts ausrichten und an neue Verordnungen und Gesetze anpassen. Allein darin ist schon ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit enthalten, der Erhalt von Bausubstanz und damit die Nutzung der darin verbauten grauen Energie.

Zudem leistet eine funktional sinnvolle, städtebauliche Verdichtung einen nicht minder wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Verbrauchs bisher unbebauter Flächen, was in der aktuellen Diskussion stark vernachlässigt wird. Um es deutlich zu sagen: Klimaschutz ist wichtig und elementar, aber eben auch vielschichtig. Er wird aber erst dann zum Erfolgsfaktor, wenn er fester Bestandteil einer übergreifenden, individuellen Immobilienstrategie der Investoren und Betreiber ist.

Ein Lösungsansatz könnte eine standort- und objektbezogene Entwicklungs-Roadmap sein. Dabei wird auf Basis einer fundierten Datengrundlage zum Standortumfeld und zum Objekt unter Berücksichtigung der Anlagestrategie des Eigentümers zunächst ein ganzheitliches Ziel für jeden einzelnen Handelsstandort entwickelt. Ausgehend von diesem Ziel werden konkrete Maßnahmenpakete definiert, die zur Zielerreichung beitragen. Entscheidender Faktor ist dabei selbstverständlich auch der angestrebte Zeitpunkt der Finalisierung, da dieser den zur Verfügung stehenden Zeitraum für die Umsetzung bestimmt. Ein erfahrener Bertreiber von Handelsimmobilien kann dabei die Maßnahmen interdisziplinär aufeinander abstimmen und so helfen, positive Synergien zu heben.

Die Umsetzung der Maßnahmen liegt dann in den Händen des frühzeitig im Planungsprozess beteiligten, örtlichen Standortmanagements, je nach Projektumfang und -komplexität ergänzt um interne und externe Spezialisten. Es gibt also keine Standardlösungen, sondern nur den passend geschneiderten Maßanzug für jede einzelne Handelsimmobilie. Die Vorteile einer solchen ganzheitlichen Vorgehensweise sind klar: Mögliche Streckung der individuellen Maßnahmen auf einen konkret definierten Zeitplan. Im Idealfall ist dabei zu jedem Zeitpunkt bekannt, wo die Immobilie aktuell steht. Selbst im Falle einer Transaktion vor Zielerreichung ist somit erkennbar, welches konkrete, finale Ziel verfolgt wird und welche Ergebnisse erreicht wurden bzw. welche Maßnahmen noch offen sind. 

Insgesamt ist ein Refurbishment oder ein Redevelopment eine komplexe Entwicklungs- und Managementaufgabe mit hohen Anforderungen an ein interdisziplinäres Spezialisten-Team mit Erfahrung bei der Umsetzung solcher Maßnahmen. Ohne die Wichtigkeit der Klimadiskussion in Frage zu stellen, so geht es dabei auf Grund der vielfältigen Veränderungen in unserer Gesellschaft beim aktuellen und notwendigen Refurbishment und Redevelopment jedoch nicht nur um „Manage to Green“, sondern vielmehr um „Manage to Future“. (MEC auf der Expo Real 2023: Halle B2, Stand 340)