Immobilien-Investitionsklimaindex

Investoren in der Preisfindungsphase

rv DÜSSELDORF. Mit den steigenden Inflationsraten lösen sich die Notenbanken von ihrer Niedrigzinspolitik. Die Bauzinsen nehmen allenthalben zu und die Immobilienbranche verliert ihren TINA-Status (There is no Alternative). Alternativen wie Staatsanleihen werden wieder attraktiver. Mit der Frage, wie sich die europäischen Investoren in dieser Phase der Neuausrichtung verhalten, beschäftigte sich Union Investment in der jüngsten Umfrage zum Immobilien-Investitionsklimaindex.

Die Kernbotschaft: Durch die steigenden Finanzierungskosten sind die europäischen Immobilien-Investoren in der Preisfindungsphase, wie Union Investment auf Grundlage der Befragung von 150 Immobilienunternehmen und institutionellen Investoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ermittelte. „Die langjährige Ära der extrem niedrigen Zinsen endete abrupt zu Beginn des zweiten Quartals“, sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilien-Research bei Union Investment.

Dass sich die europäischen Investoren noch in der Preisfindungsphase befinden, erkennt Janßen an der Tatsache, dass zumindest bis zur Mitte 2022 die Preise von Immobilien auf breiter Front noch nicht deutlich nachgegeben haben, was angesichts steigender Zinsen und rückläufiger Nachfrage aber zu erwarten war.

In dieses Bild des Übergangs passt auch, dass laut Umfrage die Mehrheit (50%) der europäischen Immobilien-Investoren bekräftigt hat, dass sie an ihrer Immobilienstrategie festhalten werden. Nur 39% der Befragten gaben an, dass sie in den kommenden zwölf Monaten weniger in Immobilien investieren werden. Aber nur 3% wollen der Branche ganz den Rücken kehren.

Die Unsicherheit nach dem abrupte Ende der schier endlos scheinenden extremen Niedrigzinsphase trübt allerdings die Stimmung der Marktakteure. So hat die Unklarheit über die künftige Entwicklung der Zinsen, der Energiekosten und der Wirtschaft die Stimmung der Immobilien-Investoren in allen drei von Union Investment untersuchten Ländern sinken lassen. Allerdings mit dem Unterschied, dass sich die Stimmung am stärksten in Frankreich verschlechtert hat, sodass hier der Immobilien-Investitionsklimaindex am deutlichsten gesunken ist.

Konkret sank das Barometer im ersten Halbjahr 2022 um 8,8 auf 60,3 Punkte. In Deutschland liegt der Index mit 59,7 Punkten zwar etwas tiefer, doch war der Rückgang mit 4,3 Punkten geringer. Am günstigsten ist das Bild noch in Großbritannien mit einem Rückgang um 3,2% auf 65,6 Punkte.