RICS Global Construction Monitor

Investitionen in die Infrastruktur sorgen für weitere Erholung in Europa

Noch relativ positive Entwicklung im Wohnungsbau. Foto: Bulwiengesa

rv DÜSSELDORF. Der Construction Sentiment Index (CSI), der die Stimmung in der Baubranche misst, ist im zweiten Quartal 2025 europaweit von +11 im Vorquartal auf +15 gestiegen, wie die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) zeigen. Damit gehört Europa zu den weltweiten Regionen, die einen Aufwärtstrend verzeichnen. Denn auf globaler Ebene ging der Index von +9 auf +7 zurück – vor allem, weil der Bausektor in China nachhaltig schwächelt. In Deutschland ging der Stimmungsindikator in diesem Umfeld von +38 auf +33 zurück.

Entsprechend gehörte Deutschland mit diesem immer noch hohen Wert – neben Spanien +33 und Italien mit +22 – zu den europäischen Ländern mit einer vergleichsweise lebhaften Bautätigkeit. Für den RICS Global Construction Monitor (GCM) wurden weltweit rund 3 000 Fachleute aus der Immobilienwirtschaft befragt. Vor dem Hintergrund, dass sich der globale Construction Index im zweiten Quartal etwas abgeschwächt hat, kann Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (Foto), zumindest für Europa das Fazit ziehen, dass sich die Region weiter erholt und mit dem zweiten Anstieg des Construction Index in Folge überzeugen kann, wobei Spanien und Deutschland an der Spitze stehen.

Allerdings gilt das nicht für alle Sektoren gleichermaßen. „Der Bereich Infrastruktur bleibt in Europa mit einem Nettosaldo von +30% bei der Bautätigkeit klar am stärksten – nach 22% im ersten Quartal“, heißt es im RICS-Bericht. Wie schon der Blick auf das Investitionsprogramm in Deutschland zeigt, sind die Aktivitäten im Bereich Infrastruktur sowohl auf globaler Ebene als auch in den einzelnen Weltregionen am stärksten.

Dabei sind alle Regionen mehr oder weniger stark im Plus – selbst die Asien-Pazifik-Region mit den schwächelnden Regionen China und Hongkong. Das gilt vor allem für die Bereiche Energie, Transport, Informations- und Kommunikationstechnologie, die in den vergangenen Quartalen kräftige Zuwächse verzeichneten. Und auch beim Blick auf die nächsten zwölf Monate sind die Erwartungen demnach am optimistischsten.

Der andere Sektor, der noch  positiv hervorsticht, ist der private Wohnungsbau, aber mit einem bescheideneren Netto-Saldo von +8% auf europäischer Ebene. In Deutschland sank er von +10% auf 0%. Die Klagen über die niedrigen Baugenehmigungen im Wohnungsbau sind hierzulande allenthalben zu hören. Im Kontrast dazu erhöhte sich der Netto-Saldo in Spanien von +67% auf +73 %. Der Netto-Saldo beim Gewerbeimmobilienbau lag in Europa nur bei +2%, in Deutschland sank er von +7% auf 0%.

Auch beim Blick auf die Prognosen für die nächsten zwölf Monate wird europaweit der Bereich Infrastruktur am optimistischsten eingeschätzt, der Saldo verzeichnet gegenüber dem ersten Quartal allerdings einen Rückgang von +40% auf +34%. Beim privaten Wohnbau weisen die Erwartungen einen Saldo von +31% auf, während der Gewerbeimmobilienbau mit +17% nur moderat zulegen wird. Eine etwas optimistischere Erwartungshaltung als im Vorquartal registrierte RICS auch bei den Erwartungen für die Beschäftigung in der Branche mit +18% und für die Gewinnmargen. Hier ist der Saldo immerhin von -7% ins Positive auf +7% gedreht.

Der größte Optimismus herrscht in Deutschland

Blickt man auf die einzelnen Länder, dann sind die Marktakteure in Spanien in puncto Infrastrukturinvestitionen mit +50% und in Deutschland mit +86% am optimistischsten, was angesichts des erwähnten großen Infrastrukturprogramms hierzulande nicht verwundert. „In Deutschland nimmt zudem der Ausblick für die Bautätigkeit bei Wohn- und Gewerbeimmobilien laut RICS-Umfrage weiterhin zu – von +55% auf +60% bzw. von +50% auf +75%.“ Einzig Frankreich bleibe ohne ein klar positives Ergebnis (neutral). Angesichts der schwierigen politischen Lage ohne klare Mehrheitsverhältnisse und ohne handlungsfähige Regierung ist die schlechte Stimmung allerdings nur allzu verständlich.

Unter dem Strich zeigen die Ergebnisse für das zweite Quartal laut Studie „eine moderate Verbesserung der Bauaktivität in Europa. Die 12-Monats-Erwartungen bleiben solide, vor allem in den Bereichen Infrastruktur und im privaten Wohnungsbau.“ Damit gewinnt die Erholung der Bautätigkeit an Dynamik.

Allerdings bleiben eine ganze Reihe von Herausforderungen. So geben zwei Drittel der Befragten finanzielle Einschränkungen als Haupthindernis für die Bautätigkeit an. Insbesondere die schlechten Kreditbedingungen werden genannt. Angesichts der hohen Refinanzierungsvolumina, die 2025/2026 in Deutschland und im kommenden Jahr in Europa anstehen, kommt die höhere Vorsicht der Kreditinstitute insbesondere bei Projektentwicklungen allerdings nicht unerwartet. Zumal auch die eine oder andere Non-performing Loan darunter sein dürfte.

An zweiter Stelle folgt mit 62% der Nennungen eine erneute Erhöhung der Materialkosten, die als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 drastisch angestiegen, in den folgenden Jahren aber wieder etwas nachgegeben hatten. Ein kleiner Lichtblick ist laut Umfrage, dass die Prognosen für den erwarteten Anstieg der Kosten etwas abgesenkt wurden. Mehr als die Hälfte (56%) der Befragten beklagt auch weiterhin den Fachkräftemangel – vor allem fehlen qualifizierte Handwerker. Laut Umfrage war die Beschäftigung in der Branche im zweiten Quartal rückläufig. Beim Blick auf die Zahlen und in die Zukunft geht Susanne Eickermann-Riepe davon aus, dass der Infrastrukturbereich der Trendgeber bei der erwarteten Arbeitsauslastung bleiben wird.