Warenhaus-Schließungen

„Initiative #Stadtretter“ sucht nach Lösungen

Die Karstadt-Immobilie in Iserlohn gehört der Stadt. Foto: Karstadt

HIR DÜSSELDORF. Galeria Karstadt Kaufhof will bundesweit mehr als 50 Warenhäuser und 20 Filialen von Karstadt Sport schließen. Wie viele es am Ende tatsächlich sein werden, hängt unter anderem davon ab, ob die Vermieter zu Konzessionen bei den Mieten bereit sind. Leerstehende Warenhäuser sind für die betroffenen Innenstädte jedoch ein Problem, da sie das Geschäft der Nachbarn beeinträchtigen und einen Domino-Effekt auslösen können. Die „Initiative #Stadtretter“ will betroffenen Städten eine Plattform zum Austausch bieten.

Betroffen von den angekündigten Schließungen sind nach Information der Initiative auch viele Städte, die zum Netzwerk „Die Stadtretter“ gehören. „In unserem Netzwerk war Galeria Karstadt Kaufhof sofort ein großes Thema“, sagt Stadtretter-Mitgründer Boris Hedde. „Uns war es daher wichtig, schnell zu handeln und eine Plattform zu schaffen, auf der sich unsere Netzwerk-Partner austauschen können“.

Vor diesem Hintergrund haben die Stadtretter in der zweiten Juli-Woche erstmals eine virtuelle „Round Table“-Konferenz zum Thema Warenhaus-Schließungen veranstaltet. Beim Auftakt waren nach Information der Initiative Vertreter vieler betroffener Kommunen dabei. „Die offene Diskussion am Runden Tisch war sehr positiv. Best-Practice-Beispiele haben gezeigt, dass die Schließungen auch Chancen bergen“, sagt Stadtretter-Mitgründer Stefan Müller-Schleipen.

Wichtig ist für die Verantwortlichen jedoch: Keine Zeit verlieren. „Die Leerstandswelle, die durch die Karstadt-Kaufhof-Schließungen auf uns zurollt, ist gewaltig – und vor allem ist sie vorhersehbar“, sagt Ariane Breuer. Für die Stadtretter-Mitgründerin ist es aus diesem Grund extrem wichtig, dass sich die Verantwortlichen aus Stadtplanung und Wirtschaft schnell an einen Tisch setzen, um nachhaltige Konzepte zu entwickeln.

Besprochen wurde bei der virtuellen „Round Table“-Konferenz etwa das Best-Practice-Beispiel Iserlohn. Hier hat die Stadt das Gebäude übernommen, in dem Karstadt ansässig ist und so die Zügel in der Hand behalten, wenn es darum geht, eine Entwicklung mit und ohne Karstadt zu planen. Dadurch kann die Wahrscheinlichkeit reduziert werden, dass es durch die Karstadt-Schließung zu einem dauerhaften Leerstand kommt. Aus Erfahrungen mit leerstehenden Hertie-Filialen ist bekannt, dass der Einzelhandel in der Nachbarschaft dadurch 20 bis 30% an Umsatz verliert.

Auch der Standort Hanau diente bei der virtuellen „Round Table“-Konferenz als Beispiel dafür, wie mit der Schließung eines Kaufhauses umgegangen werden kann. Das erfolgreiche „Forum Hanau“ konnte nur entstehen, weil durch den Abriss eines Karstadt-Warenhauses der nötige Platz entstanden ist. Das Beispiel aus Hessen zeigt, wie Projektentwickler und Stadt gemeinsam ein Konzept zum Umgang mit Leerstand entwickeln können, von dem die gesamte Innenstadt profitiert. „Es ist eine Blaupause, wie mit den Schließungen umgegangen werden kann“, sagt Müller-Schleipen

Vertreter der Stadt Mönchengladbach präsentierten den Konferenz-Teilnehmern ein weiteres Best-Practice-Beispiel, bei dem Digitalisierung und Innenstadtlogistik aufeinandertreffen: So wurde auf einer leerstehenden Fläche ein „Micro Fashion Hub“ eingerichtet, der für mehr Kundenfrequenz in der Innenstadt sorgen soll. Online-Kunden lassen sich ihre Einkäufe zum „Hub“ schicken, vor Ort probieren sie die Ware an – und bei Nichtgefallen geben sie die Modeartikel gleich wieder zurück.

Angesichts der aktuellen Lage sollen die „Round Table“-Gespräche fortgesetzt und ausgebaut werden. So ist beispielsweise geplant, die Besonderheiten des Standorts Berlin in den Fokus zu rücken. In der Bundeshauptstadt kommt dem Austausch zwischen der Wirtschaftsförderung und den Bezirken eine besondere Bedeutung zu, da dort sechs Häuser von Karstadt und Kaufhof schließen sollen. Bald sollen zudem neben Vertretern der Kommunen auch Experten aus der Privatwirtschaft mit am „runden Tisch“ sitzen.