Logistikimmobilien

Hohe Neubaukosten rücken den Bestand wieder in den Fokus

Energetische Sanierung ist bei Bestandsimmobilien ein zentrales Thema. Foto: Logix

Die aktuelle wirtschaftliche Lage und die teils massiven Preissteigerungen im Neubausegment sorgen auf dem Logistikimmobilienmarkt für eine Renaissance der Bestandsimmobilien.

Denn die angeschlagene Konjunktur und die gestiegenen Finanzierungskosten haben den Logistikimmobilienmarkt stark beeinflusst. Zwar ist der Handelssektor die Branche mit den meisten Neubauaktivitäten im ersten Halbjahr 2024 und er kann für dieses und das kommende Jahr eine gut gefüllte Projektpipeline vorweisen. Aber auch wenn der eCommerce wieder an Fahrt aufnimmt – angesichts der angeschlagenen Wirtschaft agieren viele Unternehmen zurückhaltend und nutzen weiterhin ihre Bestandsimmobilien.

Dabei geraten die Themen energetische Sanierung und Modernisierung dieser Gebäude zunehmend in den Fokus. Denn dadurch lassen sich die oft sehr hohen Nebenkosten deutlich reduzieren, was auch langfristig einen nachhaltigen Betrieb ermöglicht. Doch ob eine Sanierung wirtschaftlich ist, muss für jede Immobilie individuell geprüft werden, denn es hängt vom Zustand des Gebäudes und der Nutzung ab, welche Maßnahmen am Ende realisiert werden können. Doch eine Untersuchung lohnt sich, denn oft lassen sich auch ältere Logistikimmobilien mit einem vergleichsweise geringeren Kostenaufwand energieeffizienter und nachhaltiger gestalten.

Allein der Austausch der Beleuchtung durch LED-Lampen kann die Stromkosten um rund 70% senken. Ausgestattet mit Sensorik und intelligenter Steuerung werden nur die Teile der Halle beleuchtet, in denen gearbeitet wird, was zusätzlich den Verbrauch reduziert. Auch der Einbau einer Wärmepumpe kann sich rechnen – insbesondere mit selbst erzeugtem Strom – da sich die Amortisationszeit durch die massiven Preisanstiege im Energiesektor stark reduziert hat.

Große Einsparpotenziale liegen in der Optimierung des Energieverbrauchs. Zu wissen, wo und wie die Energie verbraucht wird, ist die Basis dafür, Einsparpotenziale zu erkennen und zu nutzen. Ein entscheidender Faktor für einen wirtschaftlichen Betrieb ist die Optimierung des Energieverbrauchs. Eine umfassende Verbrauchsdatenmessung mittels eines komplexen Messsystems deckt Ineffizienzen auf und ermöglicht Verbesserungen, mit denen Lastspitzen vermieden werden oder Schäden frühzeitig erkannt werden können.

So kann eine detaillierte Verbrauchsdatenmessung ergeben, dass es beispielsweise  am Schichtende zu Lastspitzen kommt, weil alle Gabelstapler gleichzeitig geladen werden und das Licht in der gesamten Halle brennt. Mit dem simplen Aufschalten einer Zeitschaltuhr lässt sich das Laden der Gabelstapler um einige Stunden verschieben und staffeln und reduziert so die Lastspitze deutlich – und damit die anfallenden Energiekosten. Werden über die Verbrauchsdatenanalyse mehrere Lastspitzen bei den täglichen Prozessen identifiziert, lassen sich hier übers Jahr beachtliche Summen einsparen.

Nachhaltige Energieerzeugung mit Sonne und Wind

Rund 30 Mio. qm Dachfläche, die in den vergangenen zehn Jahren auf Logistikimmobilien entstanden sind, eignen sich prinzipiell für die Installation von Photovoltaikanlagen, wie die „Power of Logistics“-Initiative des BVL Themenkreises Logistikimmobilien errechnet hat. Deshalb sollte jede Bestandsimmobilie dahingehend geprüft werden, wie sie mit nachhaltiger Energie versorgt werden kann. Eine Nachrüstung mit einer Solaranlage ist in vielen Fällen möglich. Wichtig sind dabei eine transparente Datenlage und die Überprüfung der Statik, der Dachdichtung und der Dämmung des Dachs. So empfiehlt es sich manchmal, das Dach nur partiell zu belegen. Ergänzend ist der Einsatz von PV-Fassaden zu überdenken.

Eine weitere Option zur Erzeugung regenerativer Energien, die auch im Nachhinein  umsetzbar ist, liegt in den Windturbinen, die am Dachrand installiert werden und das Prinzip der Auftriebsmechanik von Flugzeugen nutzen. Sie können alleinstehend oder in Kombination mit einer Solaranlage auf einem Gebäude montiert werden.

Je nachdem, wie viel Leistung durch Photovoltaik und Co. auf der Bestandsimmobilie erzeugt wird, können mit dieser grünen Energie Heizung und Kühlung betrieben oder auch die E-Fahrzeuge des Unternehmens geladen werden. Zeitgleich punktet das Unternehmen bei der CO2-Bilanz.

Zum Ausgleich der sonnenfreien Stunden kann zudem der Einsatz eines Energiespeichers in Erwägung gezogen werden. Auch dafür sind Verbrauchsdaten die Grundlage. Viele Bestandsimmobilien können so nicht nur energieeffizient betrieben, sondern selbst zu nachhaltigen Energieerzeugern werden. Welche Maßnahmen sinnvoll sind, muss aber immer für jedes Gebäude individuell geprüft werden. Ein intelligentes Energiemanagement sowie das passende Messsystem sind neben der Nachrüstung von Energieerzeugungs- und Einsparmaßnahmen entscheidende Faktoren.