Handelsimmobilien-Kongress: Stores of the Year 2023

HDE plädiert für Mietpartnerschaften

Die Preisträger 2023. Foto: HIK/Jörn Wolter

HIR DÜSSELDORF. Hohe Inflationsraten, sinkende Kaufkraft, die Umsatzverluste durch die Zwangsschließungen, die oft noch nicht voll wieder aufgeholt werden konnten, sind für Deutschlands Einzelhändler eine Belastung. Ablesen lässt sich das auch an der Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den ersten beiden Monaten dieses Jahres, die real um 5,5% unter dem Vorjahresniveau lagen. Für den Handelsverband Deutschland (HDE) war dies Anlass genug beim Handelsimmobilien-Kongress in Berlin das Thema „Mietpartnerschaften“ anzusprechen.

So erinnerte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in seiner Rede beim Kongress daran, dass dem Einzelhandel gerade in Krisenzeiten eine besondere Rolle zukommt, sowohl auf dem Immobilienmarkt als auch in den Städten selbst. „Der Einzelhandel ist weiterhin die Leitfunktion der Innenstädte und zentraler Besuchsgrund. Entsprechend groß ist das Potenzial, das auch künftig in Handelsimmobilien steckt. Das wird aber nur so bleiben, wenn sich zukunftsfeste Mietpartnerschaften zwischen Handel und Immobilieneigentümern bilden“, so Genth mit Blick auf die im Einzelhandel weit verbreiteten Indexmieten und die hohe Inflation von durchschnittlich 7,9% im vergangenen Jahr.

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind laut Genth derzeit extrem schwierig und erfordern deshalb eine Offenheit für neue Mietmodelle, die den aktuellen Herausforderungen für die Handelsbranche gerecht werden und mahnt: „Die Indexklauseln in vielen Mietverträgen können für Händlerinnen und Händler unternehmensgefährdend sein. Wichtig ist daher, dass der Trend schon heute zu umsatzbezogenen Mieten geht.“ Um starke Handelsstandorte zu fördern, müsste sich diese Entwicklung verstetigen.

Den Handelsimmobilien-Kongress 2023 veranstaltete der HDE am 25. und 26. April in Berlin erstmals gemeinsam mit dem EHI Retail Institute und dem German Council of Shopping Places als Spitzenevent von Handel, Center-Betreibern und Immobilienwirtschaft. Neben dem Stadtumbau sowie der Mobilität und Erreichbarkeit in der Stadt von morgen ging es im Schwerpunkt um die Zukunft der Handelsimmobilie und das Zusammenwirken von Vermietern und Mietern.

Gemäß der Tradition wurden im Rahmen des Kongresses auch die Stores of the Year (Foto: HIK/Jörn Wolter) verliehen. Die Auszeichnungen gingen an Kösters am Prinzipalmarkt in Münster, XPERION in Berlin, Rewe am Anger in Erfurt, Mister Spex in der Kölner Schildergasse, Wöhrl in Nürnberg und Ramelow in Elmshorn.

Das Familienunternehmen Kösters ist der Gewinner in der Kategorie Home/Living. Gegründet im Jahr 1891, steht das Traditionshaus heute für Wohnkultur am Prinzipalmarkt in Münster. Punkten konnte Kösters mit seiner gelungenen Neukonzeptionierung im Zuge eines Standortwechsels. In einem denkmalgeschützten Haus verbindet der Ladenbau aus Sicht der Jury Tradition und Moderne.

Die Kategorie Concept Store gewann das von Media Markt Saturn entwickelte XPERION in Berlin, die größte Gaming-Location der Hauptstadt. Als Anlaufstelle für Gamer, Influencer und E-Sport-Profis bringt die multifunktionale Einkaufs- und Erlebnisfläche auf 2 200 qm Gaming und Einzelhandel zusammen. Die Jury überzeugte die Zielgruppenorientierung des Begegnungsortes.

In der Kategorie Food wurde der Supermarkt von Rewe am Anger in Erfurt ausgezeichnet. Der Markt ist Teil eines Gebäudekomplexes mit einem vielseitigen Nutzungsmix aus Handel, Wohnen, Medizin und Gastronomie. Die Jury würdigte die Zusammenführung eines Neubaus mit den historisch gewachsenen Gebäudestrukturen der denkmalgeschützten Häuser und dem Speicher aus dem Jahr 1590.

Der Flagship-Store des Omnichannel-Händlers Mister Spex in der Kölner Schildergasse entschied die Kategorie Out of Line für sich. Das Geschäft mit zwei Etagen und 400 qm stellt in exklusivem Ambiente die Inspiration und Beratung der Kundschaft in den Mittelpunkt. Auf der stationären Fläche besticht die Mister-Spex-Boutique, indem hier Trends sowie Premiummarken inszeniert werden.

Sieger der Kategorie Fashion ist das Nürnberger Stammhaus des Modehandelsunternehmens Wöhrl. Über sechs Etagen erstreckt sich eine moderne Erlebniswelt, vom neuen Beauty-Bereich im Erdgeschoss über gastronomische Angebote bis zum vielfältigen Modesortiment. Die Jury begeisterten neben der höchsten LED-Wand Europas die in das Haus integrierten Dienstleister wie eine Postfiliale.

Das Modehaus Ramelow in Elmshorn sicherte sich in diesem Jahr den Sonderpreis. Für das bei laufendem Betrieb umgebaute und erweiterte Bestandsgebäude entschied sich die Jury auf Grund der herausragenden Gestaltung als Treffpunkt für die Menschen vor Ort. Überzeugen konnte das Zusammenspiel aus modernen Büro- und Verkaufsflächen, Gastronomie und öffentlicher Dachterrasse.