Zeitreise durch die ALDI-Historie

Handelsimmobilien als wichtiger Bestandteil eines Lebensraums

Neue ALDI-Filiale in der Düsseldorfer Altstadt. Foto: ALDI Süd

Wir befinden uns in einer unruhigen Zeit mit einschneidenden Veränderungen und großen Herausforderungen. Das gilt für die großen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge und wirkt sich aus bis in die Details unseres Alltags. In so einer Lage fällt es mitunter schwer, optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Doch der Versuch lohnt sich.

Auch wenn sie sich oft nicht direkt vergleichen lassen, so enthalten Krisen und Herausforderungen oft doch Chancen für eine bessere Zukunft. Das lässt sich auch an der Geschichte von ALDI SÜD und unseren Filialen nachlesen. Der Rückblick zeigt, dass immer wieder gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen sowie sich wandelnde Kundenwünsche Herausforderung und gleichzeitig auch Triebfeder der Entwicklung waren.

Diese beginnt vor mehr als 100 Jahren in Essen. Im Jahr 1913, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, gründet Karl Albrecht einen kleinen Tante-Emma-Bedienungsladen in Essen-Schonnebeck, einem Bergarbeiter-Vorort. Selbstbedienung gibt es zu dieser Zeit noch nicht und viele Familien leben am Existenzminimum und sind auf günstige Lebensmittel angewiesen.

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernehmen Karl und Theo Albrecht den Familienbetrieb. Die Brüder bauen ihn zu einem Filialbetrieb aus und eröffnen bis 1954 knapp 80 kleine Bedienungsläden − sogenannte „Stubenläden“ − im Erdgeschoss von Mehrfamilienhäusern in Nachbarschaftslagen. In diesen mit einer einfachen, zweckmäßigen Einrichtung versehenen Filialen wird ein beschränktes Sortiment schnell umschlagsfähiger Lebensmittel zu niedrigen Preisen vertrieben. 1954, Deutschland gewinnt erstmals die Fußball-Weltmeisterschaft, wandeln die Albrecht-Brüder das Stammgeschäft zu ihrem ersten Selbstbedienungsladen um. Der Laden ist zu diesem Zeitpunkt noch ein Test, ein erster Versuch.

In den nächsten Jahren setzt sich in Deutschland die Selbstbedienung im Lebensmitteleinzelhandel immer mehr durch. Gleichzeitig stagnieren die Umsätze in den kleinen Bedienungsläden. Die Albrechts experimentieren mit einem eigenen Supermarkt-Konzept, das sich als nicht so erfolgreich wie erhofft erweist. Der Konkurrenz der Vollsortimenter mit ihren gediegenen Märkten im Stil der Wirtschaftswunder-Zeit lässt sich damit schwerlich begegnen. Da auf der anderen Seite neuartige Discountläden in der Stammregion an Rhein und Ruhr zu Wettbewerbern des Niedrigpreisanbieters Albrecht werden, entscheidet man sich selbst auf das Discount-Prinzip zu setzen.

Der erste ALDI-Discounter wurde 1962 eröffnet

Kurz, einfach und schnörkellos: Die erste Discount-Filiale unter dem Namen ALDI öffnet dann 1962 in Dortmund. Der betriebswirtschaftliche Grundgedanke folgt dem Credo: „Discount ist die Kunst des Weglassens“. Ein historisches Foto von einer Filiale in Frechen bei Köln zeigt, wie gut das ankommt. Die Filialen befinden sich weiterhin im Erdgeschoss von Mehrfamilienhäusern, mehr denn je aber in zentralen urbanen Lagen. In dem Fall sogar direkt mit einer Bushaltestelle vor der Tür. Mobilität und Erreichbarkeit spielen schon damals eine wesentliche Rolle. Das Filialnetz wird reorganisiert: Die alten Bedienungsläden in Nachbarschaftslagen werden geschlossen, oder wenn möglich zu ALDI-SB-Läden erweitert.

In den ersten ALDI-Jahren wird parallel noch mit weiteren Formaten experimentiert: Eine Reihe von ALDI-Läden der ersten Generation erweist sich bald schon als zu klein. Da sie sich aber in guten Geschäftslagen befinden, sucht man für ihre Nachnutzung ein geeignetes Konzept: Der Versuch mit Läden, in denen Herrenoberbekleidung zu einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis angeboten wird, wird bald wieder aufgegeben. So geht es auch dem Test mit Verbrauchermärkten, der zweiten wichtigen Neuerscheinung im Einzelhandel der 1960er-Jahre: Die beiden in Mülheim an der Ruhr und Neuss von Karl Albrecht betriebenen Prototypen haben nicht lange Bestand und werden ALDI-gemäß weitergeführt. Auch der Versuch, Anfang der 1980er-Jahre eine Burger-Kette mit dem Namen „Bill Collins“ zu etablieren, bleibt Episode. Aber das gehört zum Geschäft: Wer viel macht und probiert, der lernt auch viel − selbst wenn mal was schiefgeht.

Das Ausprobieren sollte sich lohnen. ALDI SÜD findet schließlich ein Konzept, das den Anforderungen von Zeitgeist und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen perfekt entspricht − und sich obendrein rasant skalieren ließ. Autofahren gehört um 1980 zum Alltag. Eingekauft wird nicht mehr nur nach Bedarf mit der Tasche nebenan, sondern zum Wochenende wird der Kofferraum mit Einkäufen für die ganze Woche vollgepackt.

ALDI SÜD setzt nun auf Handelsimmobilien, die dem motorisierten Einkauf Rechnung tragen. Die sognannten „Flachmänner“ oder „Autofilialen“ liegen verkehrsgünstig und sind mit großen, eigenen Parkplätzen ausgestattet. Das Filialnetz wächst rasant, Anfang der 1990er betreibt ALDI SÜD schon weit über 1 000 Filialen. Die Handelsimmobilie ist hier Mittel zum Zweck. Die Bauweise ist effizient und auf einen wirtschaftlichen Betrieb ausgelegt. Diese Art der Handelsimmobilie ist bis heute dominant und prägt die Handelslandschaft.

„Flachmänner“ prägen bis heute die Handelslandschaft

Auf unserer Zeitreise bewegen wir uns auf die Jahrtausendwende zu. ALDI ist populär bei allen Bevölkerungsschichten und unser Volks-PC bringt viele Haushalte zum ersten Mal ins Internet. Im Jahr 2005 wächst das Filialnetz auf über 1 652 Filialen. Im Jahr 2020 sind wir in ländlichen Bereichen bereits gut verdichtet. Aufgrund der Strukturveränderungen in den Innenstädten ergeben sich neue Möglichkeiten, weiße Flecken im Filialnetz zu besetzen. Dazu kommt der Trend zur Urbanisierung und vor allem Veränderungen im Mobilitätsverhalten − aktuell noch einmal verstärkt getrieben durch die stark gestiegenen Benzinkosten. Der Kunde schätzt die fußläufige Nähe zur Versorgung, die Nähe als Einkaufsentscheidung wird immer wichtiger.

Unser Bauprojekt im Herzen der Düsseldorfer Altstadt auf der Flinger Straße zeigt exemplarisch, wie flexibel wir in Innenstädten mittlerweile sind: Wir haben die gesamten Einzelhandelsflächen als Generalmieter angemietet und vollständig saniert und mit einem vielfältigen und nachhaltigen Mietermix ausgestattet. Durch eine vollständige Vitalisierung eines alten Textilkaufhauses gestalten und beleben wir aktiv den Lebensraum. Bei der Planung und dem Bau von Filialen sind Flexibilität und partnerschaftliche Zusammenarbeit wichtiger denn je.

Wohin uns der weitere Weg führen wird, zeichnet sich hier ab. Wir können davon ausgehen, dass unsere Handelsimmobilien eine immer engere Verbindung mit ihrem jeweiligen Umfeld eingehen – und damit zum wichtigen Teil eines Lebensraums werden. Als zentraler Bestandteil von Mixed-Use-Immobilien können sie neben der Sicherung der Nahversorgung viele weitere Funktionen erfüllen.

So haben wir uns über Generationen zum Nahversorger mit Immobilienkompetenz entwickelt. Als erfahrener Ideenentwickler sind wir bereit für die Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Städten und Projektpartnern entwickeln wir maßgeschneiderte, flächenschonende Immobilienkonzepte. Das stärkt die Infrastruktur und belebt Innenstädte − damals, heute und in der Zukunft.