Corona Consumer Check

Größere Zurückhaltung beim stationären Einkauf

rv DÜSSELDORF. Das Damokles-Schwert der Zwangsschließung ist im November am Nonfood-Einzelhandel vorbeigegangen. Die zahlreichen Insolvenzen etwa im Mode-Handel und die schlechte Umsatzentwicklung nach dem Shutdown haben der Politik die Gefahren für die Innenstädte offenbar vor Augen geführt. Doch die Mahnung der Politik an die Bundesbürger, mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen zu Hause zu bleiben, zeigt Wirkung – leider auch in den Ladenkassen.

So berichtet der Handelsverband Deutschland (HDE) in seiner Bilanz für die erste Woche der Zwangsschließungen in Gastronomie, Freizeit- und Kulturbereich, dass der Handel weniger Kunden registrierte und weniger Umsatz gemacht hat. Befragt hatte der Verband mehr als 500 Handelsunternehmen. Die Trend-Umfrage habe gezeigt, dass die befragten Innenstadthändler in der ersten Novemberwoche im Schnitt Umsatzausfälle von über einem Drittel verzeichnet hätten und die Frequenz gemessen am Vorjahreszeitraum um über 40% zurückgegangen sei. Vor allem der Bekleidungs- und Schuhhandel spürte den Rückgang, womit auch die Warenhäuser betroffen sind. Das gefährde auch die Innenstädte, so der Verband.

Diese Beobachtung korrespondiert mit dem Corona Consumer Check, den das IFH Köln Anfang November vorgelegt hat. Die Umfrage basiert auf einer Erhebung, die schon vor dem Teil-Lockdown am 20. Oktober gemacht wurde. Bereits damals zeigte sich, dass die Befragten trotz steigender Infektionszahlen weiterhin in die stationären Geschäfte gingen, aber die Lust am Stöbern rückläufig war.

Das zeigen auch die Motive der Befragten für den Besuch im Geschäft. Denn das Gros (80%) gab an, dass sie gezielt nach Produkten suchten. Im August (KW 34) waren es 70%. Gleichzeitig war das Interesse am Einkaufsbummel und Stöbern von 29% im August auf 22% der Nennungen zurückgegangen. Und nur 9% kauften wegen der Mehrwertsteuersenkung ein. Der Kaufanreiz durch die Senkung der Mehrwertsteuer hält sich demnach in Grenzen. Ins Auge springt auch das sehr geringe Interesse daran (12% der Nennungen), sich beim Shoppen für spätere Anschaffungen und Einkäufe inspirieren zu lassen. Im Frühjahr und Sommer lagen die Werte noch zwischen 15 und 21% der Nennungen.

Dabei hatten die Bundesbürger bis zur Verkündung des Teil-Lockdowns am 28. Oktober gerade wieder mehr Lust am Einkaufen gehen gefunden (Grafik IFH). Die Skepsis vor dem Besuch stationärer Geschäfte war laut Umfrage „weitaus geringer als Anfang August“. Damals gaben noch 27% der Kunden an, seltener ins stationäre Geschäfte zu gehen, im Oktober waren es nur noch bei 7%. Und das Gros der Befragten (71%) gab zwei Wochen vor dem neuen Lockdown an, mehrmals in der Woche stationäre Geschäfte zu besuchen. Nach Schätzung des IFH wird von dieser neuen Zurückhaltung vor allem der Online-Handel profitieren.