Einzelhandelskonjunktur

Goldener Oktober, gemischte Weihnacht?

Hoffnung auf fröhliche Weihnachten trotz Corona. Foto: Christmasworld

rv DÜSSELDORF. Deutschlands Einzelhändler – vor allem die innerstädtischen Nonfood-Händler – sind mit dem aktuellen Oktobergeschäft überwiegend zufrieden und die Stimmung ist positiv, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) nach seiner jüngsten Umfrage berichtet. Angesichts steigender Infektionszahlen, Lieferengpässen und steigender Inflation sieht die Branche aber mit gemischten Erwartungen auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.

„Die letzten beiden Monate sind nach den Corona-Lockdowns im ersten Halbjahr für viele Händler wichtiger als je zuvor“, gibt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, mit Blick auf die lange Zwangsschließung bis in den Mai hinein, die in Umsatz und Ertrag tiefe Löcher hinterlassen und Existenzen bedroht hat, zu bedenken: „Traditionell machen klassische Geschenke-Branchen wie der Spielwarenhandel mehr als ein Fünftel ihres Jahresumsatzes in November und Dezember.“

Nicht zuletzt auf Grund der Dynamik im Online-Handel, dem ein Plus von 17% auf 23 Mrd. Euro vorausgesagt wird, prognostiziert der Handelsverband für die beiden letzten Monate der Branche ein Umsatzplus von 2% auf 111,7 Mrd. Euro, nach 109,5 Mrd. Euro im Jahr 2020, das durch die Zwangsschließungen ab 16. Dezember aber stark belastet war. Und für das Gesamtjahr liegt die Prognose bei 1,5% auf 586,1 Mrd. Euro, wobei der Online-Handel um 19,6% auf 87,1 Mrd. Euro steigen könnte. Das Weihnachtsgeschäft umfasst die Käufe im Online- und im stationären Handel einschließlich Lebensmittelhandel im November und Dezember.

Viele Händler glauben, dass sie zum Jahresende nochmal Boden gutmachen können, zumal die Beschäftigungslage in Deutschland gut ist und die Sparquote – auf Grund des erzwungenen Konsumverzichts durch die Lockdowns – inzwischen einen überdurchschnittlichen Wert von 16% erreicht hat. Gleichzeitig nimmt mit den steigenden Corona-Zahlen aber die Unsicherheit zu.

Dennoch ergab die jüngste Umfrage des HDE unter 450 Unternehmen aller Branchen, Größenklassen und Standorte, die als Grundlage für die Prognose dient, dass 45% der Händler gemessen am Vorjahr Umsatzsteigerungen erwarten. Besonders der Handel mit Bekleidung und Textilien, mit Spielwaren, Büchern sowie Uhren, Schmuck und Edelmetallwaren geht mehrheitlich davon aus, dass das Geschäft „besser“ oder sogar „deutlich besser“ wird als 2020.

Moderater ist dagegen die Erwartung im Handel mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen. Hier befürchtet auch ein beachtlicher Teil, dass es schlechter laufen könnte als im Vorjahr. Ähnlich sieht es bei den Anbietern von Waren verschiedener Art (Warenhäuser) aus. Das Gros der Sportartikelhändler erwartet mehrheitlich dagegen ein gleichbleibendes Weihnachtsgeschäft, einige glauben aber auch, höhere Umsätze erzielen zu können, von einer Verschlechterung geht hier niemand aus. Im Durchschnitt aller befragter Unternehmen kalkuliert ein Drittel mit stabilen Umsätzen. Dass sie im Weihnachtsgeschäft 2021 das Vorkrisenniveau von 2019 übertreffen können, glaubt über alle Branchen hinweg die Mehrheit aber nicht.

Bei seiner Pressekonferenz zum Weihnachtsgeschäft wollte es der Handelsverband allerdings nicht versäumen, auch seinerseits eine Wunschliste an die künftige Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP zu präsentieren: „Als wichtigste Maßnahmen der kommenden Bundesregierung sehen die Händler den Verzicht auf Steuererhöhungen, mehr Fairness im Wettbewerb mit dem globalen Online-Handel auf Internetplattformen sowie eine Offensive zur Entbürokratisierung“, fasste Hauptgeschäftsführer Genth zusammen.

Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen mit Covid-19 versieht der Handelsverband seine aktuellen Prognosen mit der Einschränkung: „Alles hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen ab.“ Denn weitere Einschränkungen wie 3G- oder 2G-Regeln, die womöglich die Gastronomie belasten, dürften auch die Frequenz für den Handel schmälern.

Vor diesem Hintergrund baute Genth vor, indem er darauf hinwies, dass der Handel „weiter seinen gesellschaftlichen Beitrag (leistet), indem er seine erprobten Hygienekonzepte weiter anwendet, die Maskenpflicht beibehält und mit seiner Kampagne Leben statt Lockdown versucht, noch mehr Menschen von einer Corona-Impfung zu überzeugen“. So haben Händler und Betreiber von Shopping-Centern in ihren Geschäftsräumen Impf-Kampagnen organisiert und viele Kunden erreicht.