Weihnachtsgeschäft 2023

Gemischte Stimmung vor den Festtagen

rv DÜSSELDORF. Das Weihnachtsgeschäft 2023 ist im Einzelhandel vor allem vom Prinzip Hoffnung geprägt, denn die Rahmenbedingungen mit leichter Rezession, hoher Inflation bei Lebensmitteln und Energie sowie den Kriegen in der Ukraine und in Fernost dämpfen die Konsumstimmung. Anlass zur Hoffnung gibt jedoch die Befragung im Auftrag des Handelsverbands Deutschland (HDE), wonach die Bundesbürger im Schnitt 295 Euro für Geschenke ausgeben wollen. Über ein Viertel (26%) will sogar noch mehr ausgeben.

Vor diesem Hintergrund erwartet der Präsident des Handelsverbands DeutschlandAlexander von Preen, im diesjährigen Weihnachtsgeschäft ein kleines nominales Umsatzwachsplus von 1,5% auf 120,8 Mrd. Euro, was angesichts der hohen Inflationsrate allerdings einen realen Umsatzrückgang von 5,5% bedeutet. Mit Blick auf die große Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts in den Monaten November und Dezember, das für viele Handelsunternehmen aus der Spielwarenbranche, dem Buchhandel, Uhren und Schmuck sowie der Unterhaltungselektronik mit 23 bis 25% des Jahresumsatzes die umsatzstärkste Phase ausmacht, ergibt sich damit ein durchwachsenes Stimmungsbild.

In den ersten neun Monaten 2023 hat der deutsche Einzelhandel nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zwar ein nominales Plus von 2,7% gemessen am Vorjahreszeitraum erzielt, musste real jedoch einen Umsatzrückgang von 4,0% hinnehmen. Bei den Anbietern von Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sieht es mit nominal +5,0% und real +3,2% dagegen günstiger aus.

Wie sich das Geschäft insbesondere für die Nonfood-Händler im Oktober darstellte, hat der HDE in einer Umfrage unter 331 Unternehmen ermittelt. Danach sind 59% der Befragten in den Innenstadt-Hauptgeschäftslagen „unzufrieden“ (40%) oder „sehr unzufrieden“ (19%). Das ist die höchste Unzufriedenheit unter allen Einkaufslagen. Gleichbleibend verlief das Geschäft für 13%, aber ein Viertel (24%) war mit dem Geschäft im Oktober „zufrieden“ und 4% sogar „sehr zufrieden“.

Augenfällig ist der direkte Vergleich mit den ländlichen Gemeinden: Hier waren  42% mit der Umsatzentwicklung „zufrieden“ und mit 36% deutlich weniger Händler „unzufrieden“ als in den Top-Innenstadt-Lagen. Auch die städtischen Vororte und Stadtteilzentren schnitten mit 29% „Zufriedenen“ (5% „sehr zufrieden“) und 44% „Unzufriedenen“ bzw. „sehr Unzufriedenen“ besser ab. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass mit der gestiegenen Zahl von Arbeitnehmern im Homeoffice auch nach Corona die Nebenlagen an Bedeutung gewonnen haben. Allerdings dürften auch die großen Demonstrationen im Kontext des Nahostkonflikts in den Zentren der großen Städte laut von Preen dazu beitragen, dass weniger Besucher in diese Cities kommen.

Vor diesem Hintergrund sind auch die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft gedämpft, zumal die Einzelhändler mit Blick auf die vielen Krisen in der Welt befürchten, dass die Stimmung bei zwei Drittel der deutschen Bevölkerung „schlechter“ als im Vorjahr oder sogar „deutlich schlechter“ ist. So stellt sich das Gros der vom HDE befragten Händler darauf ein, dass das Geschäft „schlechter“ (37%) oder „deutlich schlechter“ (14%) als 2022 ausfällt. Auf eine bessere Umsatzentwicklung hoffen nur 14% und an eine deutlich bessere Umsatzentwicklung glaubt nur 1%.

Am besten ist derzeit noch die Stimmung – nicht unerwartet – im Lebensmittelhandel, aber auch bei Bekleidung und Textilien sowie im Schuh- und Lederwarenhandel. Branchen, die während der Corona-Zeit davon profitiert haben, dass ein großer Teil der Bundesbürger notgedrungen zu Hause war und der deshalb sein Heim verschönert hat wie die Bereiche Möbel, Einrichtungsgegenstände, Haushaltswaren, aber auch Sportartikel, sind nicht so optimistisch gestimmt. Hier halten sich die Kunden erst einmal zurück.

Anlass zur Hoffnung, dass die Branche zum Jahresendspurt doch noch höhere Umsätze erzielen kann als erwartet, wie von Preen optimistisch hofft, gibt die vom HDE in Auftrag gegebene bundesweite repräsentative Umfrage des Handelsblatt Research Institutes, wonach mehr als die Hälfte (55%) der befragten Konsumenten ihr Budget für Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr entweder stabil halten oder sogar aufstocken will, wie HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth berichtet. Im Schnitt liegen die Ausgaben – wie oben erwähnt – bei 295 Euro. Mehr als ein Viertel (26%) möchte sogar mehr als 300 Euro ausgeben. 

So erwartet der HDE für das Gesamtjahr 2023 ein Umsatzwachstum von nominal 3% auf 649,9 Mrd. Euro, was einem realen Umsatzrückgang von 4% entspricht. Der Online-Handel wird nach dieser Prognose kein nominales Wachstum erzielen und bei 84,5 Mrd. Euro (real: -4,3%) stagnieren. Von Preen und Genth hoffen aber, dass sich die Lage 2024 wieder bessert, weil die Bundesbürger wieder mehr Geld in langlebige Konsumgüter (z.B. Möbel) investieren, sich die gesamtwirtschaftliche Lage verbessert und die Krisen abflauen.