13. Wisag Nachhaltigkeitsradar

ESG-Regularien können sich spürbar aufs Tagesgeschäft auswirken

Quelle: Wisag

rv DÜSSELDORF. Die wachsenden Anforderungen an die Energieeffizienz von Neubauten und Bestandsimmobilien beschäftigen die Immobilienbranche bereits seit Jahren. Mit Blick auf die Folgen der zahlreichen Krisen, die sich auch in exorbitant gestiegenen Baukosten niederschlagen, hat die EU inzwischen ihre Nachhaltigkeitsregulierung abgeschwächt. Mit diesem Themenkomplex befasst sich in diesem Jahr auch der 13. Wisag Nachhaltigkeitsradar, für den 326 Fachleute aus der Immobilienbranche befragt wurden.

„Das schlechte Marktumfeld bringt viele Unternehmen in eine Zwickmühle“, heißt es im Nachhaltigkeitsradar der Wisag Facility Service Holding SE mit Sitz in Frankfurt am Main. Denn theoretisch müssten die Unternehmen ihre Ressourcen nutzen, um den aktuellen wirtschaftlichen Druck abzufedern, doch tatsächlich seien hohe Investitionen fällig, um den heute geltenden Nachhaltigkeitspflichten nachzukommen, sodass nur wenige das Thema Nachhaltigkeit zurückstellen könnten. Die Quintessenz der jüngsten Befragung unter der Überschrift „Nachhaltig verpflichtet: Facility Management neu gestalten!“ ergab denn auch, dass aus Sicht der zwischen dem 21. Oktober und dem 13. Dezember 2024 befragten Fachleuten, die ESG-Regularien im Tagesgeschäft ein Hemmschuh sein können.

Konkret gab die überwiegende Mehrheit (74%) der Befragten an, dass die Nachhaltigkeits-Regulatorik in ihrem Alltag „spürbar“ beziehungsweise „sehr stark spürbar“ sei. Dabei findet fast die Hälfte (48%), dass sich die komplexen Regelungen „spürbar“ aufs Geschäft und den Arbeitsalltag auswirken, und weitere 26% empfinden die Auswirkungen sogar als „sehr stark“. Demnach wird das Geschäft beim Gros der Befragten belastet.

Im Fokus der Befragung standen laut Nachhaltigkeitsradar etwa die im Omnibus-Paket vorgesehenen Berichtspflichten (CSRD) und das geplante europäische Lieferkettengesetz (CSDDD). Nachdem die EU die Nachhaltigkeitsregulierung inzwischen aber überarbeitet hat, sollen laut Nachhaltigkeitsradar Berichtspflichten verschoben und Lieferkettenrichtlinien abgeschwächt werden.

Dennoch bleiben die Immobilienunternehmen in einem Zwiespalt. Denn nach den langen Jahren, in denen sich die Branche bisher mit den Vorteilen einer nachhaltigen Ausrichtung beschäftigt hat, ist vielen klar, dass Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei Immobilien ein Anker für Wertstabilität und ein Schutz gegen Stranded Assets ist. Dieser Aussage stimmen laut Umfrage 15% der Befragten „voll zu“ und 34% „eher zu“. Nur 4% waren von diesem Zusammenhang nicht überzeugt und 18% sehen diesen Zusammenhang „eher nicht“. Es gibt aber auch die 23%, die dazu noch keine Meinung haben und die 5%, die dazu keine Angaben gemacht haben.

Laut Nachhaltigkeitsradar kommt es aber auch darauf an, wen man fragt. Denn vor allem Eigentümer und Asset Manager, deren Aufgabe es ist, zu verhindern, dass eine Immobilie zum „Stranded Asset“ wird, sind der Meinung, dass die nachhaltige Ausrichtung eines Objekts ein wertvolles Instrument ist, um Kapitalanlagen gegen Ertragsverluste besser zu schützen. Diese Gruppe erkennt Nachhaltigkeit denn auch durchaus als Chance.

Gemäß dem Leitthema der Wisag-Befragung „Nachhaltig verpflichtet: Facility Management neu gestalten!“ befasste sich die Umfrage auch mit dem Thema Regulatorik und Gebäudebewirtschaftung. In diesem Kontext stimmten 38% der Befragten der Aussage „voll zu“, dass durch die Berücksichtigung der ESG-Regularien sowohl für die Eigentümer als auch für die Facility Manager (FM) die Gebäudebewirtschaftung komplexer wird. Und 45% stimmten dieser Aussage „eher zu“.

Zu den großen Herausforderungen bei der Erfüllung der Nachhaltigkeitsanforderungen – Stichwort: Green Tech – gehören laut Nachhaltigkeitsradar die Anpassung an „hybride Arbeitsformen“ (38% der Nennungen), mehr „Bürokratie und Organisation beim Wechsel des FM-Anbieters auf Grund steigender Datenanforderungen“ (45% der Nennungen), „hohe Kosten für die Umsetzung gesetzlicher Regelungen“ (49%) und „höhere Beschaffungskosten für nachhaltige Facility-Service-Dienstleistungen“ (52%).

Als Antworten auf diese Herausforderungen empfiehlt der Nachhaltigkeitsradar den Unternehmen, mehr Fachkräfte zu gewinnen oder an sich zu binden, die in der Lage sind, intelligente Gebäude zu verwalten bzw. zu steuern. Des Weiteren gehört dazu die Integration nachhaltigkeitsfördernder Technologien in die bestehenden Systeme und schließlich sind hohe Investitionen durch die Immobilieneigentümer in nachhaltigkeitsfördernde Technologien notwendig. „Der Hoffnungsträger Green Tech ist kurzfristig vor allem eine Herausforderung“, heißt es in der Studie.

In diesem Kontext wird auch der Bedarf an digitalen Lösungen wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und Cloudcomputing steigen, da sie die nachhaltige Ausrichtung von Gebäuden effizienter gestalten. 83% der Befragten stimmen laut Nachhaltigkeitsmonitor dieser Einschätzung zu. Und zwei Drittel der Befragten (74%) ist mehr oder weniger stark davon überzeugt, dass FM-Dienstleister in Zukunft stärker als Berater gefragt sein werden.

Ein wichtiger Punkt, den die Studie berührt, ist die Frage, was bei der Zusammenarbeit von Auftraggeber und Facility Manager am wichtigsten ist, wenn es darum geht, den komplexen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden? Die Antwort: „regelmäßige interdisziplinäre Abstimmungsrunden“. Dabei sind laut Studie ein partnerschaftliches Miteinander und digitale Unterstützung wichtiger als Boni und längere Vertragslaufzeiten.