Corona Consumer Check

Es kaufen wieder mehr Kunden stationär ein

Kunden besuchen wieder mehr Modegeschäfte. Foto: BTE

rv DÜSSELDORF. Nach dem Shutdown im Frühjahr haben sich die Bundesbürger nur zögerlich dem Einkauf im Online-Handel zugewandt, bis sich der Trend im Laufe der Zeit verfestigte und die Zufriedenheit wuchs. Seit September wird aber auch das Tragen der Maske im Einzelhandel als „neue Normalität“ von immer mehr Kunden akzeptiert. Nun konstatiert das IFH Köln in seinem Corona Consumer Check, der in Zusammenarbeit mit Sitecore und ecx.io entstanden ist, dass die Bundesbürger den stationären Einzelhandel wieder mehr aufsuchen.

Das bedeutet, dass die lange vermisste Lust der Konsumenten am Einkaufsbummel und am Stöbern in den Geschäften, wodurch die Neigung zum Spontankauf gefördert wird, laut IFH-Studie langsam wieder zurückkommt. Zwar steht bei der Mehrheit der Konsumenten (70% der Nennungen) die Suche nach einem  Produkt – sprich: der Zielkauf - beim Gang ins Geschäft im Vordergrund, doch ist der Anteil der Kunden, der Lust auf Einkaufen und Stöbern hat, von 21% Anfang Mai auf 29% im September gestiegen. Dabei haben auch 87% der Befragten etwas gekauft.

Der Anteil der Bundesbürger, der sich von der Absenkung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte zum Einkaufen verleiten ließ, ist mit 11% aber sehr gering. Angesichts von Preisnachlässen in Höhe von 20% an aufwärts im Sommerschlussverkauf im Mode-Handel fällt die Mehrwertsteuersenkung kaum ins Gewicht.

Anlass zur Hoffnung für die Mode-Branche, die vom Shutdown und seinen Folgen besonders hart betroffen war, ist, dass gerade die Fashion-Branche laut IFH-Studie, die in Zusammenarbeit mit Sitecore und ecx.io, Teil der Agenturfamilie IBM iX, entstanden ist, „am meisten stationär frequentiert“ wird (siehe Grafik Seite 11). Angesichts eines Umsatzrückgangs von real -25,5% von Januar bis Ende August, den das Statistische Bundesamt für das Marktsegment ermittelte, lässt das die Branche wieder zaghaft Hoffnung schöpfen. Laut Corona Consumer Check gaben 55% der Befragten an, dass sie vor allem wieder den stationären Handel für Fashion und Accessoires aufsuchen. Anfang Juni lag der Wert noch bei 45%.

Auf dem zweiten Platz folgen mit 52% der Nennungen Geschäfte rund um Heimwerken und Garten, die in vielen Bundesländern nicht von der Zwangsschließung betroffen waren. Womöglich liegt es auch daran, dass der Wert Anfang Juni auch schon bei 51% lag. Hinzu kommt, dass Homeoffice und Kurzarbeit in diesem Bereich  offenbar Wirkung zeigen. Auf dem dritten Platz folgt die Consumer Electronic mit 35% der Nennungen, gefolgt von den Anbietern von Freizeit & Hobby (33%) sowie Einrichten & Wohnen mit 29%.

Wie sehr sich die Verbraucher in den vergangenen drei Monaten an die Maske gewöhnt haben, zeigt der folgende Zahlenvergleich: Fühlte sich damals noch knapp die Hälfte der Befragten beim Einkauf durch die Maske gestört, ist der Wert inzwischen auf 34% zurückgegangen. Dass sich aber noch 40% der Befragten durch die Maske am Kaufvergnügen gehindert fühlen, zeigt, dass hier noch Steigerungspotenzial besteht, wenn sich auch diese Kunden an die Maske gewöhnt haben und mehr im Geschäft einkaufen. Vieles wird aber davon abhängen, wie stark sich das Covid-19-Virus im Herbst und Winter ausbreitet und die Menschen wieder verunsichert. Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Das IFH und seine Partner haben auch noch einmal untersucht, wie die Bundesbürger im Herbst 2020 zum Online-Kauf stehen, nachdem die Zahl der Kunden, die wieder mehr ins Geschäft gehen, zulegte. Danach gaben Ende August immer noch 22% der Befragten an, Einkäufe, die sie normalerweise im Geschäft vor Ort erledigen, noch online zu bestellen. In der Woche vor dem offiziellen bundesweiten Shutdown am 23. März lag der Anteil bei 13%, stieg Mitte April auf 22% und erreichte Anfang Mai mit 35% den Höhepunkt. Anfang Juni lag der Wert immer noch bei 31%. Der Trend lässt aber erwarten, dass wieder mehr im stationären Geschäft gekauft wird.

Des Weiteren ergab die Untersuchung, dass die Onlinekäufe zielgerichteter erfolgen. Die Marktforscher leiten dies aus der Tatsache ab, dass dem Online-Kauf oft ein ausgiebiger Rechercheprozess vorausgeht. Dabei informieren sich etwa 30% der Befragten nicht nur über das Produkt, sondern auch über den Online-Anbieter selbst. Besonders ausgeprägt ist diese Neigung bei den 18- bis 29-Jährigen. Sie legen auch mehr Wert auf Kunden-Service (33%). Besonders gut kommen in dieser Altersklasse personalisierte Online-Angebote, die individuell auf sie abgestimmt sind, an. Allerdings ist die Bereitschaft, dafür auch persönliche Daten preiszugeben, mit 17% noch gering ausgeprägt. Über alle Altersgruppe hinweg liegt der Anteil bisher sogar nur bei 13%.