FOC-Markt Europa

Erneuter Wechsel an der Tabellenspitze

Der Betreiber der Outletcity Metzingen gilt als bester Betreiber. Foto: Outletcity AG

rv DÜSSELDORF. Nachdem im vergangenen Jahr mit dem Cheshire Oaks in der britischen Industriestadt Ellesmere Port erstmals ein Newcomer die Spitze in der europäischen Rangliste der erfolgreichsten Factory Outlet Center (FOC) erklommen hatte, steht in diesem Jahr wieder eine alte Bekannte ganz oben: das niederländische Designer Outlet Roermond. Die Krone für den aus Sicht der Mieter leistungsstärksten „Outlet-Betreiber“ ging dagegen erneut nach Deutschland.

Zuletzt hatte das – wie das Cheshire Oaks – vom Betreiber McArthurGlen gemanagte Designer Outlet Center (DOC) Roermond (Foto) im Jahr 2017 diese Position erreicht, bewegte sich in den Folgejahren aber auch immer in der Spitzengruppe. In diesem Jahr vergaben die 96 befragten Vertriebs- oder Expansionsleiter von nationalen und internationalen Markenherstellern die Note 1,42 für die beste Performance unter den 1 438 Outlet Stores in Europa, berichtet das Wiesbadener Beratungsunternehmen Ecostra im jüngsten Outlet Centre Performance Report Europe (OCPRE), der jährlich in Zusammenarbeit mit dem französischen Institut Magdus erstellt wird. Nach den Worten von Ecostra-Geschäftsführer Joachim Will war dies eine Rekordteilnehmerzahl. Im Vorjahr waren es 91 gewesen.

Befragt nach der Bedeutung einzelner Standort- und Objektfaktoren für die Anmietung von Outlet-Stores gaben die Vertriebs- und Expansionsleiter an, dass es für sie vor allem auf das spezifische Umsatzpotenzial, die Höhe der Miete und den Markenmix im Outlet-Center ankommt. Die Übereinstimmung des Standorts mit dem eigenen Vertriebsnetz oder der räumliche Abstand zu den markenorientierten Hauptgeschäftslagen der Großstädte, die meist über eine zu große Nähe eines FOC wenig „amused“ sind – spielt dagegen eine nachrangige Rolle.

Dass Roermond mit seinem bewusst in der Nähe zur deutschen Grenze gewählten Standort hier besonders punkten kann, zeigt der Blick auf die Zahlen und die Öffnungszeiten. Denn mit etwa 200 Outlet Stores und einer Mietfläche von 46 700 qm gehört das DOC zu den flächengrößten in Europa und die ganzjährige Sonntagsöffnung gibt den Bewohnern des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfahlen die Möglichkeit zum ausgiebigen sonntäglichen Einkauf. Laut Will kommen etwa zwei Drittel der knapp 8 Mio. Center-Besucher aus Deutschland: „Wenn in den Verkehrsnachrichten an einem Sonntag ein Stau im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen gemeldet wird, ist die Chance groß, dass es sich um die Autobahn A52 nach Roermond handelt.“ 

Der Blick auf die Bewertung des Zweitplatzierten mit 1,44, des spanischen Getafe The Style Outlets des spanischen Betreibers Neinver an einem Autobahnkreuz in einer Fachmarktagglomeration südlich von Madrid, zeigt, dass die Entscheidung in diesem Jahr denkbar knapp war. Auf dem dritten Rang folgt das La Roca Village des Betreibers Value Retail, nördlich von Barcelona, das mit einer Benotung von 1,55 schon etwas abgeschlagen ist. Andererseits hatte das Cheshire Oaks im vergangenen Jahr mit 1,5 den Spitzenplatz belegt. In diesem Jahr erreicht es mit 1,82 den achten Platz. Dass die Bicester Village des Betreibers Value Retail, die immer wieder auf dem Spitzenplatz zu finden war, nun mit der Note 1,63 auf Platz vier steht, zeigt, wie schnell sich in diesem Markt die Bewertungen ändern können.

Bestes deutsches Outlet ist die Outletcity Metzingen

Die beste deutsche Outlet Mall findet sich mit der Outletcity Metzingen und der Note 1,77 knapp vor dem Vorjahres-Sieger auf Platz sieben. Dafür kann der Betreiber der Outletcity, die Outletcity AG, aber den ersten Platz in der Rangliste der aus Mietersicht leistungsstärksten Outlet-Betreiber belegen – übrigens nun zum vierten Mal nach 2016, 2020 und 2021. Auch das zeigt, wie schnell sich in diesem Markt das Blatt immer wieder ändert und spricht dafür, dass die führenden Outlet-Malls dicht beieinander liegen. Mit der Ingolstadt Village und der Wertheim Village finden sich die nächsten deutschen Outlet Malls mit der Note 2,0 zusammen auf Platz 15. Das Zweibrücken Fashion Outlet steht mit der Note 2,06 auf Platz 19 und das Ochtum Park Outlet Center in Stuhr bei Bremen mit 2,07 auf Platz 20.

Nachdem die Outlet-Branche im vergangenen Jahr eine Wachstumspause eingelegt hat, verläuft laut Report auch die Expansion der Marken eher verhalten – obwohl die Erträge aus dem Vertriebskanal Outlet gestiegen seien. Gemessen an dem im Vor-Corona-Jahr 2018 gemessenen Spitzenwert von durchschnittlich 3,7 Neueröffnungen pro Marke, ist das Expansionstempo mit 2,4 neuen Outlet Stores in diesem Jahr gesunken und bleibt damit in etwa auf dem Niveau von 2023.

Bleibt die Frage, was die bevorzugten Zielmärkte der international operierenden Markenhersteller sind? Hier führt der deutsche Markt mit seinem restriktiven Planungsrecht bei Handelsimmobilien im Allgemeinen und FOC im Besonderen die Liste mit 38% der Nennungen zwar an, doch ist das Interesse gegenüber der letzten Untersuchung laut Report etwas gesunken. Hier könnten auch die Nachrichten über die Rezession im vergangenen Jahr und die schrumpfende Kaufbereitschaft der Bundesbürger eine Rolle spielen. Hinzu kommt, wie Caroline LamyChefin des französischen Forschungsinstitut Madgus, erklärt, der im westeuropäischen Bereich unterentwickelte deutsche Outlet-Markt, auf dem aktuell in etablierten Outlet Malls nur wenige Flächen verfügbar sind.

Bevorzugter Zielmarkt ist Deutschland

So sind Länder wie Frankreich, das eine wesentlich höhere FOC-Dichte hat als Deutschland, gleichfalls sehr gefragte (31%), genauso wie Spanien (ca. 27%). Italien und das am dichtesten besetzte Vereinigte Königreich kommen auf jeweils etwa 18%. Für Lamy ist es überraschend, dass diese Länder wieder auf der Agenda der Expansionsplaner stehen, weil diese Märkte im Grunde als „weitgehend gesättigt“ gelten: „Aber offensichtlich werden dort trotz der hohen Standortdichte und des intensiven Wettbewerbs von den Marken immer noch gute Marktchancen gesehen“, schätzt die Expertin. Neu im Fokus der Expansionsplaner sind inzwischen Österreich und Belgien, während die Schweiz und die Niederlande weniger gefragt sind.

Wie im vergangenen Jahr hat Deutschland mit dem Fashion Outlet Marl, das seinen Mietern offenbar wenig Freude bereitet, erneut die „rote Laterne“ kassiert. Dem Outlet Center gelingt es laut Report offenbar nicht, aus dem Tabellen-Keller rauszukommen. Hier finden sich auch die Outlet Mall „Marques Avenue L´Ile Saint-Denis“ bei Paris und das vor Jahren mit vielen Vorschusslorbeeren gestartete „Amsterdam The Style Outlets“ in Haarlemmermeer in den Niederlanden. „Einige Outlet-Center werden nicht zuletzt auf Grund hoher Kosten und unbefriedigender Erträge durchaus kritisch bewertet“, schreibt Ecostra, macht aber mit Verweis auf das „Designer Outlet Roosendaal“ in den Niederlanden und das „Designer Outlet Luxembourg“ im belgischen Messancy, die sich aus dem Tabellenkeller heraus ins Mittelfeld gearbeitet haben, aber Hoffnung, dass die Wende gelingen kann.

Zu den Problemfeldern der Branche gehören laut Report die Personalengpässe und die gestiegenen betrieblichen Nebenkosten. Gleichzeitig ist die Ertragssituation der Outlet Stores für die Marken immer noch besser als in den innerstädtischen Einkaufslagen. Allerdings hat sich der Abstand verkleinert. Und auch gegenüber dem Online-Vertrieb, der für die Hersteller während der Pandemie lukrativer war als die Outlet-Stores, hat sich das Bild nach Feststellung von Thomas TerlindenEcostra-Projektleiter des Reports, wieder gedreht: „Nun liegen auch hier die Outlet Stores wieder vorne - und das sogar mit deutlichem Abstand.“