HIR DÜSSELDORF.Viele Klein- und Mittelstädte haben in Deutschland zu kämpfen. Indem die Zahl der mittelständischen Einzelhändler schrumpft, schwindet in vielen Zentren auch die Breite und Tiefe des Handelsangebots. Eine solche Mittelstadt ist Gevelsberg mit ihren 31 000 Einwohnern im südlichen Ruhrgebiet.
Um die Chancen und Risiken, Stärken und Schwächen der Gevelsberger Innenstadt genau zu analysieren und auf dieser Basis Handlungsempfehlungen zu formulieren, hatte die Kommune sich die BBE Handelsberatung in die Stadt geholt. Als Grundlage der Analyse dienten u.a. Umfragen unter den Einwohnern genauso wie unter den Besuchern von Gevelsberg – persönlich vor Ort und auch online. Ziel war es, die Lage im Einzelhandel, im Dienstleistungssektor und in der Gastronomie zu analysieren und auch die Frequenz zu messen.
Das Ergebnis: „Die Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis hat ein lebendiges Zentrum, wenig Leerstand und ein vielfältiges Einzelhandelsangebot“, fasst Jörg Lehnerdt, Regionalleiter West bei der BBE Köln, das Ergebnis zusammen und betont, dass gerade in Mittelstädten und Regionalzentren eine hohe Attraktivität wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Gevelsberg in Nordrhein-Westfalen sei exemplarisch für viele vergleichbare Kommunen in Deutschland. Um diesen Status auch in Zukunft zu erhalten, hat sich die Kommune die Empfehlungen für die weitere Innenstadtentwicklung erarbeiten lassen.
Denn laut Lehnerdt ist es wichtig, frühzeitig auf die veränderten Gewohnheiten im Arbeits- und Freizeitverhalten der Menschen zu reagieren und Konzepte für die Zukunft zu entwickeln. Die tiefgreifenden Veränderungen durch Corona haben anschaulich vor Augen geführt, wie schnell das gehen kann. Hinzu kommt, dass die Lage je nach Kommune und Mikrolage sehr unterschiedlich ist. So wird aus Sicht des Experten auch in Gevelsberg die nachgefragte Verkaufsfläche schrumpfen, weshalb er eine tiefere Durchmischung der Einzelhandelsstrukturen mit Gastronomie und Dienstleistungen empfiehlt. Zudem wünschen sich die Menschen auch hier mehr öffentliche Grünflächen und regionale Gastronomieangebote für ihr Stadtzentrum.
Nach den Ergebnissen der BBE-Analyse sind die Angebote an Bekleidung und Schuhen als starke Sektoren innerhalb der Gevelsberger Innenstadt hervorzuheben. Allerdings wurde auch festgestellt, dass insbesondere in den Segmenten Herrenbekleidung und Kindermode noch Entwicklungspotenzial besteht. Mit Blick auf das Lebensmittelangebot ergab die Untersuchung dagegen, dass im innerstädtischen Kontext kein zusätzlicher Bedarf erkennbar ist. Das ist nicht überraschend, denn bundesweit haben die vielen großen Lebensmittel-Filialisten das Land mit einem eng gestrickten Filialnetz überzogen.
Das Angebot in den Bereichen Drogerie, Parfümerie und Kosmetik wird als zeitgemäß und dem aktuellen Trend entsprechend bewertet. Ein signifikantes Detail der Analyse ist laut BBE die besonders hohe Zufriedenheit der Umfrageteilnehmer mit der Erreichbarkeit der Innenstadt per Pkw. Dagegen wurde das größte Verbesserungspotenzial bei der Erreichbarkeit mit dem Fahrrad identifiziert.