Standortmonitor „Kleine Städte“

Entscheidend sind die kurzen Wege

Die Nahversorgung hat für Kleinstädte elementare Bedeutung. Foto: HBB

rv DÜSSELDORF. Die Deutschen sind bekanntlich ein sparsames Volk. Das gilt auch beim Lebensmittelkauf, weshalb Discounter hoch im Kurs stehen. Doch noch wichtiger als der Preis sind für viele die kurzen Wege zum Geschäft. Davon profitieren die Klein- und Mittelstädte, wie der Standortmonitor 2024 „Einkaufen in Klein- und Mittelstädten“ zeigt.

Untersucht wurden im Rahmen einer bundesweiten Befragung von etwa 1 200 Innenstadtbesuchern schwerpunktmäßig Kleinstädte mit bis zu 20 000 Einwohnern und Mittelstädte mit 20 000 bis 100 000 Einwohnern durch GFK und YouGov im Auftrag des Handelsverbands Deutschland (HDE). Dabei veranschaulichen die Zahlen, wie wichtig die Kleinstädte sind, in denen immerhin 38% aller deutschen Haushalte leben und in die etwa 40% aller Einzelhandelsausgaben für Nonfood-Artikel und 41% der Ausgaben für Lebensmittel fließen. In den Mittelstädten ist der Anteil mit 29% bei beiden Warengruppen und in den Großstädten mit 31% (Gebrauchsgüter) und 32% (Lebensmittel) deutlich niedriger.

Genutzt wird das örtliche Handelsangebot in der Kleinstadt vor allem, um sich mit den Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen, was in Städten dieser Größenordnung kein Problem ist, da die großen Lebensmittelhändler – im Gegensatz zu vielen Nonfood-Filialisten, die sich nur auf Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern fokussieren – auch in dieser Städtekategorie stark vertreten sind – genauso wie die Drogeriefachmärkte, die Bau- und Gartencenter sowie die Einkaufsverbundgruppen mit ihren Elektrofachmärkten und lokale Möbelhändler. Der Lebensmittelhandel bietet hier in der Regel auch ein größeres Nonfood-Sortiment, um das Fehlen entsprechender Fachgeschäfte zu kompensieren. Denn gerade in den kleinen Städten hinterlässt das Ladensterben des Facheinzelhandels seit Jahren deutliche Spuren.

Vor dem Hintergrund dieser Sortimentszusammensetzung Kleinstadtbewohner in ihrem Heimatort neben dem Versorgungskauf denn auch vor allem Ersatzeinkäufe, Einkäufe aus Anlass saisonbedingter Ereignisse und erwerben hier Gebrauchsgüter (klassische Nonfood-Artikel). Neben dem Vorteil der kurzen Wege und der Wohnortnähe (60%) schätzen die Menschen an ihren Innenstädten die entspannte Atmosphäre (49% der Nennungen) und die Übersichtlichkeit (46%) sowie die leichte Erreichbarkeit bei einem dennoch vielfältigen Angebot. Mit Blick auf diese Vorteile kaufen laut Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, 70% der Bewohner in Klein- und Mittelstädten vor Ort ein.

Nur ein Drittel der Befragten fährt laut Standortmonitor Einkaufen in Klein- und Mittelstädten in eine andere Stadt zum Einkaufen. Und weiter ergab die Umfrage, dass „Menschen, die in kleinen Gemeinden und Dörfern leben, (…) eher in die nächste Kleinstadt pendeln als in die nächste Mittelstadt“.

Auch in den Mittelstädten mit 20 000 bis 100 000 Einwohnern schätzen die Bewohner die kurzen Wege (54% der Nennungen) und erledigen hier vor allem ihre Versorgungseinkäufe (55%). Hinzu kommt aber noch das vielfältige Angebot an Geschäften, das naturgemäß größer als in der Kleinstadt ist und 45% der Befragten in die Innenstadt zieht. In Kleinstädten schätzen 33% die Angebotsvielfalt. „Mittelstädte sind stärker in puncto Vielfältigkeit des Angebots an Shops & Gastronomie, aber die Unterschiede zu Kleinstädten sind geringer als erwartet“, heißt es im Standortmonitor zusammenfassend. Von den Mittelstadtbewohnern werden an ihren Einkaufslagen zudem Übersichtlichkeit (44% der Nennungen) und Atmosphäre (42%) geschätzt.

Doch trotz des geringeren Angebots gehen die Menschen auch zum Bummeln in die Zentren der Kleinstädte (35%) und es kommt auch zu Spontankäufen (29%). Werte von 38% für den Einkaufsbummel und von 36% für den Spontankauf zeigen jedoch, dass die Vielfalt des Angebots in den Mittelstädten mehr Anziehungskraft entfaltet.

Deutlich anders fallen die Einkaufsmotive in den Großstädten aus. Hier sinkt der Versorgungskauf laut Standortmonitor auf 49%. Der Einkauf für saisonbedingte Ereignisse liegt mit 53% am höchsten und zum Einkaufsbummel gehen hier 43% der Befragten in die Innenstadt und es kommt hier auch öfter (38%) zu Spontankäufen. Zudem werden in der Großstadt auch häufiger (48%) Ersatz für alte defekte Geräte beschafft – wahrscheinlich weil hier das Angebot am größten ist.

Doch trotz dieser positiven Studienergebnisse ist in den Klein- und Mittelstädten nicht alles eitel Sonnenschein, wie HDE-Hauptgeschäftsführer Genth feststellt: Die gute Versorgung mit Gebrauchsgütern, die schnelle Erreichbarkeit des Stadtzentrums und attraktive Einkaufsangebote würden Klein- und Mittelstädte zwar zu besonders lebenswerten Orten machen, doch angesichts des strukturellen Umbruchs in vielen Innenstädten und der wachsenden Zahl von Leerständen gelte es jetzt aber vonseiten der Politik, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um attraktive Stadtzentren zu erhalten. Insbesondere bei Sicherheit und Sauberkeit, der Erreichbarkeit durch alle Verkehrsmittel sowie bei Klimaschutzmaßnahmen gibt es laut Genth viel zu tun.