Zwangsschließung No 2

Ein Fiasko vor allem für den Modehandel

Das "New Normal" von Morgen? Foto: BBE

rv DÜSSELDORF.Nach dem Ausfall des Ostergeschäfts ist die erneute Zwangsschließung des Nonfood-Einzelhandels mitten im Weihnachtsgeschäft für die Branche ein harter Schlag. Nach Rechnung des Handelsverbands Deutschland (HDE) werden die betroffenen Unternehmen gemessen am Dezember 2019 im Schnitt 60% ihres Umsatzes, oder insgesamt 12 Mrd. Euro, verlieren. Ohne weitergehende staatliche Unterstützung befürchtet der Verband Insolvenzen und hohe Arbeitsplatzverluste.

Zumal die Bundesregierung schon angekündigt hat, dass die Regelung für die Gastronomie, wonach 75% des Umsatzes von November und Dezember 2019 ersetzt werden sollen, beim Einzelhandel nicht angewendet werden soll. Doch was die Zwangsschließungen für die betroffenen Unternehmen und auch für die Innenstädte bedeuten, zeigen die Zahlen des HDE: Danach trifft der Shutdown etwa 200 000 Handelsunternehmen, davon sind 99% kleine und mittlere Betriebe. Von den etwa 600 000 Beschäftigten des Innenstadteinzelhandels sieht der Verband durch die Schließungen bis zu 250 000 Jobs stark gefährdet. Die Folge dürfte wachsender Leerstand sein.

„Wenn wir mit dem Handel die Kernbranche unserer Stadtzentren weitgehend in die Insolvenz zwingen“, so kritisiert der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth, „ist das nach der Krise nicht einfach wieder zu beheben“. Die Hauptlast wird - wie schon im Frühjahr – der Modehandel tragen, der nach Mitteilung des BTE (Handelsverband Textil) des BDSE (Handelsverband Schuhe) und des BLE (Handelsverband Lederwaren) nach einem Umsatzrückgang von rund 21% bis Ende Oktober im Jahresvergleich weitere 6 Mrd. Euro an Umsatz verlieren wird.

Die Verbände sprechen deshalb von einem Fiasko für die Mode-Branche, was auch daran abzulesen ist, dass sich nach den Worten von BTE-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels bis zum voraussichtlichen Schließungsende am 10. Januar 2021 ein Berg von 300 Mio. Teilen unverkaufter Modeartikel auftürmen wird – zusätzlich zur unverkauften Frühjahrsware. Vor diesem Hintergrund weist er darauf hin, dass verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten, wie von der Regierung angekündigt, denen nicht helfen werden, die Verluste ausweisen müssen.

Nach den Worten von HDE-Hauptgeschäftsführer Genth werden viele Unternehmen ohne entsprechende Staatshilfen nicht überstehen“. Da die bisher vorgesehenen Gelder bei weitem nicht ausreichen, um eine Pleitewelle in den Innenstädten zu verhindern, fordert der Verband für den Dezember eine Gleichbehandlung mit der Gastronomie und die Aufnahme der Branche in die Dezemberhilfen, auf die auch der BTE sehr großen Wert legt. Für den Januar müsse dann eine neue Form der Finanzhilfe gefunden werden, so Genth. Doch die Überbrückungshilfen allein reichten nicht aus, um die betroffenen Handelsunternehmen zu retten.

Mit Blick auf die erneute Zwangsschließung erwartet der HDE für 2020 im stationären Einzelhandel einen Umsatzrückgang von 2,7% oder 13 Mrd. Euro. Der vom Lockdown betroffene Handel werde 20% (36 Mrd. Euro) seines Umsatzes einbüßen, während der Online-Handel um 20% wachsen dürfte.