Mieten im Shutdown

ECE will die Center-Mieter stark entlasten

Rege Gespräche mit den Mietern während des Lockdowns. Foto: ECE

rv DÜSSELDORF:Lange hatte der Nonfood-Einzelhandel gehofft, dass ein zweiter Shutdown im Herbst/Winter an ihm vorbeigeht. Diese Hoffnung hat die erneute Zwangsschließung zerstreut. Deshalb hat die ECE den betroffenen Einzelhändlern und Gastronomie-Betrieben in den von ihr betriebenen Einkaufszentren Entlastung zugesagt, wenn Investoren und Banken mitziehen. Insgesamt geht es um einen Nachlass von 75 Mio. Euro.

Zum einen geht es um einen Mietnachlass bei der Kaltmiete, die für den Zeitraum der Ladenschließung ab Mitte Dezember (16.12.) um die Hälfte reduziert wird. „Dies gilt auch für mögliche weitere Lockdowns im Jahr 2021“, schreibt die Hamburger ECE Group: „Bei einem Lockdown von einem Monat bedeutet dies einen Mietverzicht von bis zu rd. 50 Mio. Euro in Deutschland.“

Zum andern sollen die Werbebeiträge für das erste Quartal und mögliche Sonderwerbebeiträge im Jahr 2021 nicht erhoben werden, so dass die Einzelhändler und Gastronomen-Betriebe Anfang dieses Jahres um weitere 25 Mio. Euro entlastet werden sollen. Die sich dadurch ergebende Gesamtzahl von 75 Mio. Euro umfasst laut ECE die gleiche Summe, auf die die Investoren schon beim ersten Shutdown im Frühjahr 2020 verzichtet hatten.

„Der Lockdown vor Weihnachten ist der absolute Worst Case für alle Händler und bedroht viele von ihnen in ihrer Existenz“, konstatiert der CEO der ECE Group,Alexander Otto (Foto: ECE). Das zeigt auch eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) unter über 700 Händlern, wonach der vom Lockdown betroffene Einzelhandel in der letzten Dezemberwoche rund 5 Mrd. Euro und im Gesamtjahr 2020 etwa 36 Mrd. Euro Umsatz eingebüßt hat.

Deshalb braucht die Branche laut Otto „eine schnelle Entlastung, zumal die versprochenen staatlichen Hilfen bislang viel zu langsam und vielfach auch gar nicht fließen“. Nach den Worten von HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth kündigt „Bundesfinanzminister Olaf Scholz zwar immer Milliardenhilfen an, tatsächlich kommen die Hilfen aber nicht zur Auszahlung, weil die Zugangshürden viel zu kompliziert und zu hoch sind“.

Als Partner sowohl der Einzelhändler wie auch der Investoren sieht sich die ECE in der Pflicht, einen fairen Interessensausgleich zu vermitteln. Für das Portfolio der Familie Otto hat der CEO der ECE Group entschieden, „dass wir uns mit den Mietern die Miete für die weiteren Schließungszeiträume teilen wollen.“ Bislang haben sich bereits weitere namhafte Investoren angeschlossen.

Insgesamt liegt nach Unternehmensangaben inzwischen für knapp zwei Drittel der rund 100 ECE-Einkaufszentren in Deutschland die grundsätzlichen Zustimmungen der jeweiligen Investoren vor, darunter auch Pensionsvereine zur betrieblichen Altersvorsorge. Mit anderen Investoren laufen derzeit noch entsprechende Gespräche.

Auch beim ersten Shutdown war es der ECE gelungen, mit den allermeisten Händlern eine einvernehmliche Lösung zu finden. Laut Joanna Fisher, CEO der ECE Marketplaces (Foto: ECE), konnte sich das Unternehmen mit 90% der betroffenen Händler inzwischen auf Vertragsanpassungen einigen. Dabei wurde in der Regel die Miete temporär reduziert und im Gegenzug die Mietvertragslaufzeit verlängert.

Aus Sicht von Otto wäre es sowohl im Interesse der Einzelhändler als auch der allermeisten Vermieter in Deutschland, „wenn wir hier zu einer möglichst schnellen und einheitlichen Lösung kämen, damit wir unsere ganze Kraft auf die Herausforderungen konzentrieren können, die vor uns liegen“.