Frequenz-Messungen

Die Normalisierung des öffentlichen Lebens hat die Besucherströme wachsen lassen

rv DÜSSELDORF. Als die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten mit Blick auf die wachsende Covid-19-Infektionszahlen das öffentliche Leben am 23. März heruntergefahren haben, ist die Frequenz gerade in Deutschlands Top-Einkaufsmeilen regelrecht abgestürzt. Wie sehr, das zeigt der Blick etwa auf die Neuhauser Straße in München. Am Donnerstag, dem 26. März, wurden gerade einmal 490 Passanten gezählt. Im August 2019 lag die durchschnittlich gezählte Frequenz an gleicher Stelle an den Donnerstagen bei 10 412 Passanten.

Nach den Lockerungsmaßnahmen Mitte April erhöhte sich die Frequenz am Donnerstag, dem 23. April, in der Münchener Top-Lage Neuhauser Straße in etwa auf die doppelte Zahl. Die Großbetriebe mit mehr als 800 qm waren von den Lockerungsmaßnahmen noch ausgenommen. Innerstädtische Frequenzbringer wie Saturn, Peek & Cloppenburg, Primark oder die Warenhäuser mussten weiter geschlossen bleiben, um Massenandrang zu verhindern und die Frequenz gering zu halten. Der Blick etwa auf die Münchener Zahlen zeigt, dass dies gelungen war.

In anderen Top-Einkaufsstädten wie in der Spitalerstraße in Hamburg erhöhte sich die Frequenz nach den Lockerungsmaßnahmen etwas deutlicher auf etwa 2 000 Passanten und in der Düsseldorfer Schadowstraße sowie dem Dortmunder Westenhellweg waren es mehr als 2 000 Passanten. Der Immobiliendienstleister Comfort hatte die Passantenfrequenzen seit der Wiederöffnung der Geschäfte ab Montag, dem 20. April 2020, auf Grundlage der per Laser von der Hystreet.com GmbH erhobenen Frequenzzahlen kontinuierlich analysiert.

Der Blick auf die Zahlen im Mai, als in kleinen Schritten auch die Großbetriebe wieder öffnen durften, zeigt dann wiederum eine starke Erhöhung der Frequenz in der Neuhauser Straße auf deutlich über 6 000 gezählte Besucher und eine weitere Erhöhung auf über 7 000 im Juni. Vor allem im Juli, als auch Gaststätten unter Beachtung der Hygieneregeln wieder öffnen durften und das öffentliche Leben wieder in relativ normalen Bahnen verlief, machte die an den Donnerstagen erfasste Frequenz in allen betrachteten größeren Städten Hamburg, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und München einen deutlichen Sprung.

In Hamburg stieg der Wert in der Spitzenzeit auf 7 105 gezählte Besucher, in Hannover auf 8 436, in Dortmund auf 6 516, in Düsseldorf auf 6 763, in Köln auf 9 260 und in München auf 10 802. Nur in der Königsstraße in Stuttgart lag die gezählte Frequenz im Monat Juni mit 8 479 gezählten Besuchern über dem erfassten Wert im Monat Juli. Dass die Zahlen im August 2020 leicht unter den Zahlen im Juli lagen, führt der Immobiliendienstleiser auf die hohen Temperaturen zurück, die sich dämpfend auf die Konsumlaune ausgewirkt hat. Viele haben im August offenbar das Freibad der Innenstadt vorgezogen. 

Insgesamt kommt Olaf Petersen, Geschäftsführer von Comfort und Chef der Research-Abteilung bei seiner Analyse der August-Zahlen aber dennoch zu dem Ergebnis, dass die durchschnittlichen Frequenzzahlen in den betrachteten Städten trotz der hohen Temperaturen, inzwischen etwa 70% der Vorjahreswerte erreicht haben. Und sie liegen aus seiner Sicht nicht so deutlich unter den Vergleichswerten des Jahres 2019, wie dies vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise hätte vermuten können. Grundsätzlich ist laut Petersen „die Entwicklung aus Sicht des Handels weiterhin als positiv zu bewerten“.

Im Vergleich zu den entsprechenden Augusttagen des Jahres 2019 erreichten die gemessenen Top-Passantenfrequenzen an den Donnerstagen und auch an den Samstagen im August dieses Jahres ein Niveau, das sich laut Comfort zwischen etwa zwei Drittel und gut vier Fünftel der Vorjahreswerte bewegt. Relativ gut schnitten hier demnach die Hamburger Spitalerstaße und die Düsseldorfer Schadowstraße ab, während die süddeutschen Einkaufsmeilen Neuhauser Straße (München) und Königstraße (Stuttgart) im Vergleich zum Vorjahr prozentual schwächer abschnitten. Dies könnte auf die restriktivere Politik etwa in Bayern zurückzuführen sein.